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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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Röschen am Dekolletee
– das kann nur Dior sein. Wirklich ganz entzückend. Und dazu der pinkfarbene
Nicki-Bademantel mit den Volants – super romantisch. Man sollte dich für einen
der Fashion-Blogs im Netz fotografieren.“
    Es war Stephan, ihr Nachbar. Eliza
grinste: „Danke für die Komplimente und ja es ist ein altes Dior-Nachthemd.“
    Ehe sie ihn einladen konnte, hatte
Stephan bereits die Wolldecke ein wenig beiseitegeschoben und saß neben Felis
auf dem Sofa, deren Hals er umgehend zu kraulen begann.
    „Sag mal, ist noch etwas von dem
köstlichen Wein von gestern Abend übrig oder haben wir beiden Schnapsdrosseln
die ganze Flasche leergetrunken?“
    Sein Blick fiel auf das Weinglas, das
auf dem gläsernen Couchtisch stand.
    „Ah, Madame hat sich bereits allein ein
Gläschen genehmigt?“
    Eliza nickte mit gespielt betretener
Miene, dann holte sie die Flasche mit dem kümmerlichen Rest zusammen mit einem
Weinglas aus der Küche und brachte außerdem eine Packung Crostinis mit. Dann nahm sie sich die Wolldecke und machte es sich im Sessel bequem.
    „Wie war dein Tag?“, wollte sie von ihm
wissen und hoffte dabei gleichzeitig auf eine Gegenfrage.
    „Ich kann mich nicht beklagen. Wir
hatten gut zu tun. Die Cartier-Uhr, von der ich dir erzählt habe, ist auch
heute weder ausgelöst noch verlängert worden und geht entsprechend in die
Auktion. Vielleicht hast du ja doch Interesse?“
    Eliza schüttelte mit dem Kopf und
Stephan fuhr fort: „Aber die alte Dame mit dem Granatkollier, das sie schon
ihrer Enkelin versprochen hatte – du erinnerst dich – sie war heute da und hat
es ausgelöst. Gott sei Dank.“
    Eliza musste lächeln. In ihren Augen war
Stephan genau der richtige Mann für diesen Job. Er hatte das Herz am rechten
Fleck und immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Kunden. Eliza
war froh, dass sie Stephan gleich bei ihrem Einzug kennengelernt hatte. Er
bewohnte die Wohnung direkt ihr gegenüber. Vom ersten Tag an war es, als würden
sich die beiden schon ewig kennen. Eigentlich handelte es sich erst um sechs
Wochen, doch sie gingen bereits so vertraut miteinander um wie alte Freunde,
die schon zusammen den Kindergarten besucht hatten. Bei jedem anderen wäre es
Eliza höchst unangenehm gewesen, ihm im Nachthemd gegenüberzusitzen, doch bei
Stephan machte ihr das gar nichts aus. Er hatte ihr die Eingewöhnung in Wien
erheblich erleichtert. In ihren ersten Wochen hier war er mehrmals mit ihr
ausgegangen oder hatte sie abends bekocht. Außerdem war Stephan der perfekte
Shopping-Partner, der jede Boutique und jeden Second-Hand-Laden Wiens wie seine
Westentasche kannte. Stephan war ein schräger Vogel und ein wahrer Fashion- Victim . Seine braunen Haare waren kunstvoll verwuschelt,
auf der Nase trug er eine topaktuelle große Hornbrille von Tom Ford.
    Endlich stellte er die ersehnte Frage:
„Du bist ja so ruhig. Hast du dich heute über irgendetwas geärgert? Wie war
deine Führung?“
    Obwohl sie darauf brannte, es ihm zu
erzählen, fehlten ihr plötzlich die richtigen Worte und sie druckste herum:
„Nein, ich habe mich überhaupt nicht geärgert. Im Gegenteil.“
    Eliza machte eine bedeutungsvolle Pause
und nippte an ihrem Wein: „Ich habe jemanden kennengelernt. Er hat sich meiner
Führung angeschlossen und wollte mehr über den Selbstseher erfahren. Ich
habe noch nie einen so unglaublich attraktiven Mann gesehen – und dann erst
seine großartige Stimme. Er war so charismatisch.“
    Sie geriet ins Schwärmen und Stephan
konnte sehen, wie ihre blauen Augen leuchteten.
    „Er will mich nächsten Donnerstag noch
einmal im Museum treffen, um über den Selbstseher zu sprechen“,
sprudelte es aus ihr heraus.
    Stephan schaute sie überrascht an: „Und
du hast gleich zugesagt? Das ist doch gar nicht deine Art. Er scheint dir
wirklich ausgesprochen gut gefallen zu haben. Nun erzähl schon, wie genau sieht
er denn aus? Wie alt ist er? Wie heißt er? Was macht er beruflich?“
    Eliza dachte einen Moment nach, ihre
Miene verfinsterte sich ein wenig.
    „Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt
nichts über ihn, außer, dass er sich offenbar für Kunst interessiert und dass
er wahnsinnig schön ist“, gab sie kleinlaut zu.
    Obwohl sich sein makelloses Gesicht
regelrecht in ihren Kopf eingebrannt hatte, fiel es Eliza sehr schwer, ihn zu
beschreiben. Angaben über einzelne Merkmale wie seine hohen Wangenknochen und
seinen sinnlichen Mund erschienen ihr im Vergleich zu der

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