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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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doch der Eisverbrecher zog bereits eine Schlinge um ihren Hals. Ihr Gesicht schmerzverzerrt, sie röchelte und krallte sich in die Schlinge. Er lächelte und zwinkerte Goncko zu. Einem entfesselten Trieb folgend spie er Feuer auf den Peiniger seiner Liebe. Noch bevor das Feuer auf die Eiswelt traf, war der Eismann verschwunden, als wäre er nie da gewesen, als hätte sich Goncko alles nur eingebildet. Er musste mit ansehen, wie seine Eisprinzessin die Eiskatze vor dem schmelzenden Eis zu retten versuchte. Er sah als Letztes ihren entsetzten Gesichtsausdruck, dann war auch sie verloren und die Eiswelt vollständig aufgetaut. Alles Eisleben rann in die Spalte.
    Was hatte er getan? Er stieß vor Aufregung viele kleine Feuerballen aus seinen Nüstern, die im Wasserfall erloschen. Was war da vor sich gegangen? Das musste ein böser Traum sein, aus dem er jeden Moment erwachen würde. Das durfte nicht wahr sein! Er erhob sich von dem Felsenvorsprung und schwang einmal um den Gletscher, vielleicht war dann alles so wie vorher. Doch er hatte nicht geträumt. Die Eiswelt war geschmolzen, der Gletscher zu Teilen mit Ruß geschwärzt. Wieso? Warum? Da sah er wieder den geteilten Schatten am Fuße des Berges landen und die Kreatur, die den Schatten warf: die Siamesische Zwillingswespe. Goncko erinnerte sich daran, was sie mit ihrem Gift heraufbeschwören konnte. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass sie zu ihm hinaufgeklettert war und ihn gestochen hatte. Deshalb halluzinierte er den Eismann, deshalb musste seine große Liebe sterben. Wild vor Wut jagte er der Siamesischen Zwillingswespe hinterher. Sie krabbelte auf das Rosenfeld zu, neben dem Haus, das von Wurzeln umschlängelt war.
    »Der Drache isse bisse sauer, Manus.«
    »Ja, was denn sonst. Des war sei große Amore, verstehst. Und de hat er grad gschmolzn.«
    »Muss ihne beruhige.«
    »Soviel Valium hamma ned, Tormod, also renn! Mir is heiß.«
    »Mire auch e.«
    Goncko hinterließ eine brennende Schneise auf dem Weg, den die Siamesische Zwillingswespe zurücklegte. Die ersten Rosen gingen in Flammen auf, doch er erwischte seinen Feind nicht. All seinen Hass legte er in die Flügelschläge. Er musste dieses Mistviech töten und wenn er ganz Abandonien in Schutt und Asche legen musste. Es war ihm egal.
    Doch da verließ ihn augenblicklich alle Kraft. Seine Schwingen schrumpften. Er konnte seinen Körper nicht mehr in der Luft halten und musste landen. Sein Maul gab auch kein Feuer mehr. Er sah auf seine Pranken, sie verwandelten sich in kleine, dicke Arme, dann sah er sich um. Neben dem Haus stand eine Hexe, die ihn mit bösem Blick strafte, zauberstabfuchtelnd.
    Er realisierte, dass sie ihn in einen Zwerg verwandelt hatte. Die Siamesische Zwillingswespe blieb stehen und wandte sich um. Manus war es, der rief: »Jetzt schaust aber bled aus der Wäsch, du gstutzter Vogel!«
     
    ***
     
    Die Astabfälle waren gleich neben der Todeskammer angehäuft. Vincent suchte geeignetes Material für seine Holzschnitzereien. Während er unbrauchbare Äste beiseiteschob, horchte er in sein Innerstes. Es machte Spaß, mit einem richtigen Schwert umzugehen und Tarabas gleich über sich zu haben. Aber ansonsten? Er teilte nicht die Kriegslust seines besten Freundes. Das hier fühlte sich nicht so an, als wäre es Vincents Leben. Doch was wollte er? Figuren und Instrumente schnitzen? Tarabas beim Spielen mit der Astflöte zuhören? Um eine Haarige buhlen? Ja, das wollte er und ein bisschen mehr. Es fühlte sich anders an, richtiger. Als sich Vincent nach einem besonders schönen Stück Holz bückte, hörte er Stimmen. Hinter der Anhöhe, Richtung Verdammus-Pass.
     
    Im Schutz einer Kiefer sah er in einer Waldlichtung zwei Einäugige, die eine junge, hübsche Frau hinter sich herschleiften, auf Garibald zu, den alten Hexer mit dem grauen Schnauzbart. Der konnte seine Augen in unterschiedliche Richtungen bewegen. 
    »Die Hexe hier trieb sich auf dem Verdammus-Pass herum. Eine richtig Widerspenstige.«
    Sie wand sich und beschimpfte ihre Peiniger, biss um sich und fluchte, bis einer der Einäugigen ihr das Knie ins Gesicht rammte. So fest, dass sie augenblicklich erschlaffte und sich wie ein Bündel mit sich ziehen ließ. 
    »Gut gemacht.« Garibald schnäuzte sich mit einem Taschentuch, dann steckte er es zurück und fuchtelte mit einem Zauberstab. Aus dem Nichts erschien ein Holzkäfig, in dem man einen Haarigen gefangen hielt. Vincent kannte ihn: Birinus, der schon als Kind gehänselt wurde,

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