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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
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dem der Besiegte kniete, bereit für den finalen Stich in seinen Hals.

 
     
    SOMNIUM QUARTUM
    O TEMPORA, O MORES
    O ZEITEN, O SITTEN

I
     
    Gaius fuhr sich mit den Fingerspitzen über sein nur wenige Millimeter kurzes Haar, eine Geste, die seine Nervosität verriet. Er besaß kein sonderliches Talent, sich zu verstellen. Seine Beziehungen im Senat hatten ihm hier eine Tür zu einer Bühne geöffnet, die er besser nicht betreten hätte. Cato war ein gefährlicher Mann.
    Der Herr des Hauses füllte ein Glas mit Wein. Sein Blick haftete dabei auf Gaius, der ihm gegenüber saß. »Dieses Angebot erscheint mir höchst zufriedenstellend, Kommandant.«
    Ohne dass der Anschein von Freundlichkeit sein makellos geschnittenes Gesicht verließ, knallte Cato die Flasche auf den Tisch. »Für einen Vollidioten. Wofür hält mich der Senat?«
    Bevor Gaius darauf antworten konnte, schob Cato ihm das Weinglas hin. »Trink und danke den Göttern für meine Barmherzigkeit. Für dieses unverschämt kleinliche Angebot sollte ich dir eigentlich den schönen Kopf abschlagen, Gaius.«
    Weniger die Drohung, vielmehr das deplatzierte Kompliment darin schnürte Gaius die Kehle zu. Er setzte das Glas an seine Lippen. Durch den Rotwein löste sich die Trockenheit in seinem Hals. Dennoch klang seine Stimme gebrochen, als er sprach: »Ich bitte um Verzeihung, Cato. Sicherlich ist der Senat bereit, das Angebot entsprechend deinen Wünschen noch einmal zu ändern. Dazu stehe ich als Mittelsmann uneingeschränkt zur Verfügung.«
    Gaius stellte das Glas ab und zögerte zunächst, vor Cato auszusprechen, was er von ihm wollte: »Wäre es zuviel verlangt, wenn ich dich darum bitte, mir zu erlauben, einen Blick auf den Gefangenen zu werfen?«
    Als er merkte, dass die Augen seines Gastgebers seine rechte Hand fixierten, legte Gaius vorsichtig die Finger auf das Revers seiner Uniform. »Ich bin einer der wenigen, die ihm von Angesicht zu Angesicht begegnet sind.«
    Catos rechte Augenbraue hob sich entlarvend. »Ich könnte das als Zeichen mangelnden Vertrauens deuten. Aber ich werde großzügig sein und dir erlauben, ihn zu sehen. Ich möchte dich dabei beobachten, wie du deinem Erzfeind gegenüber trittst. Solche Theatralik hat für mich etwas Erregendes. Ich nehme an, dein Körper steht mir ebenfalls uneingeschränkt zur Verfügung.«
    »Verzeihung?«
    Catos eindeutiger Blick verwischte Gaius' Zweifel, ob er sich vielleicht verhört hatte. Dennoch blieb er höflich, aber reserviert: »Selbstverständlich ist der Senat bereit, dir für spezielle Wünsche etwas nach deinem Geschmack zukommen zu lassen.«
    Cato lächelte versteinert wie die Sphinx im Wissen ihres unlösbaren Rätsels. »Ich habe meinen Wunsch soeben ausgesprochen. War er missverständlich?«
    Gaius spannte seine Schultern an und schob das Weinglas von sich weg. »Es tut mir leid,    aber für solche Dienste stehe ich nicht zur Verfügung.«
    Trotz der Zurückweisung änderte sich nichts an Catos Lächeln. Sein Blick gab Gaius zu verstehen, dass dessen Wille ihm gleichgültig war.
    Demonstrativ wies er auf die große Standuhr an der holzgetäfelten Wand zur rechten Seite des Tisches.
    »Ich gebe dir eine halbe Stunde Zeit, dich zu entscheiden. Was du mir nicht freiwillig gibst, werde ich mir mit Gewalt nehmen.«
    Amüsiert betrachtete Cato die Empörung in Gaius' Gesicht.
    Gaius wollte etwas erwidern, doch Cato erstickte es durch die Bewegung seiner Hand im Keim. Für ihn war die Diskussion beendet, wenn es denn je eine gewesen war. Er stand auf und ging zur Tür des Speisezimmers.
    Vor der Tür wartete ein junger Diener: »Silvius, sorge dafür, dass Sejan unverzüglich hergebracht wird.«
    Gaius erhob sich und erwies seinem Gastgeber die einstudierte Höflichkeit einer Verbeugung. »Ich danke dir, Cato.«
    Wie Catos Blick seinen Körper begutachtete, als gehöre er ihm längst. Zu gerne hätte Gaius seine Faust gegen Cato erhoben, doch er war nicht lebensmüde. Also verbarg er seinen Ärger hinter einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck und blickte zu dem Sklaven vor der Tür. Die grauen Augen des jungen Mannes ähnelten denen von Cato. Im Gegensatz zu Catos Augen begegneten sie Gaius jedoch mit Zurückhaltung. Ebenso wie seine weiße Leinenkleidung wirkte alles an Silvius farblos, als sei er eine Statue, deren Schöpfer vor der Vollendung seines Werkes lustlos den Meißel beiseite gelegt hatte.
    Silvius verbeugte sich vor Cato. »Wie du befiehlst, Herr.«
    Auf Catos Gesicht

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