Somnambul Eliza (German Edition)
ihr die Cashmere -Decke über die
Knie und achtete darauf, dass sie gut zugedeckt war, ehe er selbst einstieg und
den Wagen anließ. Der Motor klang sonor und erinnerte an eine schnurrende
Katze. Als sie die gepflasterte Auffahrt hinunterfuhren fühlte sie sich wie in
einem alten englischen Krimi. Valeriu lenkte den Wagen durch die schönsten
Straßen des Cottage-Viertels und Eliza erzählte von ihrem Einkaufsbummel mit
Stephan und sie unterhielten sich über Leonor Fini und ihr außergewöhnlich
vielseitiges Oeuvre. Dann wollte Valeriu wissen, ob sie schon einmal in einem
richtigen Heurigen gewesen sei und Eliza musste verneinen. Eigentlich war sie
bislang überhaupt nicht in die Außenbezirke Wiens gekommen und musste gestehen,
dass sie sich ausschließlich in der Innenstadt auskannte.
„Dann sollten wir das unbedingt ändern“, meine Valeriu
und fuhr hinaus aus Döbling auf die Grinzinger Allee. Er wählte eine schöne Strecke durchs
Grüne, die allerdings bei Tageslicht noch deutlich pittoresker gewesen wäre,
und hielt schließlich vor der Tür des idyllischen Traditionsheurigen Reinprecht in der Cobenzlgasse .
Drinnen war es mollig warm und sie wurden von der typischen Schrammelmusik
empfangen. Die Gasträume waren gemütlich und auf charmante Art rustikal. Sie
nahmen an einem Tisch mit grünlackierten Holzstühlen Platz und über ihnen
hingen an ebensolchen Holzbalken allerlei alte Musikinstrumente und
mittelalterliche Tournierwaffen . In jeder Ecke des
Raumes gab es etwas zu entdecken, wobei man nicht genau wusste, nach welchen
Prämissen man die Exponate ausgewählt und zusammengestellt hatte. Eliza aß
einen fantastischen Strudel und beide ließen sich den vorzüglichen Wein
schmecken.
Als sie das Weingut später verließen, war es draußen
stockfinster geworden und die Luft hatte noch weiter abgekühlt. Eliza kuschelte
sich in die Wolldecke und hüllte sich bis zur Nasenspitze in den Schal, der so
wunderbar nach Valeriu duftete. Er drehte die Heizung bis zum Anschlag auf,
aber richtig warm wurde es in dem Cabrio dadurch nicht. Als sie bereits in die
Straße einbogen, in der Valerius Anwesen stand, wurde im Radio ein Song von Joe
Cocker gespielt und Eliza bat Valeriu, die Musik ein bisschen lauter zu machen.
„Ich mag seine Reibeisenstimme“, erklärte sie.
Er kam ihrem Wunsch nach und meinte lachend:
„Vielleicht sollte ich mehr rauchen und Whisky trinken, wenn du das anziehend
findest.“
Eliza verdrehte die Augen: „Oh, ich glaube, auf diese
Begleiterscheinungen kann ich durchaus verzichten – und auf sein Äußeres auch.
Aber du musst zugeben, dass er ein begnadeter Musiker ist.“
„Das ist er in der Tat“, bestätigte Valeriu.
„Besonders gegen You can leave your head on habe ich nichts einzuwenden.“
„Ach richtig. Dein Faible dafür hast du ja schon
eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, sagte Eliza grinsend und bei dem Gedanken
an die Hühnerbrühe lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Der Song, der
gerade gespielt wurde, hieß When the night comes und zählte zu ihren Lieblingsliedern von Joe Cocker. Es war ein wunderschönes,
düsteres und sehr ernsthaftes Liebeslied und als sie jetzt auf den Text
achtete, fühlte sie sich unwillkürlich an ihre Beziehung zu Valeriu erinnert.
Joe Cocker sang mit seiner ungemein rauchigen, sexy Stimme, in der zu gleichen
Teilen Tragik und Erotik lagen:
Two spirits in the night
we could leave before the morning light
then there's nothing left to lose
and nothing left to fear
so meet me on the edge of time
won't keep you waiting I'll be 'round
then you and I we'll just roll right out of here
I just wanna be the one you
run to
I just wanna be the one you
come to
I just wanna be there for someone
when the night comes
let's pull all the cares behind us
and go where they'll never find us
I just wanna be there beside you
when the night comes
when the night comes.
Auch Valeriu schien die Lyrics zu verfolgen, denn er
ließ den Wagen laufen, obwohl sie bereits ihr Ziel erreicht hatten und sie
schwiegen beide bis zum Ende des Songs. Dann legte er den Arm um Elizas
Schultern und zog sie zu sich herüber. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und
seine Küsse waren leidenschaftlich, rau und drängend. Seine Finger verkrallten
sich in ihren Haaren.
„Eliza, ich brauche dich. Niemals habe ich meine Existenz
so sehr als Fluch und Verdammung begriffen, wie in den Wochen seitdem ich dich
kenne. Mein Gott, du bist mein Leben,
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