Somnambul Eliza (German Edition)
die perfekten Umgangsformen, die ihn verrieten. Trotzdem kam sie
seiner Aufforderung gern nach, denn den engen Rollkragenpullover und die
drückende Strumpfhose loszuwerden war eine echte Wohltat. Dann kroch sie völlig
erschöpft unter die Bettdecke. Erst jetzt, wo sie in die Waagerechte kam,
begann sie richtig zu spüren, was ihr alles wehtat. Ihre Glieder schmerzten,
als hätte sie einen Marathon hinter sich gebracht und ihr Kopf tat so höllisch
weh, dass es Sehstörungen verursachte. Außerdem begann sie schon wieder furchtbar
zu frieren.
Als Valeriu zurückkam, hatte Eliza sich
die Decke bis zur Nasenspitze gezogen und zitterte am ganzen Körper so sehr,
dass die Decke über ihr vibrierte. Er setzte sich an ihre Seite und fühlte
erneut ihre Temperatur.
„Das Fieber steigt ziemlich schnell“,
stellte er besorgt fest. „Ich denke, wir sind schon bei deutlich über 39°
Celsius. Hast du ein Fieberthermometer und gibt es hier eine Wärmflasche?“
Eliza erklärte ihm, wo er das
Thermometer im Kosmetikschrank im Badezimmer finden würde und wie die Sache mit
den Kirschkernbeuteln in der Mikrowelle funktionierte. Kurz darauf schob er ihr
das Thermometer unter die Zunge und legte ihr den heißen Beutel an die Füße.
Die Digitalanzeige zeigte 39,4 Grad an und Eliza bibberte noch immer so sehr, dass ihre Zähne geräuschvoll aufeinanderschlugen. Valeriu
holte die Wolldecke aus dem Wohnzimmer und breitete sie zusätzlich über Eliza
aus, aber auch das nützte nichts.
„Ich würde dich gern mit meinem Körper
wärmen, Eliza, aber ich fürchte, das würde nur das Gegenteil bewirken“, sagte
er betrübt.
Wenn er die Grippe kriegen sollte,
hatte er in der letzten Stunde bereits mehr als genug Gelegenheiten gehabt,
sich den Virus einzufangen. Also sagte Eliza schlotternd: „Ich fände es
trotzdem schön. Den Versuch ist es allemal wert.“
Also zog Valeriu seine schicken
italienischen Designerschuhe aus und legte sich vorsichtig neben Eliza. Er
schloss sie in seine Arme und rieb ihre Schultern, um sie zu wärmen. Er hielt
sie ganz fest und seine Nähe tat ihr unglaublich gut, obwohl sie selbst durch
die Decken spüren konnte, dass Valeriu ihr keine Körperwärme geben konnte.
Obgleich sie noch immer fror, ließ das Zittern in seiner Umarmung nach und
Eliza schmiegte den schmerzenden Kopf an Valerius harte Schulter. Immer wieder prüfte
Valeriu ihre Temperatur, die noch immer stetig stieg. Es dauerte fast eine
Stunde bis der Schüttelfrost nachließ, die Thermometeranzeige hatte annähernd
die 40-Grad-Marke erreicht. Eliza begann ein wenig in Valerius Armen zu dösen,
doch sie war unruhig und schreckte immer wieder auf. Das Fieber verursachte
wirre, surreale Traumgebilde und sie stöhnte in ihrem friedlosen Dämmerschlaf.
Behutsam küsste Valeriu ihre glühende Stirn, dann erhob er sich vorsichtig,
ohne sie zu wecken. Aber als sie sich panisch nach ihm umsah, war er schon
wieder zur Stelle und hatte eine dampfende Tasse Tee und zwei feuchte
Handtücher in der Hand. Er stellte die Tasse auf dem Nachttisch neben ihr ab
und erklärte: „Ich habe mich in deinem Küchenschrank umgesehen und eine Tüte
Kamillenblüten gefunden.“
Dann setzte er sich wieder an den Rand
des Bettes und schob die Decken ein wenig hoch.
„Achtung. Jetzt wird es ein bisschen
kalt“, warnte er und wickelte ihr die kühlen, in Essig getränkten Tücher um die
Waden. Dann legte er noch ein trockenes Handtuch darum und schob die Decken
wieder sorgfältig über Elizas Füße.
„Du bist einfach unglaublich, ich weiß
gar nicht wie ich dir danken soll“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
Valerius sanfte, kalte Hand fuhr
zärtlich über Elizas Wange: „ Psst , nicht reden. Du
brauchst mir nicht zu danken, Liebste.“
Dann reichte er ihr die Tasse mit dem
duftenden Tee und stützte vorsichtig ihren Kopf im Nacken, der ihr so unendlich
schwer vorkam.
„Trink langsam und in kleinen
Schlucken“, fügte er hinzu. Dann bettete er sie wieder behutsam auf das Kissen
und machte sich daran, die Wadenwickel zu erneuern.
So ging es die halbe Nacht, bis das
Fieber gegen drei Uhr den Höhepunkt erreichte. Ein fürchterlicher Schüttelfrost
erschütterte Elizas Körper und auch als Valeriu sie wieder fest in seine Arme
schloss, brachte das keinerlei Besserung.
„Mir ist so kalt“, flüsterte sie
kraftlos und Valeriu küsste ihr schönes, fiebriges Gesicht. Verzweifelt rieb er
ihre schlanken, eleganten Glieder, die unter seinen
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