Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II
Stirn: „Ja, ich erinnere mich. Seianus. Gracchus gab dir diesen Namen.“
„Gracchus ist tot.“
Für Catullus war das keine unerwartete Neuigkeit: „Ich habe es ihm immer prophezeit. Er hätte Genom 237 niemals in sein Haus holen dürfen. Gracchus hat sich einen Sohn gewünscht, aber Genom 237 war nicht sein Sohn. Er war bloß ein Experiment.“
„So wie ich?“
Sejan wollte darauf keine Antwort hören. Catullus aber war grausam. Er sah ihn an und sprach: „Du warst ein fehlerhaftes Produkt. Deine Nachfolger sollten besser werden, aber man drehte uns den Geldhahn zu. Es ging Nova Genesis immer nur ums Geld. Dein Körper hätte der Forschung dienen können, doch der Insolvenzverwalter hat dich an einen Sklavenhändler verkauft.“
Bevor Sejan etwas sagen konnte, fuhr Catullus fort: „Wir hätten euch alle töten sollen, dich und deine Brüder. Jeder von euch stellt eine potentielle Gefahr für die Menschen dar. Zum Glück bist du unfruchtbar, genauso wie der Prototyp und Genom 451. Ihr werdet eure Gene nicht verbreiten.“
Aber es gab einen, der es konnte: „Genom 357. Was Quintus getan hat, war unverantwortlich. In seinem Wahn hat er ein Genom erschaffen, das sich fortpflanzen kann. Bevor wir es töten konnten, stahl er es aus dem Labor.“
Die Gene dieser Schöpfung waren, wie Catullus es erklärte, fast identisch mit denen des Prototyps: „Quintus hat bloß ein Plagiat erstellt und daran herumgepfuscht. Was er die Krone seiner Schöpfung nannte, war nur ein Defekt der Gene des Prototyps 237.“
Catullus war noch immer von wissenschaftlicher Eitelkeit umnebelt: „Auch du bist eine Variante dieser Gene, nichts Geniales, bei weitem nicht.“
Sejan wollte nichts mehr davon hören. Es quälte ihn. „Sei still, alter Mann. Nova Genesis existiert nicht mehr.“
Lächelte Catullus oder verzog er bloß den Mund? „Durch Quintus Sentius hat Nova Genesis der Menschheit ein gefährliches Erbe hinterlassen. Wer weiß, wie oft sich Genom 357 schon fortgepflanzt hat. Seine Nachkommen sind eine Bedrohung für die Menschen.“
Für Catullus war das allerdings kein Grund zur Sorge mehr: „Ich kann es nicht verhindern. Meine Tage sind gezählt. Du hast Genom 357 zu mir gelockt.“
Sejan wusste nun, weshalb Catullus ihm gegenüber so ruhig war. Er brauchte keine Angst mehr vor Sejans Rache haben. Genom 357 hatte Catullus bereits zum Tod verurteilt, und er war in diesem Haus. In seinen letzten Stunden diente ihm Catullus noch als Köder für die Falle, in die Sejan gelaufen war.
XI
Sejan brauchte sich nicht umdrehen. Er wusste, wer sich seinem Rücken näherte.
Die Begrüßung war erwartungsgemäß unfreundlich. Cato stieß ihn in das Zimmer und drohte ihm: „Lass deine Messer stecken, Sejan. Sonst bereust du es.“
Sejan hielt die Messer bereits in den Händen. Der Griff danach war ein Reflex. Aber Sejan war vorsichtig. Er musste auf den richtigen Moment warten. Also steckte er die Waffen zurück an seinen Gürtel.
Cato nickte: „Gut so. Du hast deine Lektion also gelernt.“
Dann sah er zu Catullus. „Dich brauche ich nicht mehr. Es ist Zeit, dass du dein Wissen mit ins Grab nimmst.“
Doch Catullus hatte einen letzten Wunsch. Er wollte Sejan noch etwas sagen.
Cato erlaubte es ihm und bereute seine Großzügigkeit.
Catullus sprach zu Sejan: „Genom 502, tu einmal in deinem Leben etwas Konstruktives.“ Er wies auf Cato: „Töte ihn und seine Nachkommen!“
Catos Stahlkette brachte Catullus zum Schweigen. Der Schlag zertrümmerte ihm den Schädel. Sein Blut spritzte über das Buch, das auf seinem Schoß lag.
Cato lachte und forderte Sejan auf: „Na los! Komm her und töte mich!“
Aber Sejan schüttelte den Kopf: „Ich werde keine Dummheiten machen.“
Die größte Dummheit hatte er ja schon begangen: Er hatte Corvus aus den Augen gelassen.
Cato belächelte diesen Umstand: „Der Rabe hat dich verraten. Corvus hat zwei Gesichter. Eines davon hat er mir zugewandt – aus Angst, es zu verlieren.“
Sejan verzog die Mundwinkel: „Ich hätte es mir denken können.“
Nun war es allerdings zu spät.
Cato verfolgte Sejans Blick zum Fenster: „Mach dir keine Hoffnungen. Das Haus ist umstellt, und meine Männer haben den Befehl, sofort zu schießen.“
Sejan zuckte mit den Schultern. „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“ Er streckte seine Hände vor: „Hier hast du mich lebendig.“
Tot war er für Cato nur die Hälfte wert. Es war also ein gutes Angebot. Aber Cato
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