Somnambul Eliza (German Edition)
Berührungen bebten.
„Wenn das so weitergeht, werden wir
heute Nacht noch einen Arzt brauchen“, sagte er halb zu sich selbst.
„Nein, bitte keinen Arzt“, bat Eliza.
„Der kann bei einer Grippe auch nichts ausrichten.“
Valeriu lächelte und zog auf seine
unverwechselbare Art eine Augenbraue hoch: „Das klingt ja fast, als hättest du
etwas zu verbergen.“
„Ich mag nur keine Ärzte, das ist
alles“, gab Eliza zu.
Valeriu grinste: „Mit dieser Einstellung
sind wir dann schon zu zweit.“
Als der Schüttelfrost endlich nachließ,
fiel Eliza wieder in den unruhigen Dämmerzustand und Valeriu begann erneut mit
den Wadenwickeln. Immer wieder benetzte er ihre Lippen mit Kamillentee und
legte ihr kühle, feuchte Tücher auf die Stirn. Wieder wurde Eliza von
chaotischen Albträumen heimgesucht und sie stöhnte unter der wirren Bilderflut.
Dann nahm Valeriu ihre heiße Hand in die seine und augenblicklich wichen die
düsteren Schreckensbilder einer freundlicheren Szenerie.
Es war ein lieblicher, unbeschwerter,
heiterer Traum, als hätte man ein Gemälde von Monet zum Leben erweckt. Eliza
lustwandelte in einem leichten hellen Sommerkleid im Stil der Jahrhundertwende
über eine üppige Blumenwiese. Ein zierlicher Sonnenschirm spendete ihr
Schatten. Die Sonne schien warm vom Himmel, doch eine leichte Brise und
zahlreiche Schäfchenwolken am strahlendblauen Himmel sorgten für eine angenehme
Temperatur. Die Vögel zwitscherten und irgendwo hörte sie einen Bachlauf
plätschern. Dann erblickte sie Valeriu, der wieder so ähnlich aussah, wie sie
ihn sich in der Oper vorgestellt hatte und ihr Herz machte einen Luftsprung. Er
breitete gerade eine Picknickdecke aus, dann sah er sie kommen und winkte sie
zu sich.
Während Eliza dies träumte, wurde sie
zusehends ruhiger, auch wenn das Fieber noch immer nicht sank.
Als sie in den frühen Morgenstunden die
Augen aufschlug, begann sie endlich zu schwitzen. Sie stieß die Wolldecke von
sich und Valeriu schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, als sie die Augen
aufschlug und ihn ansah.
„Ich glaube, wir haben das Schlimmste
überstanden“, sagte er erleichtert. Obwohl er die ganze Nacht an ihrem Bett
gewacht hatte und Elizas Wissen nach nicht einmal eingenickt war, sah Valeriu
so frisch und strahlend aus als hätte er nach einer erholsamen Nacht gerade
eine erfrischende Dusche genossen. Natürlich war er so blass wie immer, aber
nicht einmal Augenringe zierten sein schönes Elfenbeingesicht. Eliza schämte
sich ein bisschen für ihr derangiertes Äußeres, die zerzausten Haare und den käsig,
ungesunden Teint. Als hätte er ihrem Blick angesehen, was ihr durch den Kopf
ging, fuhr Valeriu sachte mit den Fingern durch ihr Haar und zeichnete ihre
elegant geschwungenen Augenbrauen, ihre Nase, ihre sinnlichen Lippen nach, um
sie dann auf die Stirn, auf die Nasenspitze, auf den Mund zu küssen.
„Ich hatte heute Nacht wirklich Angst um
dich, Liebste. Und obwohl du solche Qualen gelitten hast, bist du just in
diesem Augenblick das schönste Wesen auf dem Erdball.“
Eliza streckte die Hände aus und legte
die Arme um seinen Hals, dann zog sie Valeriu nochmal zu sich und küsste ihn
nun ihrerseits lang und leidenschaftlich. Zunächst gab er ihren sinnlichen
Küssen nach, doch dann umfasste er ihre glühenden Schultern und drückte sie
behutsam zurück in die Kissen. Er lachte: „Nicht so stürmisch, Geliebte. Du
bist noch immer schwer krank und brauchst Ruhe.“
Er stand auf und verschwand im
Badezimmer. Gleich darauf kam er mit einer Schüssel mit kühlem Wasser zurück.
Liebevoll wusch er ihren erhitzten, immer noch fiebrigen Körper und es war für
Eliza eine äußerst sinnliche Erfahrung ihm ihren Körper auf diese Weise zu
überlassen. Irgendwie gelang es Valeriu bei dieser intimen Geste trotz aller
Sinnlichkeit professionelle Diskretion zu wahren. Er ging mit Eliza so ähnlich
um, wie ein Masseur, denn er war offenbar peinlich darauf bedacht, weder ihre
Brüste noch ihre Scham zu entblößen. Dennoch waren seine Berührungen überaus
erotisch. Er half ihr, sich im Bett aufzusetzen.
„Zieh dein Nachthemd aus und leg dich
auf den Bauch“, befahl er mit wunderbar rauchiger Stimme und Eliza tat wie ihr
geheißen.
Sie schielte zu ihm hinüber, doch wie
sie es erwartet hatte, hatte er sich, noch immer ganz und gar Gentleman, von
ihr abgewandt. Dann legte er zärtlich ihre langen blonden Haare beiseite und
begann ihren Nacken, ihre Schultern und ihre Arme zu
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