Somnambul Eliza (German Edition)
pisică mea . “
Seine Stimme war kehlig und
gleichzeitig durchdrungen von Wut und Verzweiflung. Eliza zitterte. Zum einen
wegen der Kälte und zum anderen wegen der Intensität seines Gefühlsausbruchs.
Sie streichelte sanft über seine Wange und strich über seine vom Fahrtwind
zerzausten Haare.
„Ich brauche dich auch, mein Liebster. Und gemeinsam
werden wir die Schatten deiner Vergangenheit überwinden.“
Elizas Worte hatten dramatischer und theatralischer
geklungen als sie es vorgesehen hatte, doch Valeriu blieb ganz ernst.
„Ich hoffe, dass du Recht behalten wirst“, sagte er und
küsste sie auf die Stirn. Dann sah Eliza das Auto, das am Rand des Vorplatzes
parkte.
„Gehört der auch dir?“ fragte sie und zeigte auf den
silbernen Mercedes SLK. Valeriu schüttelte den Kopf, als würde er sich aus
einer Trance befreien. Dann schien er seine Fassung wiedererlangt zu haben.
„Nein, das ist der Wagen von Freunden von mir. Ich
hätte euch einander schon längst vorstellen sollen. Laurin ist Arzt und Aurica arbeitet als Psychologin. Ich denke, du wirst sie sehr
mögen.“
Valeriu öffnete ihr die Wagentür und legte den
Arm um ihre Taille.
Wilbert hatte die Ionescus gebeten, in der Bibliothek Platz zu nehmen und ihnen bereits Rotwein serviert.
Als Valeriu und Eliza eintraten, erhoben sich beide und Valeriu stellte sie
einander vor.
Laurin war ein sehr
großer, schlanker, fast ein wenig schlaksig wirkender Mann Ende Dreißig. Sein
hübsches schmales Gesicht war geprägt von einer sehr markanten, großen, langen
Nase und den leicht schräg stehenden, außergewöhnlich grünen Augen, die zwar
von leichten Augenringen umschattet waren, aber ihm
einen sympathisch verträumten Ausdruck gaben. Sein volles dunkles Haar und
seine kräftigen, oval geschwungenen Augenbrauen gaben ihm ein südländisches
Aussehen, standen aber im Kontrast zu seiner blassen Hautfarbe.
Aurica war eine ungewöhnliche, ätherische Erscheinung
und Eliza war sich nicht ganz im Klaren, ob sie sie schön fand. In jedem Fall
war sie sich sicher, dass sie noch nie eine vergleichbare Frau gesehen hatte.
Aurica war ein bisschen größer als Eliza und obwohl sie nur schlank und nicht
dürr war, waren ihre Glieder kantig und sehnig, die Knochen ihres
Schlüsselbeins traten ungewöhnlich deutlich hervor. Ihr Gesicht mit den
ebenmäßigen, ausgeprägten runden Wangenknochen war umrahmt von einer Flut
außergewöhnlich karottenroter Locken. Ihre Augen waren mindestens ebenso grün
wie die ihres Mannes, leuchteten dabei aber, als wollten sie ihr Gegenüber
hypnotisieren und Eliza musste an die Schlange Ka aus Kiplings Dschungelbuch
denken. Auch sie hatte eine lange Nase und dazu einen ebenfalls großen, aber
schön geschwungenen Mund. Wie viele Rothaarige neigte sie zu Sommersprossen,
was ihr gut stand, doch ihre Haut war so weiß, dass sie fast durchscheinend
wirkte. Auf der sehnigen, aber eleganten Hand, die sie Eliza zur Begrüßung
reichte, zeichneten sich deutlich die bläulichen Adern ab. Sie trug ein mit
floralen Mustern besticktes olivfarbenes Kleid mit tiefem Dekolletee, das links
und rechts geschnürt war und sie wie eine Mischung aus einer Waldfee und einem Hippiemädchen erscheinen ließ. Im
Mittelalter hätte man sie mit Sicherheit für eine Hexe gehalten.
Eliza meinte, in den Gesichtern der beiden im ersten
Moment eine Art ungläubiges Erstaunen zu lesen, als sie Eliza erblickten, doch
sie fingen sich schnell und begrüßten sie außerordentlich freundlich. Laurin küsste ihr die Hand auf so altmodische Weise, wie
sie es bisher nur bei Valeriu erlebt hatte und Aurica ließ ihrem festen kalten
Händedruck umgehend eine herzliche Umarmung folgen.
„Sie Ärmste sind ja völlig durchgefroren“, bemerkte
sie besorgt, obwohl ihre Hände noch deutlich kälter waren, als Elizas. Valeriu
ließ Wilbert für Eliza einen Eiergrog herrichten und
bat dann alle, ihm nach oben in den Salon zu folgen.
Die beiden Frauen nahmen auf dem skulpturalen Sofa Platz,
während sich die Männer in den Sesseln niederließen. Wilbert servierte die
Getränke und entzündete das Feuer im Kamin. Valeriu wirkte ein wenig
angespannt, obwohl er sich offenkundig über den Besuch der Ionescus freute. Sie gingen miteinander um, wie Menschen, die einander ausgesprochen gut
und sehr lange kennen. Zunächst wurde Valeriu von Laurin gedrängt, zu erzählen, wie er und Eliza sich kennengelernt hatten. Er
berichtete, wie er ihr im Leopold-Museum gefolgt war:
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