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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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in rotes,
handgeschöpftes Papier eingeschlagenes Päckchen. Eliza erkannte an Format und
Gewicht sofort, dass es sich um ein Buch handeln musste.
    „Valeriu, du musst mich doch nicht jeden
Tag beschenken“, sagte sie beschämt, während sie das Buch auspackte.
    „Nein, ich weiß. Aber ich tue es so
gern. Weißt du, mit dir zusammen sein zu dürfen ist für mich jedes Mal aufs
Neue ein Geschenk und ich möchte dir wenigstens irgendetwas dafür zurückgeben.“
    Eliza hielt im Auspacken inne und
schaute in seine schönen, exotischen Augen. Dann streckte sie die Arme nach ihm
aus und ihre Lippen trafen sich in einem zärtlichen Kuss.
    „Du solltest dich für ein Geschenk erst
bedanken, wenn du weißt, was es ist und wenn es deinen Geschmack trifft“,
empfahl er ihr und Eliza wandte sich wieder dem Päckchen zu. Es handelte sich
um eine kleine, alte und bibliophile, in Leder gebundene Ausgabe von E.T.A.
Hoffmanns Kunstmärchen Der goldne Topf . Eliza
streichelte ehrfürchtig über das goldgeprägte Titelschild.
    „Das ist ein wunderschönes Geschenk“,
sagte sie gerührt. „Ich danke dir.“
    „Es erschien mir einfach so passend. Ich
glaube, dich verbindet weit mehr mit diesem Mann als nur der Name“, meinte
Valeriu.
    „So? An was genau hast du dabei
gedacht?“
    „Nun, das wirst du vermutlich noch früh
genug selbst herausfinden, fürchte ich.“
    „Weißt du, dass du dich gut als Orakel
von Delphi machen würdest?“ entgegnete Eliza etwas spitz.
    Valeriu grinste, seine Züge waren völlig
entspannt: „Er schrieb über das Phantastische, das in die Realität einbricht
und du wirst es erleben.“
    Eliza schaute ihn erstaunt an, dann
lächelte sie.
    „Das ist mir doch schon passiert, in dem
Moment, in dem du wie ein Wesen von einem anderen Stern in mein Leben getreten
bist.“
    „Du hältst mich doch nicht für einen
Außerirdischen?“ fragte Valeriu ein wenig besorgt.
    „Nein, ich halte dich für einen Mann aus
Fleisch und Blut, auch wenn du dir alle Mühe gibst, geheimnisvoll und
fremdartig zu erscheinen.“
    „Aus Fleisch und Blut“, echote Valeriu.
„Ja, soviel ist wahr.“
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    „Ich habe mir übrigens deine Hotels im
Internet angesehen“, wechselte Eliza schließlich das Thema.
    „Und? Gefallen sie dir?“
    „Oh ja, sie sind absolut fantastisch.
Beste Lage, luxuriösestes Interieur, stolze Preise“, fasste Eliza ihre
Eindrücke wahrheitsgemäß zusammen.
    Valeriu grinste: „Es ist selten, dass
aus dir derart die Studentin spricht.“
    „Nun ja, ich bin diesem Status ja auch
gerade erst entwachsen. Jedenfalls würden deine Preise nach wie vor meinen
Geldbeutel sprengen“, entgegnete Eliza mit gekräuselten Lippen.
    „Es sieht reizvoll aus, wenn du das machst“,
sagte Valeriu zärtlich.
    „Wenn ich was mache?“
    „Wenn du das mit deinem Mund machst,
wenn du deine Lippen so süßsäuerlich verziehst. Das gefällt mir.“
    Nun verzogen sich ihre Lippen zu einem
breiten Lächeln: „Du bist wirklich ein guter Beobachter.“
    Seine eleganten Finger streichelten ihr
zierliches, zerbrechliches Handgelenk.
    „Ich habe noch ein bisschen mehr
recherchiert“, sagte sie beiläufig, doch er ließ ihre Hand im selben Moment los
und schaute sie aufmerksam und ein wenig argwöhnisch an.
    „In welche Richtung ging denn deine
Recherche, wenn ich fragen darf?“
    „Ich finde dein finanzielles Engagement
für karitative Projekte sehr großzügig und äußerst löblich“, bemerkte sie
anstelle einer direkten Antwort. Als er sie ein bisschen misstrauisch von der
Seite anblickte, fügte sie hinzu: „Keine Sorge. Mehr Informationen hat das
Internet nicht über dich: kein Geburtsdatum, kein Schulbesuch, keine Skandale,
Ehen, Liebschaften.“
    Valeriu grinste sarkastisch: „Dann
kannst du dir ja vorstellen, wie viel Zeit und Geld mich die vielen
einstweiligen Verfügungen kosten.“
    „Oh ja, wenn du nur ein bisschen von
deinen Vorfahren hast“, pflichtete Eliza ihm bei und genoss es, endlich auch
mal geheimnisvolle Andeutungen machen zu können.
    Valeriu zog fragend eine Augenbraue hoch
und sein Körper straffte sich.
    „Naja, es scheint da ein paar illustre
Persönlichkeiten unter deinen Ahnen gegeben zu haben. Da wären zum Beispiel ein
Pirat und ein venezianischer Geheimbündler, die sogar auf den gleichen Vornamen
hörten, wie du.“
    „Ja, ich weiß“, sagte Valeriu eine Spur
zu gleichgültig. „Es gab in meiner Familie einige schwarze Schafe und ein

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