Somnia: Tagebuch 1991 (German Edition)
Porzellanschmelzer.
Sporting Club
Champs Speciality
The Best Competition
stand auf seinem Trainingsanzug.
Allerhand Störrisches. – Vorgestern in Doberan und Heiligendamm, am Abend hörte ich in Rostock zum erstenmal Schuberts«Winterreise», und zwar im Barocksaal. Sonne schien herein. Ich sah aus dem Fenster zum Grauen Kloster hinüber. Direkt neben dem Barocksaal das Gefängnis, in dem meine Mutter gesessen hat.
Leider Regen.
Rapsfelder.
Nartum
Heimfahrt bei gutem Wetter. Sehr oft werde ich solche Touren nicht mehr machen können.
Das zauberhafte Haus.
Nartum So 9. Juni 1991
Mehrere Frauen kamen und fragten, wie wir das Haus heizen und ob vor die Fenster mal was vorgebaut wird.
Ich signierte drei Taschenbücher.
Universität Oldenburg Mo 10. Juni 1991, Regen
Höre und sehe gerade einer idiotischen Referatsvorführung zu, wir sitzen im Kreis und sollen uns schlafend stellen usw. Wir sollen aufwachen und uns aufs Klo setzen. Ach! Bald ist es vorbei.
In der Uni-Buchhandlung kaufte ich ein Buch über Bautzen: Es strotzt vor Unrichtigkeiten. Saures Erinnern. Meine Bücher werden in der Universitätsbibliothek nicht geführt, obwohl ich seit 10 Jahren dort lehre. Nicht einmal die Fibel ist vorhanden!
Sie sei müde gewesen, das habe sie ganz schön angestrengt, sagt eines der vier Mädchen, die Sonntag«Echolot»mit vorgetragen hat. Kinder sind es, das vergessen wir.
«Die Geschlechter müssen miteinander auskommen», sagt gerade das braune Mädchen, als von Koexistenz die Rede ist.
Nartum Di 11. Juni 1991, Regen
Im Jahr 2000 wird es keine Eichen mehr geben, heißt es. Bei uns hier sprießen sie wie Unkraut.
2007: Sie sprießen immer noch, keine einzige ist eingegangen.
Streit um Berlin, aus allen Rohren wird geschossen. Die Schale neigt sich gen Bonn, was mich beleidigt.«Ich mach’ nicht mehr mit.»
Mutter Janssen hatte heute Herzkollaps. Hildegard war gerade bei ihr. Morgen wird sie 86 Jahre alt. Hat noch ihren schnippischen Humor.
Nahm heute M/B wieder vor und schrieb drei bis vier Seiten. Morgen müßte die Marienburg an die Reihe kommen. Nicht sehr animiert.
Bei«Echolot»ist der 19. Januar im Computer leider futsch. Gottlob haben wir einen Ausdruck.
Studentin erzählte, ihr Akkordeonlehrer habe sie von hinten umgrabbelt. 14jährig. Eltern hätten das nicht geglaubt.
Die kleine Schwarze hat gestern über Ellen Kay referiert. Mit tonloser Stimme leierte sie zum Schluß deren pädagogische Visionen herunter. Ich griff ein und hielt eine feurige Rede.
Nartum Mi 12. Juni 1991
Tag des Lehrers
T: Habe mich sehr aufgeregt, weil Hildegard mich so lange warten ließ. Sie wollte um 11 kommen und kam um 2 Uhr, und wir wollten doch essen fahren!
Allerhand menschliche Enttäuschungen mit Menschen, die mir nahestehen. Es nützt nichts, daß ich mir Mühe gebe, ich hätte von Anfang an anders sein müssen.
Am Abend fand wieder ein Hühnerdrama statt. Ich fürchte, es ist der Playboy gewesen. Hildegard meint, das hat er aus Rache getan, weil sie ihn nicht richtig beachtet hat heute mittag. – Das arme Huhn ist nicht tot, es sitzt ziemlich nackt im Stall. Vielleicht wachsen die Federn ja wieder nach? Ob Hühner übelnehmerisch sind?
Ging heute wieder an M/B heran, korrigierte allerhand und brachte Zusammenhänge in Ordnung. Morgen kann ich leider nicht weitermachen, da ich nach Osnabrück wegen der Remarque-Preis-Sitzung muß. Nächster Abschnitt wird die Marienburg sein. Die Hoffart der Ritter. Kümmerliche Ausstellung von Gladiolenbildern.
In der Post war ein sonderbarer Brief Roberts. So etwas von schrullig ist schon nicht mehr komisch.
Zwei Bilder kamen aus Berlin, Ostseeküste und Agitprop-Baustellen-Malerei. Ich dachte an U-Bahn-Bau. -«In Berlin wurde zu DDR-Zeiten kein Meter U-Bahn gebaut», sagt ein DDR-BERLINER zu mir.
Raddatz meldete sich am Montag.
M/B Es fehlte ein Regenbogen.
Nartum Do 13. Juni 1991
«Echolot»: Ich wachte heute um 5 Uhr auf und rasierte mich und begann sofort zu arbeiten, konnte noch den 22. Januar hinter mich bringen. Aber es schleicht sich Routine ein, gegen die ich mich wehren muß. Weniger Fotos! Überhaupt eine Reduzierung. Vielleicht sollte ich mich an«Sirius»orientieren: auch das Layout.
Die Foto-Zeitsprünge nicht nur aus alten Bildern bestreiten, sondern auch Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Wiederaufbau usw.?
Vergebliche Versuche, mit dem Document Center (Berlin) in Verbindung
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