Somnia: Tagebuch 1991 (German Edition)
Invasion»zwischen«Echolot»’43 und’45 geschoben werden.
Mit KF gut geredet, über seine Streiche in Gütersloh, von denen ich natürlich keine Ahnung hatte.
Er hat Hemmungen, meine Briefe aufzubewahren, weil er sich dagegen wehrt, daß er sie einmal verkaufen könnte.
Hildegard zählt ihre Hühner, da der Hühnerhabicht schon zwei geholt hat.
Nartum So 16. Juni 1991
Tag der Genossenschaftsbauern und der Arbeiter der
sozialistischen Land- und Forstwirtschaft
Internationaler Tag der Solidarität mit dem Kampf des Volkes
von Südafrika (Soweto-Tag)
I963: Beginn des Dreitagefluges der ersten Kosmonautin
der Welt, Valentina Tereschkowa
Eine Katastrophe bahnt sich an:«Im Bundestag zeichnet sich eine klare Mehrheit für Bonn ab.»- Wenn das stimmt, werde ich Terrorist. Leute sind für Bonn, denen man das nicht zugetraut hat: Genscher! Sie verweisen auf Den Haag und Washington und denken, daß, wenn Berlin Hauptstadt wird, sofort irgendwelche Kolonnen marschieren. Erinnern wir uns an die Friedensdemonstrationen in Bonn, waren das nicht 300 000 Menschen, die da zusammengelaufen kamen und gar nicht wußten, warum?
Heute früh den 24. Januar neu eingerichtet.
M/B: Am Nachmittag das Marienburg-Kapitel fertig.
TV: Film von Vesper über Frohburg. Die Bürgermeisterin hat ihm verboten, sein Geburtshaus zu filmen. Hintergrund: Sein Vater will sein Haus wiederhaben, das sich der Schwager der Bürgermeisterin angeblich unter den Nagel …
Solche Sachen.
Nartum Mo 17. Juni 1991
Von Kohl geträumt, Jugendherberge, er war ungehalten.
Eier werden von Elstern geholt.
Hack schmecke nach Menschenfleisch, deshalb äßen die Leute am kalten Buffet so gerne Hack (Hildegard).
Hildegard:«Zappa? Ich weiß nicht, was das ist.»
Lüne
Vortrag im Kloster Lüne. Hatte die Uhrzeit falsch notiert und kam dort statt um 15 Uhr um 17 Uhr an. Es war nicht ganz klar, wer schuld, ich fürchte: ich. Campenhausen war sehr kulant und zog mich nicht am Ohr, sondern verlegte alles. Ich hielt den Vortrag in der Klosterkirche vorm Heiligengewühle des Altars. Zum Training sprach ich die ¾ Stunde frei. Der Superintendent las seine nichtssagende Abendandacht (5’) hinterher ab. Das Publikum: Forstbeamte, Verwalter, Kirchendamen.
Ging mit gesenkten Augen durch die Leute, damit ich nicht gar zu dämlich angesprochen würde. Häppchen im Kreuzgang.
Campenhausen erzählte, daß er den Rostocker Universitätspräsidenten gefragt hat, ob die Universität mir nicht den Ehrendoktor verleihen will. – Das käme mir sehr gelegen. Aber es wird natürlich nichts draus.
Grohn und Frau waren da, sie seien extra meinetwegen gekommen. Sehr nett. Die Träume im«Sirius»hätte er immer ausgelassen. Er kenne keinen Schriftsteller, der so wie ich seine eigene Meinung ausdrücke. War gerade in Puttbus, dort gehe es jetzt auch los mit Renovieren.
Auch die Kulturministerin war da, wie so eine kleine Lufthansa-Mickymaus (Raddatz). Wirkt immer absolut uninformiert und durcheinander.
Albumeintrag Fritz J. Raddatz
Raddatz war am Nachmittag hier, er berichtete, daß Karasek («Ihr Freund») vom«Spiegel»weg, dafür komme Schreiber da hin. Der wäre noch schlimmer, komme von der FAZ.
Göttingen Di 18. Juni 1991
1882: Georgi Dimitroff geboren I936: Maxim Gorki gestorben
2½ Stunden gebraucht, Lastwagen notiert, was sie befördern, um mir die Zeit zu vertreiben. Dachte mir einen Krimi aus, daß dadurch also ein Mörder entlarvt wird.
Hildegard gab mir Brote mit, sie wollte mich eigentlich begleiten in unsere Verlobungsstadt, zuckte dann aber doch zurück. Ich säße ja doch die ganze Zeit am Steuer, und dann säße sie daneben, lesen könne sie dann nicht, müsse warten, bis ich das Wort an sie richte. – Je älter, desto entstellender. Oder bin ich wirklich so?
Nun sitze ich beim Friseur und warte bei idiotischer Schlagermusik auf meinen Auftritt. Fühle mich ungepflegt und schmutzig; bin es auch.
Robert ist offenbar beleidigt. Er werde zunehmend schwieriger, Altersstarrsinn hat ihn gepackt.
«Bei dir merkt man das auch schon, daß du mürbe wirst»(Hildegard).
«Kleinen Moment, bis der Becken frei wird», sagt die Friseuse.
Renate hat ein Wohnungsprojekt in Berlin vor, zwei Zimmer will sie kaufen für 240 000! Wenn man bedenkt, daß unser vorderes Haus damals 300 000 gekostet hat! (1975)
Die Dollar-Affäre mit Grässe hat sich inzwischen geklärt, es handelt sich um Australische
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