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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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verantwortlich war. Sie horchte, doch die Türklingel und
das Telefon blieben still. Eliza fröstelte. Sie streckte die Hand nach Felis
aus und strich ein paar Mal über deren samtiges Fell. Die Katze begann umgehend
wohlig zu schnurren und drückte ihr Köpfchen gegen Elizas Hand. Sie knipste das
Licht aus, drehte sich auf die Seite, der Katze zugewandt, und zog die
Bettdecke bis ans Kinn hoch. Im Halbschlaf dachte sie noch einmal an den
vorigen Abend und Unruhe erfasste sie bei dem Gedanken, dass sie nun eine volle
Woche auf ein Wiedersehen mit dem Fremden warten musste. Gleichzeitig aber
verursachte der Gedanke, mit ihm allein eine feste Verabredung zu haben, erneut
dieses nervöse, ängstliche Grummeln in der Magengegend. Schließlich aber siegte
die Vorfreude und während Eliza eindöste, kam sie doch noch zu den ersehnten
schwärmerischen Träumereien, die ihr am Abend versagt geblieben waren.
    Als sie gegen elf Uhr erneut erwachte,
fühlte sie sich ganz anders, völlig entspannt und gut erholt.
     
    Die
nächsten Tage verbrachte Eliza hauptsächlich mit Recherche und Lektüre für ihre
Doktorarbeit. Mehrmals machte sie sich auf den Weg zur Universitätsbibliothek,
weil Fernleihen für sie eingetroffen waren oder weil sie bestimmte Dinge im
Präsenzbestand nachschlagen musste. Doch eigentlich arbeitete sie lieber zu
Hause, wo sie niemand störte, mit Büchern, die ihr selbst gehörten. Einen
großen Teil der Bände, die sie für ihre Arbeit benötigte, hatte sie
mittlerweile, zumeist antiquarisch via Internet, käuflich erworben oder
ersteigert und damit eine ansehnliche Privatbibliothek zur Kunst der
Jahrhundertwende in Wien aufgebaut. Jedes Buch, das als Päckchen bei ihr
eintraf, wurde mit Sorgfalt gereinigt und in einen ansprechenden Zustand
versetzt. Im Hinblick auf Bücher und ganz besonders auf Kunstbände hatte Eliza
über die Jahre eine beachtliche Sammelleidenschaft entwickelt, die mit einer
sehr liebevollen Behandlung ihrer Schätze einherging. Sie konnte es nicht
ertragen wenn jemand mit schmutzigen Fingern in einem Buch blätterte, die
Seiten schroff umschlug und dabei Knicke verursachte, ein Buch auf seine Nase
legte oder gar Flecken und Eselsohren fabrizierte. Bereits zuhause bei ihren
Eltern in Kassel hatte sie als Schülerin und Studentin eine bemerkenswerte Büchersammlung
zusammengetragen, die ihren Freundeskreis witzeln ließ, wenn Eliza einmal
ausziehen werde, dann nur, um mehr Platz für ihre geliebten Bücher zu haben.
Entsprechend schwer fiel es ihr auch, viele ihrer Lieblinge daheim
zurückzulassen, als sie nach Wien ging. Am liebste hätte sie einen ganzen
Umzugswagen mit all ihren Büchern gepackt und mit sich genommen. Doch sie hatte
sich entscheiden müssen und nur die Bände mitnehmen können, die für ihre
Studien hier von Belang waren. Trotzdem fehlte hier und da immer wieder ein
Buch, das ihr ihre Mutter dann ordentlich verpackt zusenden musste.
    Immer
wenn Eliza in der folgenden Woche ihre Wohnung verließ, sei es auf dem Weg zur
Universität, wegen der Bibliothek, zum Einkaufen oder, um mit Stephan Kaffee
trinken zu gehen, ertappte sie sich dabei, wie sie sich mehr als gewöhnlich
umsah und nach dem Fremden Ausschau hielt. Dann sagte sie sich, dass Wien eine
Millionenstadt war und es völlig unwahrscheinlich wäre, hier jemanden zufällig
zu treffen. Auch bei ihrer Führung am Samstagmorgen hatte sie die
unterschwellige Hoffnung, er könnte, entgegen seiner Absage, plötzlich
auftauchen. Doch er kam nicht.
    Jeden
Morgen erwachte Eliza mit dem merkwürdigen Kribbeln im Bauch und manchmal hatte
sie auch das unbestimmte Gefühl, nicht allein zu sein, wenn sie aufwachte. Doch
sie schob diesen albernen Gedanken jedes Mal beiseite und schrieb ihn ihrer
latenten Schwärmerei und der intensiven Beschäftigung mit Astralleibern und
Geisterfotografie im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit zu. Die beängstigende
Empfindung der Berührung der eiskalten Hand jedoch kehrte nicht mehr wieder.
    Dann kam der Donnerstag.
    Eliza schlief in dieser Nacht unruhig
und war völlig verspannt, als sie aufwachte. Am liebsten hätte sie bis zum Nachmittag
geschlafen, da sie nicht wusste, wie sie die Stunden bis zu ihrer Verabredung
verbringen sollte. Doch egal, wie sie sich in ihrem Bett hin und her drehte,
sie konnte nicht mehr einschlafen und war bereits hellwach. Der Blick in den
Spiegel gab in Form von tiefen Augenringen und völlig zerzaustem Haar Kunde von
ihrem unruhigen Schlaf. Eliza stöhnte und

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