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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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stolperte auf dem Weg in die Küche
über ihre eigenen Hausschuhe. Sie entschied sich für einen Instant-Cappuccino
und hievte drei Teelöffel Pulver in ihre Tasse. Dann stellte sie den
Wasserkocher an. Beim Versuch, das heiße Wasser in die Tasse zu gießen jedoch
versagte sie kläglich und verschüttete die Hälfte. Ihre Finger bekamen nur ein
paar Tropfen ab, doch die waren heiß genug, um sie aufschreien zu lassen.
Entnervt wischte sie die dampfende Pfütze weg. Dann widmete sie sich erneut
ihrem Kaffee. Die Tasse war randvoll mit kochendem Wasser. Vorsichtig rührte
sie mit ihrem Löffel darin herum, doch das Pulver wollte sich in dem zu heißen
Wasser nicht lösen und so schwammen oben unansehnliche und vor allem
ungenießbare Cappuccino-Klumpen. Darum bemüht, nicht nochmals alles zu
verschütten, balancierte Eliza die Tasse von der Anrichte hinüber zu dem
kleinen Küchentisch. Dann griff sie nach der Schachtel mit Schokoladenkeksen,
die auf der Fensterbank stand. Eigentlich war sie ein Mensch, der auf die erste
Mahlzeit des Tages, das Frühstück, problemlos hätte verzichten können. Doch die
vielen Jahre unter der Obhut ihrer fürsorglichen Mutter hatten ihr dieses auf
ein Minimum reduzierte Ritual des Frühstückens in Fleisch und Blut übergehen
lassen. So saß sie nun hier, wo niemand ihre Essgewohnheiten schelten oder gar
kontrollieren konnte und aß, der Macht der Gewohnheit folgend, ihren Keks.
Anschließend, noch immer in Nachthemd und Bademantel, begab sie sich ins
Arbeitszimmer. Es handelte sich um einen kleinen, doch hellen Raum mit einer
geschmackvollen, modernen, aber nicht sterilen Einrichtung und einem
imposanten, für den Raum etwas zu großen gläsernen Schreibtisch. An den Wänden
waren ringsum Bücherregale angebracht, in denen hauptsächlich die biologischen
Fachbücher der eigentlichen Bewohnerin dieser Wohnung standen. Doch die
Regalböden waren so tief, dass man bequem zwei Reihen Bücher in ihnen anordnen
konnte und so hatte Eliza begonnen, für die Zeit ihres Aufenthaltes, ihre
eigenen Bücher vor den alten Bestand zu stellen.
    Um jedoch ernsthaft zu arbeiten, war
Elizas Kopf nicht frei genug und so begann sie mit der stupidesten Tätigkeit,
die ihr einfiel. Sie räumte den Schreibtisch auf. Sie wusste genau, dass das
mitten in einer wissenschaftlichen Arbeit eigentlich vergebene Liebesmühe war
und ihr Arbeitsplatz schon bald wieder genauso unordentlich aussehen würde wie
zuvor. Doch für den Moment war es die ideale Beschäftigung und so sortierte sie
eifrig Bücher, Post- Its , Ausdrucke und Ringbücher,
bis man die gläserne Oberfläche des Schreibtisches wieder sehen konnte.
    Als sie mit ihrem Werk zufrieden war,
begab sie sich ins Bad, wo sie die nächste Stunde mit Schönheitspflege
zubrachte. Sie schlüpfte in ihre schmale, weiche Lieblingsjeans und wählte dazu eine leichte weiße Bluse mit witzigen Retro-Details. Den
Gedanken, dass sie sich auch noch überlegen musste, was sie am Abend tragen
würde, schob sie weit beiseite. Dann beschloss sie, einkaufen zu gehen – nicht
shoppen, sondern die notwendigen Besorgungen zu erledigen. Als sie vor die
Haustür trat, stellte sie fest, dass es zwar wieder deutlich kälter geworden
war, aber immerhin nicht regnete. Eliza entschied sich für den Supermarkt in
der Neubaugasse. Da sie unbedingt Katzenfutter kaufen musste und außerdem
Fruchtsaft und Wein mitbringen wollte, war der kurze Weg von Vorteil. Auch im
Laden trödelte sie herum und kaufte einiges, das nicht auf ihrer Einkaufsliste
stand. Am Nachmittag griff sie doch noch zu einem Fachbuch und machte es sich
zusammen mit Felis auf der Couch im Wohnzimmer bequem. Sie las eine Weile und
machte sich auch ein paar Notizen. Aber, wie bereits am Morgen befürchtet,
fehlte es ihr an der nötigen Konzentration und ihre Gedanken schweiften immer
wieder in Richtung des Fremden und der Verabredung am Abend. Eliza ertappte
sich, wie sie, die Augen auf ihr Buch geheftet, eigentlich durch die Zeilen
hindurchsah, regelrecht so tat als lese sie und dabei an etwas völlig anderes
dachte. Die Situation war wahrlich grotesk, denn anders als beispielsweise bei
der Lektüre in der Schule, war hier kein Lehrer anwesend, der ihr
vorgeschrieben hätte, in ihr Buch zu schauen. Sie hätte es auch ganz einfach
weglegen und ihren Gedanken nachhängen können. Unwillkürlich musste sie mit dem
Kopf schütteln, als sie über die Absurdität ihres Verhaltens sinnierte. Dann
klopfte es an der Tür und wie

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