Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
Vom Netzwerk:
ein Maunzen. Gedämpft. Als ob sich Sinibaldo unter der Erde zu ihm durchgraben würde. Ein tröstlicher Gedanke.
    »Schscht!«, war zu hören. Es klang nach Tarabas. Wieder gedämpft.
    »Hallo?« Das klang nun so, als wäre sein Freund mit in der Todeskammer. Vincent nahm ein Schimmern war, da tauchte Tarabas unter einem schwarzen Umhang hervor, in Händen hielt er eine in Bernstein gefasste Sonne. Vincent wollte Tarabas um den Hals fallen, doch der hielt ihn von sich. »Pass auf. Wenn die Sonne hier kaputtgeht, sieht es schlecht aus.«
    Es maunzte gedämpft. »Du hast Sinibaldo dabei?«
    »Nein, das ist Uldin, der imitiert gerade deinen Maulwurf.«
    »Hm«, machte Vincent. »Irgendwie ist mir nicht nach Spaßen zumute.«
    »Dann lass uns hier verschwinden.« Tarabas legte die Bernsteinsonne vor sich auf dem Boden ab und trat einen Schritt zurück. »Schveto! Ketzu!«
    Der Boden zitterte, als die Bernsteinsonne zu ruckeln begann. Sie erhob sich, hoch und höher, bis sie an der Decke schwebte. Tarabas wandte dem Licht den Rücken zu und ziepte an dem Schatten seiner Schulter, bis er ihn zu greifen bekam. Im nächsten Moment ließ er sich vom Körper lösen. »Komm schon«, sagte Tarabas und schüttelte den Schatten aus.
    »Was muss ich tun?«, fragte Vincent.
    »Meine Hüfte umklammern. Aber wehe, du hältst dich an den falschen Stellen fest.«
    Vincent tat, wie ihm geheißen, und Tarabas warf den Schatten wie ein Tuch um sie. Sie tauchten vor der Todeskammer auf. Sinibaldo maunzte Vincent freudig und Schwänzchen wedelnd an.
    »Hey!«, rief jemand vom Lager. Es war ein Glatzköpfler, der neben einem Haarigen stand. »Vincent ist ausgebüxt!«
    Tarabas packte den Maulwurf und drückte ihn Vincent in die Arme. »Schnell! Weg hier!«
     
    ***
     
    Er hastete hinter Vincent den Hügel hinauf. In Tunikas lief es sich nicht besonders gut, sie waren weit und flatterten zwischen den Beinen.
    »Wir kriegen euch!«, rief die Meute hinter ihnen. »Dann gibt’s Fleisch für Uldin.«
    Tarabas sah sich auf einer Bahre liegen, und dass der General an seinen Beinen fraß. So wollte er nicht enden, so würde er nicht enden und lief, so schnell er konnte. Sie passierten eine Lichtung, auf der ein offen stehender Holzkäfig stand, und hetzten durch ein Stück Wald. Ameisenhaufen überall. Sie schreckten Vögel auf, wenn sie unter Ästen hindurchtauchten und liefen bald auf offenem Feld Richtung Verdammus-Pass.
    Tarabas kam ein schrecklicher Gedanke: wenn sie nicht als Uldin-Fraß enden würden, dann wohl als Abandonier-Futter.
    Er sah zurück. Haarige und Glatzköpfler schlüpften aus der Baumreihe, manche zerstoben Ameisenhaufen. Krähen schwangen über ihnen.
    Und wenn wir verhandeln? Es sind doch unsere Brüder, unsere Kameraden. Wir dienen der gemeinsamen Sache.
    Ihre Gesichter waren von Kriegslust verzerrt, sie schwangen ihre Beile, feuerten Schlachtrufe. Verhandeln war unmöglich.
    »Schneller!«, rief Vincent. Tarabas blieb zum Atmen kaum Luft. Gleich hatten sie die Spalte erreicht, den Verdammus-Pass. Ein Beil zischte knapp an Tarabas vorbei, zerschnitt die Luft. Es hätte ihm den Kopf spalten können. Ein Notwehrzauber musste her. Ihm fiel keiner ein. Und wenn er den Verdenkzauber anwenden würde? Niemals. Sämtliche Zauberkraft würde ihm verloren gehen.
    Noch wenige Meter. Er hörte ein schneidendes Geräusch, hinter sich und näher kommend. Das nächste Beil? Er musste sich ducken, Haken schlagen, und setzte einen Schritt zur Seite. Ein dumpfer Schlag traf ihn am Kopf, hart und wuchtig. Seine Beine knickten ein, er fiel auf die Knie. Er musste weiter, weiter.
    »Vincent!«, rief er unter dröhnendem Kopfschmerz. Die Umrisse seines Freundes verloren an Kontur und Farbe. Der Boden kam näher, Sinibaldo maunzte, dann wurde es schwarz um Tarabas.
     
    Vincent baumelte mit dem Kopf voran von einem Baum herunter. Sie hatten ihm den Mund mit Harz verklebt und die Hände mit geflochtenem Stroh verschnürt. Blut tropfte aus den Nasenlöchern. Auf dem Ameisenhaufen unter ihm bildete sich eine rote Lache. Der Hornissengeneral stand vor ihm, daneben der Hexer Garibald. Tarabas suchte Vincents Blick. In seinen Augen schimmerten Angsttränen. Ich muss ihm helfen, dachte er und wollte sich rühren. Doch seine Arme und Beine gehorchten nicht, als wären sie ihm eingeschlafen. Er sah an sich hinab. Aus den Schultern ragten Stümpfe mit verkrustetem Blut, keine Arme mehr. Teile von Handskeletten lagen neben dem Holzkäfig verteilt, an dem

Weitere Kostenlose Bücher