Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Schlafzimmerkommode nach Tabletten. Er schluckte eine und trank einen Schluck Wasser nach, das auf dem Nachttisch gestanden hatte.
»Früher ins Bett gehen. Kein Kaffee mehr abends. Und schreib ein Buch drüber. Komm bestimmt gut«, redete er sich selbst zu. Dann wurde er auf sein auf dem Bett liegendes Hemd aufmerksam, das Linda in der Nacht getragen hatte. Er nahm es und roch daran. Dann klemmte er es zwischen die Beine und zog sein T-Shirt aus. Das würde er heute tragen, während er sich darüber informieren wollte, was es mit all seinen Halluzinationen und Visionen auf sich hatte.
***
Er kettete sein Fahrrad an einem Laternenmast an und entdeckte einen Kratzer, den er mit dem Ärmel weg zu polieren versucht. Sein Fahrrad war ihm eine Herzensangelegenheit, verband er doch damit die erste Begegnung mit Linda. Sie war Verkäuferin in einem Fahrradgeschäft und beim Kauf des Fahrrads lernte er sie kennen. Seitdem dürfte ein gutes Jahr vergangen sein. Doch für das schwelgen in Erinnerungen hatte er jetzt keinen Nerv.
Er machte sich auf den Weg in die Buchhandlung und suchte in der Mythen-Abteilung nach einem Buch, das ihm Antworten auf seine Fragen liefern könnte. Er nahm mal dies, mal jenes Buch in die Hand, überflog die Klappentexte und stellte die Bücher dann wieder zurück.
Als eine Verkäuferin an ihn herantritt, zog er das Buch 'Ruhelose Geister' aus dem Regal. »Suchen Sie etwas bestimmtes?«
»Ja, ich ...«, fing er an, doch dann klingelte sein Handy. »Einen Moment.« Sein Chef wurde im Display angezeigt. Sebastian überlegte, ob er rangehen sollte, schließlich hatte er jetzt ein paar Tage frei, aber das brachte er dann doch nicht übers Herz. »Herr Klugheimer?«
»Hi Sebastian! Könntest du eine halbe Stunde vorbei schauen? Ich muss was erledigen und die Neue braucht eine Aufsicht.«
Darauf hatte Sebastian gerade so gar keine Lust. Er starrte auf den Titel 'Ruhelose Geister'.
»Kommst du?«, wollte Herr Klugheimer wissen.
»Ja. Ich bin schon unterwegs.«, erwiderte Sebastian.
»Danke dir. Bis gleich!«
Sebastian legte auf und hielt der Verkäuferin das Buch vor die Nase. »Das nehme ich!«
***
Sebastian legte das Buch 'Ruhelose Geister' auf die Theke und setzte sich auf einen Barstuhl.
»Schön, dass du so schnell kommen konntest,«, sagte Herr Klugheimer, der mit einer Einkaufstasche bereit stand und in der Kasse ein paar Eingaben machte.
»Und wie macht sie sich?«, fragte Sebastian und sah zu der neuen Kellnerin, die einen Apfelkuchen und eine Tasse Kaffee zu einem älteren Herrn trug, der mit den Nürnberger Nachrichten in der Ecke saß und die Zeitung gerade aufgeschlagen hatte. Für einen Moment gab das Sebastian einen Stich im Herzen. Er stellte sich vor, der Mann läse gerade den Bericht über ihn und dass er unter Mordanklage stand. Er sah auf, zeigte mit dem Finger auf Sebastian und rief »Mörder!«. Blödsinnige Gedanken.
»Hübsch, fleißig und nicht zickig«, murmelte Herr Klugheimer.
Das sah Sebastian der neuen Kellnerin an, als sie vom Tisch zurückkehrte und ihn lieb anlächelte. Dem Ausdruck ihrer braunen Augen nach zu schließen war sie ein warmherziger Mensch.
»In einer halben Stunde bin ich zurück!«, meinte Herr Klugheimer und machte sich auf den Weg.
»Alles klar!«
Die Kellnerin stellte das Tablett mit dreckigem Geschirr ab. »Du bist Sebastian?!«
Sebastian nickte lächelnd.
»Die rechte Hand des Chefs.« Sie hatte anscheinend gehört, dass er als eine Art Geschäftsführer fungierte und reichte ihm die Hand. »Ich bin Melissa. Die Frau mit den zwei linken Händen.«
»Dann bist du hier ja richtig.« Er schüttelte ihr lächelnd die Hand. »Und wenn du nicht zurecht kommst ...«
»Dann gebe ich Laut.«
»Wir verstehen uns.«
Sie lächelte und fing an, das Geschirr in die Spüle zu räumen, während er in seinem Buch versank.
Als er nach einer halben Stunde noch immer nichts für ihn hilfreiches entdeckt hatte, schlug er das Buch enttäuscht zu. Er sah auf seine Uhr. Herr Klugheimer müsste jeden Augenblick erscheinen. Während Melissa ein Pärchen abkassierte zog Sebastian sein Handy aus der Tasche, um Maurice anzurufen. Um ungestört zu sein, rutschte er vom Barhocker und verschwand in den Gang zu den hinteren Räumlichkeiten.
***
»Ich kann es mir ja auch nicht erklären«, sagte Sebastian, nachdem er Maurice erklärt hatte, was vorgefallen war. Er ging im Gang auf und ab.
»Was sagt denn deine Linda dazu?«,
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