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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
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mittlerweile in der ganzen Stadt präsent. Sie machten Jagd auf Sejans Männer, und der Senat bezahlte Cato dafür nicht allein mit Geld. Keine Entscheidung im Senat wurde ohne Catos Einverständnis getroffen. Die Öffentlichkeit war begeistert von dem Mann, der gegen das Verbrechen kämpfte und für ihre Unterhaltung sorgte. Jede Woche gab es Hinrichtungen und Spiele in der Arena. Cato nutzte dies als Plattform für seine Reden an das Volk. Er versprach ihnen ein goldenes Zeitalter, und die Menschen glaubten ihm. Sie wollten keinen schwachen Senat mehr, sondern einen starken Imperator. Nur ihm trauten sie zu, Sejan und Corvus endlich unschädlich zu machen.
     
    Es war gefährlich für Sejan, das Quartier zu verlassen. Er wurde immer mehr zu einem Gefangenen in seiner eigenen Festung. Auch seine Spione kehrten immer seltener zurück. Für diesen Auftrag hatte er jedoch seinen besten Mann ausgewählt. Das war es ihm wert. Und der Spion blieb nicht nur, wie erhofft, am Leben, er brachte Sejan auch die gewünschten Informationen: „Catullus lebt. Er wohnt in einer Villa außerhalb der Stadt. Keine Alarmanlage, nur ein ziemlich hoher Zaun.“
    Sejan war zufrieden: „Sehr gut. Ich werde Catullus den letzten Besuch seines Lebens abstatten.“
    Sejan wollte das alleine tun. Corvus bot ihm an, ihn zu begleiten, aber für Sejan war es eine persönliche Angelegenheit. Und da war noch etwas: Vielleicht hatte sein Unterbewusstsein das Gesicht von Catullus gespeichert. Er hatte sich schließlich auch an Gracchus III erinnern können, wenn auch nur vage. Was, wenn er dem nicht standhielt? Daran durfte er jetzt nicht denken.
    Sejan betrachtete sein Messer und sah die Spiegelung seiner Augen im Metall der Klinge. Waren sie grün, weil Catullus diese Farbe bevorzugte?

X
     
    Sejan ging das letzte Stück zu Fuß. Der Motor seines Wagens sollte Catullus nicht warnen.
    Die Villa lag vereinsamt am Rande eines Waldes. Catullus schien kein Menschenfreund zu sein. Der hohe Zaun um das Gebäude war mit Stacheldraht gesichert.
    Sejan musste sich zurückhalten, nicht laut zu fluchen, als der Stacheldraht ihm beim Klettern das Hemd und die Hose zerriss.
    Als er auf der anderen Seite des Zaunes ankam, blutete Sejan aus einigen frischen Wunden. Rasch verbarg er sich im Schatten neben dem Gebäude und inspizierte es. Nur in einem einzigen Fenster im zweiten Stockwerk brannte Licht. Dort musste sich Catullus aufhalten.
    Sejan schlich zu einem der Fenster im Erdgeschoss und setzte einen Saugnapf an. Mit Hilfe eines Glasschneiders schnitt er dann vorsichtig ein faustgroßes Loch in die Fensterscheibe. Nun konnte er hindurchgreifen und das Fenster öffnen.
    Er kletterte hinein.
    Im Inneren des Hauses musste er aufpassen, dass er in der Dunkelheit nichts umwarf. Zum Glück bevorzugte Catullus eine eher spartanische Einrichtung. Aber der Staub war ein Problem. Der Mann schien selten zu lüften. Sejan band sich ein Tuch um Mund und Nase, damit er nicht niesen musste. Gegen das Knarren der alten Dielen war er machtlos. Dennoch gelang es ihm, unbemerkt das zweite Stockwerk zu erreichen.
    Leise Musik drang an sein Ohr, ein klassisches Konzert auf Schallplatte. Der schwache Lichtschein unter einer der Türen verriet, wo Catullus war.
    Sejan musste sich nicht fragen, ob er für diese Begegnung bereit war. Er war hier, und damit war die Sache beschlossen. Langsam drückte er die Türklinke herunter und öffnete die Tür.
    Catullus saß auf einem Sessel und las in einem Buch. Er war bloß ein alter, grauhaariger Mann. Warum fürchtete Sejan sich vor ihm?
    „Catullus?“
    Der Mann schreckte auf und starrte den vermummten Einbrecher an. Er erkannte ihn sofort an den Augen. In seinem faltigen Gesicht zeigte sich jedoch keine Furcht, nur Erschöpfung. Zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Der Alptraum seines Lebens hatte nun endlich eine feste Gestalt.
    Sejan hingegen blickte auf einen Fremden. Er erinnerte sich nicht an Catullus' Gesicht, auch nicht an dessen trübe, graue Augen.
    Sejan zog sich das Tuch von Mund und Nase. „Erkennst du mich?“
    Catullus erschrak nicht, weil er seine Schöpfung erkannte, sondern weil Sejan sich sehr verändert hatte. Das perfekte Gesicht, das Catullus einst erschuf, war durch Narben und Knochenbrüche entstellt, und das Leben hatte eine deutliche Spur von Wahnsinn in ihm hinterlassen. Daher klang es fast wie eine Frage, als Catullus feststellte: „Du bist Genom 502.“
    „Ich bin Sejan.“
    Catullus runzelte die

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