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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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wissen. Sei umarmt
und geküsst, Valeriu.
    Gedankenverloren und ein bisschen
enttäuscht strich Eliza über die kunstvoll geschriebenen Zeilen, aus denen
herausklang, dass Valeriu wohl auch diesen Sonntagmorgen nicht mit ihr
verbringen würde.
     Von dem Zimmer gingen eine breite
und eine schmale Tür ab. Sie entschied sich für die schmalere, da die andere
wohl auf den Korridor hinausführte. Sogar die Türklinke war ein filigranes
Meisterwerk des Jugendstil-Handwerks.
    Das Badezimmer war klein, doch
außerordentlich charmant. Die Farbwahl war hier die gleiche, wie nebenan. Auch
hier entstammte das Interieur ausschließlich dem Jugendstil. In der Mitte des
kleinen, lichtdurchfluteten Raumes stand eine freistehende, nostalgische
Badewanne auf vier Löwentatzen mit antiken Messing-Armaturen. Ebenso verhielt
es sich mit dem Waschbecken, das aus einer Porzellanschale bestand, die von
einem Messing-Gestell gehalten wurde. Sogar die Toilette stammte offenbar aus
der Zeit der Jahrhundertwende, denn sie war aufs Üppigste mit Blumenmustern in
Blaumalerei verziert – außen wie innen – und Eliza musste grinsen, welche
Blüten der Anspruch der ganzheitlichen Dekoration zu jener Zeit getrieben hatte.
    Auf einer kleinen Kommode stand die
ganze, zu Elizas Lieblingsduft gehörende, Pflegeserie von der Seife, über die
Körperlotion und das Duschgel bis hin zum Deodorant.
    Allein die Tatsache, dass Valeriu all
das für sie gekauft hatte, veranlasste sie, ein Bad zu nehmen. Außerdem hatte
sie noch nie in einer solchen Badewanne gelegen. Erst als sie das Wasser
eingelassen und sich entkleidet hatte, stellte sie fest, dass der von einem
Goldregen-Mosaik eingerahmte raumhohe , floral verzierte Wandspiegel genau so angebracht war, dass
man sich selbst beim Baden zusehen konnte. Eliza fand das zunächst ein wenig
befremdlich, doch als sie dann in der Wanne saß, ihre von dem heißen Wasser
erröteten Wangen und ihre von der Nacht zerzausten Locken betrachtete und sich
selbst entspannt zulächelte, musste sie ihr Urteil revidieren und eingestehen,
dass die Hängung, wenn auch etwas anstößig, so doch auch recht amüsant war.
    An
der Tür hing ein seidener Morgenmantel extra für sie bereit, doch sie wollte
Wilbert lieber angekleidet entgegentreten.
    Eben jener erwartete sie auch bereits am
Treppenabsatz und empfing sie mit einem freundlichen Lächeln: „Haben Sie gut
geschlafen, Miss Hoffmann?“
    „Ich habe ausgezeichnet geschlafen.
Vielen Dank, Wilbert.“
    „Das freut mich, zu hören. Darf ich
Ihnen ihr Frühstück im Speisezimmer servieren oder bevorzugen sie einen der
anderen Räume?“
    Eliza kam das Ganze noch immer ziemlich
fremd und merkwürdig vor, schließlich war es in heutigen Zeiten höchst
ungewöhnlich die Dienste eines Butlers in Anspruch zu nehmen.
    „Das Speisezimmer wäre großartig“, sagte
sie daher etwas unsicher.
    Eliza nahm Platz und Wilbert übertraf
sich selbst.
    „Was wünschen Sie zum Frühstück, Miss?
Essen Sie lieber kräftig oder lieber süß am Morgen? Darf ich Ihnen ein
französisches, ein amerikanisches oder ein englisches Frühstück servieren?“
    „Oh, ich esse nicht viel am Morgen.
Etwas Süßes wäre wunderbar“, meinte Eliza nun restlos verunsichert.
    „Wie wäre es, wenn ich Ihnen ein paar
Crêpes backe?“ bot Wilbert an.
    „Ich liebe Crêpes! Aber ich käme nie auf
die Idee, mir morgens welche zu machen. Solch ein Aufwand ist wirklich nicht
nötig, Wilbert.“
    „Wir haben uns doch schon einmal darüber
unterhalten, Miss Hoffmann. Ich freue mich, wenn ich in diesem Haus einmal
kochen darf“, entgegnete er, wobei er ihr zuzwinkerte.
    Während sie auf die französischen
Pfannkuchen wartete, warf sie einen Blick in die akkurat neben ihrem Teller
ausgerichtete und perfekt gefaltete Zeitung und sie konnte sich des Eindrucks
nicht erwehren, dass dieses Exemplar tatsächlich gebügelt worden war. Die
Titelstory widmete sich erneut den Students Suicides , wie die Presse die Selbstmordserie
unter Wiener Studentinnen etwas pietätlos in Anlehnung an den Film The Virgin Suicides getauft
hatte, die mittlerweile ihr siebtes Opfer gefordert hatte.
    Wilberts Crêpes
schmeckten vorzüglich und wurden von Eliza mit Lob überschüttet. Wilbert wurde
rot im Gesicht ob des überschwänglichen Lobes und seine freundlichen Augen
wurden feucht. Eliza nahm noch einen Schluck Kaffee aus ihrem Meißen-Tässchen,
dann wechselte sie das Thema.
    „Sie sind beide so gut zu mir und ich
weiß nicht, ob es

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