Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
Vom Netzwerk:
dann wandte sie sich Valeriu zu.
    Forsch hielt sie ihm ihre kleine,
rundliche Hand hin, von deren fleischigen, kurzen Fingern durch die vielen
goldenen Ringe kaum noch etwas zu sehen war und nötigte ihn damit, ihr die Hand
zu küssen. Doch Valerius Lippen berührten sie nicht einmal ansatzweise. Ein
wenig enttäuscht zog sie ihre Hand zurück, überlegte sich aber offenbar im
gleichen Augenblick, noch einmal zum Angriff überzugehen und reckte sich in
einer erstaunlich schnellen, heftigen Bewegung, bei der ihr der
Überraschungseffekt zur Hilfe kam, zu Valeriu hinauf, um ihm ihrerseits einen
pinken Lippenstift-Kuss auf die Wange zu drücken.
    „Herr Baron, ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie sehr ich mich freue, Sie zu sehen! Sie sehen fantastisch aus. Sie
werden einfach nicht älter. Beneidenswert ist das“, säuselte sie und Valeriu
sah sich genötigt, ein „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, zu murmeln.
    „Dann kann ich Sie direkt persönlich
einladen, Herr Baron“, fuhr Frau Algeyer bereits fort. „Ich werde am ersten
Samstag im Dezember meinen Geburtstag feiern. Ich verrate Ihnen nicht, der
wievielte es ist, aber es wird ein großes Fest werden. Bitte versprechen Sie
mir, dass sie kommen werden“, bat sie überschwänglich und klimperte
auffordernd, fast flehend mit den Wimpern.
    „Ich danke Ihnen für die Einladung, aber
leider bin ich nicht sicher, ob ich an diesem Wochenende in der Stadt sein
werde. Ich wäre natürlich untröstlich –“
    „Ach papperlapapp, Herr Baron. Sie
werden einer alten Freundin doch nicht ihre größte Geburtstagsfreude vermiesen.
Natürlich werden Sie kommen. Die Einladung geht Ihnen in den nächsten Tagen
noch schriftlich zu.“
    Diesmal nickte Valeriu nur gnädig und Frau
Algeyer schien mit Wohlwollen zu registrieren, dass er ihr kein zweites Mal
widersprach. Dann wechselte sie das Thema: „Wir sind gerade erst aus Paris
zurückgekommen. Natürlich sind wir in Ihrem Hotel abgestiegen. Wir hatten
gehofft, Sie dort zu treffen. Aber nun trifft man sich eben hier, zu Hause in
Wien. Es war wieder ein wunderbarer Aufenthalt, nicht wahr Heinrich? Sie haben
wirklich fabelhaftes Personal. Auch das Frühstücksbuffet – wirklich
fantastisch. Besonders diese kleinen Schokoladenkuchen mit dem warmen,
flüssigen Kern darin – einfach köstlich.“
    „Ihr Lob ehrt mich zutiefst, Frau
Algeyer“, erwiderte Valeriu höflich.
    Herr Algeyer hatte alle mit einem
verbindlichen Händedruck begrüßt, war dann aber etwa einen Meter hinter seine
Frau zurückgetreten und folgte dem Gespräch aus zweiter Reihe.
    „Wir haben ein paar sehr interessante
Ausstellungen in Paris gesehen. Sind Sie schon einmal im Chez Rene am Boulevard St Germain gewesen? Ich
habe dort das beste Boeuf Bourguignon aller Zeiten gegessen. Ach, ich habe oft an Sie denken müssen, Herr Baron. An
diesen romantischen Orten, von denen Paris ja so viele besitzt. Mein Mann hat
ja keinen Sinn für sowas. Stellen Sie sich vor: Am Eiffelturm nennt er mir die
Konstruktionsdaten, statt mich zu küssen. Ich bin überzeugt, Sie hätten sich
anders verhalten, Herr Baron. Aber dieses Boeuf Bourguignon müssen Sie unbedingt einmal versuchen.“
     Während sie das erzählte, war Frau
Algeyer immer näher an Valeriu herangetreten und hatte alle anderen Anwesenden
förmlich aus der Unterhaltung heraus gedrängt.
    „Wir werden uns Ihre Empfehlung des Chez Rene für unseren nächsten Paris-Besuch
merken“, gab Valeriu freundlich, aber spürbar reserviert zurück. Er hatte seine
Hand um Elizas Taille gelegt und machte dadurch und durch die demonstrative
Verwendung der ersten Person Plural unmissverständlich deutlich, dass sie ein
Paar waren.
     Selbst Frau Algeyer, die darin
geübt war, Dinge, die nicht in ihr Konzept passten, schlicht auszublenden, kam
nicht umhin, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Während sie Eliza bisher
keines Blickes gewürdigt hatte, war selbiger, mit dem sie Eliza nun bedachte,
vernichtend.
    Doch Eliza lächelte sie freundlich an,
womit sie das Grinsen zu verbergen suchte, das sich anderenfalls auf ihrem
Gesicht ausgebreitet hätte. Die Vorstellung, dass Boeuf Bourguignon im Zentrum all ihrer Erlebnisse in Paris
gestanden hatte und nun in seiner Attraktivität mit Valeriu konkurrierte,
amüsierte Eliza und sie hatte Mühe, sich auf die Zunge zu beißen, um nicht loszukichern .
    Obwohl sichtlich pikiert reichte Frau
Algeyer Valeriu zum Abschied erneut die Hand, doch sein Handkuss fiel ebenso
flüchtig

Weitere Kostenlose Bücher