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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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diesmal
die Couch direkt am Kamin. Er legte Holz nach und nahm dann eine Wolldecke aus
einem der Art-Déco-Schränke, die er über Eliza ausbreitete. Dann kniete er sich
vor sie und zog ihr die schwarzen Stilettos von den
Füßen. Schließlich setzte er sich neben sie und nahm ihre kalten Füße auf
seinen Schoß, um sie zärtlich zu massieren. Eliza stöhnte wohlig auf und
kuschelte sich in die Decke. Valerius Massage war eine Wohltat für ihre
schmerzenden Füße. Seine sanften Hände streichelten ihre Zehen, ihre Fußsohlen,
ihre Knöchel, bis hinauf zu den Waden. Wie die schöpferischen Hände eines
Künstlers, der Ton formt, glitten seine Finger fest und entspannend über ihre
langen, wohlgeformten Beine. Er war ein begnadeter Masseur und seine Nähe war
so beruhigend, dass Eliza schon bald vom Schlaf übermannt wurde. Sie bekam
nichts davon mit, dass Valeriu sie erneut auf seine Arme lud und sie noch
einmal die Treppen hinauf, in den dritten Stock trug.
     

 
    Als Eliza schließlich die Augen aufschlug, schien die
Sonne ins Zimmer und sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, was
geschehen war. Verschlafen schaute sie sich um und stellte fest, dass sie sich
in einer völlig fremden Umgebung befand.
    Sie wusste zwar noch, dass sie bei Valeriu auf der
Couch eingeschlafen war, aber dieser Raum war ihr völlig unbekannt.
     Gleichzeitig war es das schönste Zimmer, das sie
je gesehen hatte. Das Bett, in dem sie lag, war ein echtes Jugendstil-Bett mit
einem spektakulären floral -ornamentalen
Messing-Kopfteil und das üppige Bettzeug war aus elfenbeinfarbener Seide.
Überhaupt war der ganze Raum im Jugendstil eingerichtet und zarte, pastellene
Blau-, Elfenbein- und Goldtöne dominierten das Zimmer bis hin zu der edlen
Stofftapete und den schweren Brokatvorhängen. Nur die bodenlangen, weißen
Vorhänge aus dünnem Seidenchiffon waren zugezogen und ließen das Sonnenlicht
fast ungehindert ins Zimmer scheinen. Das zierliche Nachttischchen neben ihr
stand auf organisch geformten Messingfüßen und darauf stand eine Tiffany-Lampe,
die von einer filigranen Frauenfigur gehalten wurde. Auch der Sessel, der
Deckenleuchter und der reizende Wasserlilien-Frisiertisch waren Originale des
Jugendstils. An der Wand hingen zwei Bilder, die sich unschwer Valerius
Lieblingskünstlerin Leonor Fini zuordnen ließen. Das eine war ein hochformatiges Gemälde, das einen aufrecht und frontal zum
Betrachter stehenden, idealisierten weiblichen Akt mit flammender roter
Haarpracht und hellem, fast durchscheinendem Inkarnat zeigte. Die Frau stand
vor einer dunklen Türöffnung, flankiert von zwei in irisierende Tücher
gehüllten Gestalten. In den Händen hielt die Nackte zwei immense, runde
Blumensträuße. Während dieses Bild von warmen Orange-, Gold- und Rottönen
dominiert wurde, wurde das andere von kühleren Grün- und Blaunuancen bestimmt.
Es handelte sich ebenfalls um ein Hochformat, das in fast impressionistisch
anmutender Manier eine flirrende Blumenwiese zeigte.
    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte man vier
Luftblasen, die sich aus diesem Farbenteppich schälten und Gesichter von Frauen
und Katzen enthielten. Auf geniale Weise verbrüderten sich diese Gemälde mit
dem Symbolismus und dem Jugendstil der Jahrhundertwende.
     Eliza erhob sich und trat ans Fenster. Sie schob
die seidigen Vorhänge beiseite und schaute auf den verwunschenen Park hinab,
dessen Bäume buntes Laub trugen, das im Glanz der Sonne in den schönsten
Schattierungen leuchtete.
    Dann
fiel ihr Blick erneut auf den Schminktisch, auf dem allerlei Gegenstände lagen
und standen. Neben dem am Tisch angebrachten ovalen, schwenkbaren Spiegel gab
es noch einen entzückenden Messing-Handspiegel, der von zwei
Jugendstil-Schönheiten gehalten wurde. Außerdem standen da eine mit Wasser
gefüllte Kristallkaraffe und ein Glas sowie eine Vase mit frischen Blumen und
ein Parfumflakon. Kopfschüttelnd nahm sie das Fläschchen in die Hand und fuhr
die Windungen des schönen goldenen Frauenkopfes nach, der seinen Verschluss
bildete. Valeriu war wirklich unbeschreiblich aufmerksam, denn es handelte sich
um ihren Lieblingsduft Eau du Soir . Außerdem
lag da aber noch eine mit Hand geschriebene Karte auf dem Tischchen, die sie
fast übersehen hätte. Sie las:
    Guten Morgen,
Liebste. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Direkt nebenan findest du das
Badezimmer. Wilbert wird dir Frühstück servieren, sobald es dir danach
verlangt. Solltest du sonstige Wünsche haben, lass es ihn

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