Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
weil ihm an vielen Stellen keine Haare gewachsen waren. Was hatte man mit ihm vor?
Die Käfigtür ging auf, Birinus wollte heraus, da jagte ein Blitz aus des Hexers Zauberstab und traf den Haarigen. Der schleuderte zurück und gegen die hinteren Gitterstäbe. Er sackte zu Boden, der Kopf nickte ein. Die Einäugigen sperrten die Hexe mit in den Käfig, der im nächsten Moment unsichtbar wurde.
Am nächsten Tag stand Vincent übermüdet bei einer Gruppe Haariger, vor ihnen lag eine Vielzahl an Beilen aufgereiht. Garibald kam dazu und erklärte, dass man heute nicht mit Beilen üben würde. Sie kämen zwar in der Schlacht nicht zum Einsatz, meinte er unter Husten, aber durch das Beilwerfen würden Muskeln trainiert, die für gewisse Schläge wichtig wären. Die Haarigen mussten sie an sich nehmen, und nachdem der Hexer einen Zauberspruch gemurmelt hatte, war der Name des Haarigen in die Klinge des Beils eingeprägt, das er in der Hand hielt.
»So«, rief Garibald und auf dem Taschentuch, in das er schnäuzte, war das Bild einer verrunzelten Frau abgestickt. »Jetzt könnt ihr beweisen, wer das Zeug zum Krieger hat.« Er sah mit einem Auge auf den entfernten Wald und auf die Todeskammer. Zwei Einäugige waren dort postiert, sie hielten einen Haarigen zwischen sich gefangen.
Jorge und Telo standen neben Vincent. »Das ist Birinus«, murmelte der eine zum anderen.
»Dem dürfen wir wehtun«, murmelte der andere und schickte ein höhnisches Grinsen hinterher. »Das wollte ich schon immer mal.«
Von Müdigkeit war bei Vincent nichts mehr zu spüren. Mochte sein, dass Birinus aus der Art geraten war, aber er tat niemanden etwas zuleide.
Auf ein Zeichen Garibalds hin ließen die Einäugigen Birinus los. Der flüchtete Richtung Abandonien.
»Los«, rief Garibald grippegeplagt. »Wehe, er entkommt!« Im ersten Moment standen die Haarigen unschlüssig da, dann jagten Jorge und Telo los, mit Gebrüll. Vincent und die anderen hasteten hinterher. Sie eilten an den Einäugigen vorbei, an den aufgehäuften Astabfällen, hinauf zur Anhöhe, dort, wo Vincent den Holzkäfig ausgemacht hatte.
»Da vorn«, rief einer.
Birinus hatte die Lichtung erreicht. Wenn er es durch den Waldstreifen schaffen würde, hatte er es nicht mehr weit zum Verdammus-Pass. Ein übermütiger Haariger warf sein Beil, es kam bereits wenige Meter vor Birinus zum Liegen.
»Er darf nicht entkommen!« Welche Gier in Telos Worten zu spüren war. Er und Jorge zogen an, als wären sie von Blutlust getrieben. Sie lösten sich von der Gruppe und erreichten die Waldlichtung. Dort warfen sie, von der Morgensonne umflutet, ihre Beile. Vincent hoffte, dass sie Birinus verfehlt hatten. Doch weil die beiden ihre Fäuste gen Himmel reckten, schwante ihm Böses.
Die Gruppe erreichte Jorge und Telo und sah Birinus neben der letzten Kiefer vor einem Ameisenhaufen liegen. Ein Beil steckte in seinem Bein, das andere im unteren Rücken. Einige Haarige klopften Jorge und Telo auf die Schultern, und als Garibald die Gruppe erreicht hatte, marschierten sie geschlossen zu dem Opfer.
Blut rann über die blassen Stellen seines Körpers und verklebte die wenigen Haare, die er für einen Haarigen hatte. Mit einer Hand tastete er an dem Baumstamm hoch, als suchte er nach einem Ast, an dem er sich hochziehen konnte. Garibald zog das Beil aus dem Bein, dann das andere aus dem Rücken, das schmerzvolle Aufstöhnen von Birinus beachtete er nicht. Ameisen krabbelten auf die klaffenden Wunden zu und schlürften das Blut, während der Magier die Namen auf den Beilen verlas und Jorge und Telo für ihre Treffsicherheit lobte. Vincent hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Er hoffte, dass Birinus bald Erlösung fand. Der Hexer deutete mit dem Zauberstab auf die Wunden und murmelte Unverständliches. Die Wunden schlossen sich, die Ameisen wichen zurück und es bildeten sich Narben an den Stellen. Was hatte er vor, fragte sich Vincent. Birinus stützte sich auf, brach aber dann wieder zusammen. Garibald deutete auf eine Narbe an der Schulter. »Die andere Gruppe hat ihn hier getroffen. Ihr hattet also eine bessere Quote. Nur: Auch ihr habt versagt. Seht ihr? Er lebt noch.«
Er gab Birinus einige Stupser, bis der sich aufraffen konnte.
»Aber jeder hat eine zweite Chance verdient«, sagte er eindeutig zweideutig. »Los!«, hustete Garibald und nickte zum Verdammus-Pass. »Lauf! Du bist frei. Lauf zu dem anderen Müll!«
Birinus wankte einige Schritte nach vorn, den angstvollen Blick
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