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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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wegen. Mittlerweile verflüchtig-ten sich diese Momente der Lust so schnell, wie sie gekommen waren. Was blieb, war eine Leere, eine Dunkelheit, in der sie sich befand. Linda hatte sich verloren und fand keinen Weg zurück.
    Überall juckte es, ihre Haut war fahl geworden und sie hatte bestimmt drei Kilo zugenommen, weil sie den Frust mit Fressattacken bekämpfen wollte. Sie konnte sich zu nichts aufraffen. Die Woche Urlaub war zur Hälfte vorbei. Sie hatte ihn sich wesentlich schöner vorgestellt. Das Handy vibrierte. ‚Mami‘ stand auf dem Display. Sie griff zu einem Keks und bröselte das Bett voll. Nach zwei Bissen hörte das Vibrieren auf. Sie betrachtete den halb verspeisten Keks, spürte Wut und warf ihn gegen das Bild mit dem Strand und dem Meer. Die Blase drückte und sie überlegte tatsächlich einen Moment, ob sie es nicht einfach laufen lassen sollte. Sich im eigenen Urin sudeln, danach wäre ihr jetzt. Sich demütigen. Sie raffte sich hoch und schleppte sich auf die Toilette.
     
    Auf dem Weg zurück setzte sie sich an den Schreibtisch und ging ins Internet. Als Startseite hatte sie ‚spin.de‘ angelegt. Eigentlich wollte Linda googeln, was sie gegen ihre Depression tun könnte, aber der Drang war da, sich in den Erotik-Chat einzuloggen und sich von irgendjemandem das Kopfkino ankurbeln zu lassen. Sie wusste, dass sie sich nachher noch mieser fühlen würde, aber es war wie eine Sucht. Eine zerstörerische Sucht, der sie widerstehen musste, wollte sie sich wiederfinden. Noch konnte sie das nicht und loggte sich deshalb in die Community ein.
     
    Zwei ungelesene Nachrichten. Eine war von einem verheirateten Mann, den sie einige Male abgewimmelt hatte, weil er langweilig war und nicht der deutschen Sprache mächtig. ‚ich bin scharf auf dich und würde auch zahlen. was wünschen du dir? ich bin serios und hab das auch schon oft gemacht. keine angst musst du haben, dass ich nix zahlen.‘
    Jaja, seriös und betrügt seine Frau, dachte Linda und löschte das primitive Angebot. Die zweite Nachricht war von Talisman83. Er fragte lieb, wann sie denn mal wieder online wäre? Er vermisse die Gespräche und mache sich Sorgen.
    Linda war traurig, da es ihm ohnehin nur um Sex ging. Er sollte nicht so tun, als hätten sie eine wie auch immer geartete Freundschaft. Sie löschte seine Nachricht und wollte sich gerade ausloggen, als ein Chatfenster aufging und Talisman83 sie begrüßte.
    ‚endlich sehe ich dich wieder mal on. wie geht’s dir?‘
    Linda wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Ihre Finger schwebten über der Tastatur, ohne dass sie etwas tippte.
    ‚hab ich was falsch gemacht? bist du von unserem treffen ent¬täuscht?‘
    Auch wieder eine Frage, die sie überforderte. Es hatte nichts mit ihm zu tun und irgendwie schon. Das, was er ihr gab, war ungemein lustvoll, aber auch eine Art Droge, die ihr nicht guttat und der sie widerstehen musste. Ohne ein Wort verließ sie den Chat, stapfte in die Küche und löffelte ein halbes Nutella-Glas leer.
     
    ***
     
    Maurice feierte morgen seinen Geburtstag und Sebastian hatte noch kein Geschenk für ihn. Er schlenderte durch die Galeria Kaufhof und wollte sich inspirieren lassen. Ein Parfüm? Für ein Billigwasser würde er sich nicht begeistern und ein teures gab Sebastians Budget nicht her. Vielleicht Pralinen? Eine DVD? Ja, das wäre eine Möglichkeit. Allerdings kannte Maurice die meisten Filme. Sebastian rief Melissa an. Sie freute sich, ihn zu hören. Ihm ging es ebenso. Er hatte sich in den drei Wochen, seit sie immer wieder mal etwas unternommen hatten, sehr an sie gewöhnt. Ein klein wenig hatte er sich sogar in sie verliebt.
    »Hast du ’ne Idee, was ich Maurice zum Geburtstag schenken könnte?« Er kam am Stand für Boxershorts vorbei. Eine mit einem Sweety-Aufdruck könnte ich ihm kaufen, dachte er und musste bei der Vorstellung schmunzeln.
    »Kauf ihm ein Buch, das kommt immer gut.«
    »Hm …«
    »Die Autobiografie von Jack Nicholson ist grad rausgekommen.«
    Ja, dachte er sich. Klasse Idee. Da hätte Maurice das Gefühl, dass sich Sebastian auch Gedanken gemacht hatte, schließlich zählt Nicholson zu seinen Lieblingsschauspielern. »Du bist ein Schatz. Danke dir.«
    »Ich würde dich gern sehen«, sagte sie traurig. »Aber Herr Klug¬heimer hat mich für heute Abend eingeteilt.«
    »Dann sehen wir uns ja«, erwiderte Sebastian und lächelte. »Ich hab auch Dienst.«
    »Echt?« Dass sie das freute, war aus ihrer Stimme herauszuhören.

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