Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Taugenichts bloßgestellt hatte, war klar, dass ein näheres Kennenlernen ausgeschlossen war. Jedenfalls hatte sie das bis jetzt gedacht.
»Ja, sieht wirklich nicht übel aus«, meinte sie, während sie vor dem Spiegel posierte.
Alena sollte ein Stück von ihrer guten Laune abbekommen, und so entschloss sie sich, ein Znaimer Gulasch vorzubereiten, Alenas Lieb-lingsgericht. Das gab es nicht oft, schließlich spielte Magdalena gern den Vegetarier und an manchen Tagen sogar den Veganer.
Abendrot fiel in die Küche und die Wanduhr mit dem Kartoffelgesicht zeigte halb neun, Alena würde also bald vor der Tür stehen. Magdalena nahm den Topf mit dem fertigen Gulasch und aromatisierte den Flur mit dem Geruch von Tomatenmark und Zitronensaft. Alena sollte eine Ahnung davon bekommen, was sie Leckeres erwartete. Schon hörte Magdalena Schritte vor der Tür und einen Schlüssel im Schloss. Sie hastete in die Küche, stellte den Topf auf der Herdplatte ab und rührte mit dem Kochlöffel um.
»Hmmm«, hörte sie Alena im Flur. »Hier riecht es aber gut.«
Magdalena summte ein Lied, als Alena auf der Schwelle zur Küche erschien und wissen wollte, was zwischenzeitlich geschehen sei.
Magdalena zuckte mit den Schultern. Sie konnte aus den Augen¬winkeln sehen, dass Alena lächelte.
»Es lag aber nicht an der Bluse?«, feixte Alena. »Denn dann will ich sie wiederhaben.«
Magdalena zuckte mit den Schultern, wollte die Neuigkeiten noch für sich behalten.
»Jetzt spann mich nicht auf die Folter.«
»Ach Töpfchen, ach Töpfchen, dein Deckelchen schließt wunderbar, schließt wunderbar …«
»Magda?«
»Du di da, du di da.« Magdalena summte ihr Lied.
Alena machte einen Satz in die Küche. »Na warte!« Sie kitzelte Magda-lena, bis sie sich vor Lachen nicht mehr halten konnte.
»Halt, halt! Ich erzähl es ja. Bitte hör auf zu kitzeln.«
»Das schmeckt einmalig gut.« Alena hob mit der Gabel ein Stück Gewürzgurke aus dem Teller und betrachtete wohl die hellen Kerne in dem grünen Fruchtfleisch. Magdalenas überschwängliche Freude war gedämpft, nachdem Alena sie nicht teilen wollte. Sie hatte ihr den Rosenstrauß gezeigt, aber nur kritische Blicke und skeptische Worte geerntet.
»Du hast Petr aber dazu nicht angestiftet, oder doch?«
»Nein. Ich treffe den quasi nie. Und wenn, dann sprechen wir über belanglose Dinge.«
»Und mit Vlado hast du auch nicht über mich gesprochen? Oder hat er vielleicht eine Andeutung gemacht?«
»Nein, auch nicht. Es kommt für mich genauso überraschend wie für dich.«
Aha, es kommt also für dich überraschend? Magdalena sparte sich eine gehässige Bemerkung.
Alena zerkaute das Gewürzgurkenstück mit Blick auf den halb vollen Teller.
»Finde ich klasse, dass du dich so für mich freust.« Magdalena packte den Teller, aus dem sie nur zwei Löffel Soße geschlürft hatte, und schüttete den Inhalt zurück in den Topf. Sie stützte sich auf die Ablage und fühlte sich noch einsamer als am frühen Nachmittag.
Alena stellte sich neben sie und legte ihre Hand auf ihre. »Tut mir leid. Ich wollte dir deine Laune nicht verderben. Ich trau dem Ganzen nicht.«
»Dass ich einem Mann gefallen könnte?« Magdalena zog die Hand zurück. »Vor ein paar Stunden klang das ganz anders. Dann weiß ich ja jetzt, was ich davon halten soll.« Sie wollte in ihr Zimmer verschwinden, doch Alena hielt sie am Arm fest.
»Warte mal und sei nicht gleich beleidigt. Komm mit.«
Magdalena ließ sich zum Tisch ziehen.
»Ich gönn es dir ja – wirklich. Nur will ich nicht, dass du dich blind auf diese Sache stürzt. In dem Restaurant habt ihr euch angegiftet, und nun schenkt er dir Rosen? Kommt dir das nicht ungewöhnlich vor?«
Magdalena senkte den Kopf und presste ihre Lippen aufeinander.
»Es muss ja nicht so sein, wie ich sage. Ich will doch nur, dass du wachsam bist. Hör auf deine innere Stimme. Versprichst du mir das?«
Das Telefon klingelte.
»Wahrscheinlich Vlado«, murmelte Magdalena.
Nach wenigen Minuten kam Alena zurück in die Küche. »Wir treffen uns morgen im Park. Soll ich ihm etwas für Petr ausrichten?«
***
Alena wischte mit einem Taschentuch den Blütenstaub von der Parkbank und setzte sich, die Handtasche legte sie neben sich ab. Sie schaute den beiden Männern zu, die auf dem im Rasen eingelassenen Schachbrett spielten. Unmöglich sah der alte Mann aus, der seine grauen Haare zu Zöpfen gebunden hatte. Er trug den weißen Turm, der ihm bis zur Hüfte
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