Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
erzählte ihm, dass sie eigentlich nicht der typische Diskogänger sei. Ein Buch zu lesen bei einem Glas Wein, auf dem Sofa mümmelnd oder im Dunkeln zu liegen und hinaus in die Nacht zu starren, das gefiele ihr sehr. Oder spazieren zu gehen, die Sterne über ihr und ein Lied dabei zu summen. Er entdeckte darin die gemeinsame Liebe zur Nacht.
»Aber zu zweit macht das mehr Spaß«, ergänzte er.
Sie umarmte ihn spürbar fester. Er betrachtete die tanzende Menge und spürte den Beat bis an den Zehenspitzen. Melissa begann, seinen Hals zu küssen. Ein Gefühl sagte ihm, dass er heute Nacht nicht allein einschlafen würde. Er schaute sie an. Sie sah zu ihm auf, ihr süßer, unschuldiger Blick machte ihm die Knie weich.
»Ja?«, fragte sie und lächelte.
»Du wohnst doch hier in der Nähe …«
Ihr war klar, was er damit andeuten wollte. Sie überlegte einen Moment, dann nahm sie ihn an der Hand. »Komm mit.«
Sollte er Maurice Bescheid sagen? Sebastian entschied sich dagegen. Bis er ihn in der Menge finden würde, wäre eine Stunde vorbei und die konnte er sich jetzt definitiv schöner gestalten.
Händchen haltend schlenderten sie dem Ausgang zu.
***
Sie sperrte Sebastian die Tür auf und schaltete das Licht ein. Der Flur machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Eine aufgeräumte Kom¬mode, darüber ein Spiegel ohne Schlieren und an einem Schlüsselbrett hingen die Schlüssel in Reih und Glied. In Lindas Wohnung standen die Schuhe kreuz und quer und öfters baumelte irgendeine Jacke über einem Stuhl, der eigentlich in die Küche gehörte, oder lagen Gegen¬stände herum. Dagegen musste man bei Melissa keine Angst haben, irgendwo drüber zu stolpern. Sebastian entledigte sich seiner Schuhe und folgte ihr.
Bei ihrem Schlafzimmer hatte er das Gefühl, er würde das Schloss einer Prinzessin betreten. Die Wand, an der das Bett stand, war rosa gestrichen worden. Die Vorhänge hatten Blümchen-Muster, die Lam¬penschirme an den Nachttischkästchen waren verspielt und es duftete nach Yasmin. Die Farben der Bettwäsche waren auf die Teppiche abgestimmt und Bilder von einem weißen Pferd waren auf einer Kommode neben einem CD-Player aufgestellt. Alles wirkte hell, freundlich, unschuldig.
»Mein Reich«, sagte sie und setzte sich auf das Bett.
»Schön hast du es hier.« Er setzte sich neben sie.
»Das ist meine ‚Edelweiß‘.« Sie deutete zu den Bildern mit dem weißen Pferd.
»Ha ha, du nennst dein Pferd ‚Edelweiß‘?«
»Naja, eigentlich ist es nicht mein Pferd. Es gehört jemand anderem. Aber ich reite sie.«
Gott, wie süß. Sebastian stupste sie an. »Wenn ich mal im Lotto gewinne, kaufe ich dir das Pferd.«
»Das wäre lieb. Aber im Lotto gewinnt man nie.«
Fast wäre er versucht gewesen, ihr zu erzählen, dass das bei seiner Fähigkeit gar nicht so unrealistisch wäre. Aber er wollte keinesfalls riskieren, dass sie ihn für einen Spinner hielt. »Sag niemals nie«, flüsterte er ihr stattdessen ins Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut.
Melissa drehte sich zu ihm und ihre Lippen waren sich ganz nah. Einen knisternden Moment später küsste sie ihn zart. Er fing an, ihren Körper zu erkunden und streichelte ihre Beine und den Rücken. Sie fühlte sich so zart an. Ihre Küsse wurden stürmischer, doch als er ihr zwischen die Beine fasste, hielt sie seine Hand fest. Er war so in Fahrt gekommen, dass ihn dieser Stopp irritierte.
»Hm?«
Sie schien etwas zu beschäftigen und druckste herum.
»Was ist?«
»Ich … bin ein bisschen altmodisch …«
»Und?«
»Mir geht das ein bisschen zu schnell.«
»Oh. Entschuldige. Ich wollte nicht …« Sie war wirklich das glatte Gegenstück zu Linda. Er zog seine Hände zurück und legte sie in seinen Schoß.
»Ist das okay für dich?«
Sie war wirklich lieb, dachte Sebastian. »Ja. Natürlich. Das finde ich sehr schön. Heutzutage landet man wirklich ziemlich schnell in der Kiste«, sagte er und meinte das auch so.
»Aber kuscheln wäre schön.«
Er zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche, weil der drückte, und legte ihn am Nachttisch ab. Sie legte eine Kuschelrock-CD ein, drückte auf Wiederholen und während ‚Set fire to the rain‘ von Adele lief, schmiegten sie sich angezogen aneinander ins Bett.
Weit nach Mitternacht erwachte er. ‚You are beautiful‘ trällerte James Blunt und Sebastian löste sich langsam aus Melissas Umarmung. Er betrachtete sie noch eine Weile. Im Mondlichtdunkel sah sie wie eine verwunschene Prinzessin aus. Er
Weitere Kostenlose Bücher