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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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kramte sie die Beruhigungstabletten und schluckte zwei Stück.
    Durch einen Spalt in den Rollläden schimmerte Mondlicht. Hedvika tastete nach ihrem Mann – und fasste nur auf ein kühles Laken. Sie streckte sich hinüber auf die andere Seite und drehte seinen Wecker so, dass sie die Anzeige sehen konnte. Es war kurz nach Mitternacht.
    Leise Stimmen drangen an ihr Ohr. »Das war die Sondersendung über die Absetzung unseres Außenministers. Nachfolgend nun der Film …«
    »Karel?« Hedvika rückte das Kissen zurecht, drückte das Gesicht hin¬ein und zog die Decke hoch. Er würde jeden Augenblick den Fernseher abstellen und ins Bett kommen. Hin und her wälzte sie sich, Minute um Minute verging, doch die Stimmen verstummten nicht und das Bett neben ihr blieb leer. »Karel?«
    Sie schob die Decke beiseite, richtete sich auf der Bettkante auf und zog das Nachthemd über die Knie. Wahrscheinlich war er auf dem Sofa eingenickt. Sie legte sich den Morgenmantel um die Schultern und trat aus dem Zimmer.
    Der Fernseher warf verzerrte Lichter auf das Sofa mit der zerwühlten Decke. Hedvika entdeckte ein Stück von der Nusssahne am Fuß des Couchtisches. Wo war Karel? Vielleicht auf dem Klo oder in der Küche.
    Sie schlurfte durch das Wohnzimmer, knipste das Flurlicht an und zuckte zusammen.
    »Mama!« Ihr Sohn stand vor Alenas Zimmertür und starrte sie an, während er am Stoff seiner Shorts kratzte. Er hatte sein T-Shirt verkehrt herum angezogen.
    »Milan, was machst du da?«
    »Ich … ich wollte nur ins Bad und … und da hab ich sie gehört! Papa und …«
    Sie packte ihn an den Schultern. »Was hast du gehört?«
    Eines seiner Augenlider zitterte, seine Unterlippe bebte, doch er brachte kein Wort hervor. Sie ließ von ihm ab und öffnete die Kinder¬zimmertür.
    Karel stand vor Alenas Bett und nestelte an seinem Hosenbund.
    »Was ist hier los?«, entfuhr es ihr.
    »Hedvika, ich …«
    »Dieses Schwein!«, schnaufte Milan mit erstickter Stimme.
     
    ***
     
    Vlado öffnete den Knopf seines Jacketts und schnappte nach frischer Luft. Auf wen hatte er sich da eingelassen? Sollte er das mit Alena glauben? Eine Lolita? Er konnte es sich nicht vorstellen. Wirklich nicht? Die Zwölfjährigen kokettierten doch heutzutage mit ihren Reizen. Zu¬dem war Alena als Lügnerin entlarvt worden. Dass sie etwas Berech¬nendes an sich hatte, dazu dieses Kaltblütige, Emotionslose in ihrem Blick, passte ins Bild. Und wenn die Mutter sicher war, dass es so gewe¬sen sein musste und nicht anders, warum sollte er das nicht glauben? Sie hatte ja sogar Träume, die sich bewahrheiteten.
    Die Hände der Frau zitterten, er fühlte sich wie versteinert. »Was passierte dann?«
    »Milan und mein Mann starben in jener Nacht.«
    »Und wie?«
    »Gehen Sie!« Sie hustete, kratzte sich am Hals. Der Kragen verrutschte und Vlado konnte das braune Narbengeflecht sehen. Ein bitte¬rer Geschmack lag ihm auf der Zunge.
    »Wie starben die beiden?«
    Sie stand auf, zog die Weste fest um den Körper und entfernte sich einige Schritte.
    »Frau Pejsarova?«
    »Diese verdammten Drecksköter!« Sie hob einen Fuß, stampfte ein paar Mal auf und strich schließlich die Schuhsohle an einer marmornen Grabumrandung ab.
    Hinter den Hecken tauchte Petrs Kopf auf. Er hob den Arm, tippte auf eine imaginäre Armbanduhr und bedeutete Vlado, dass es langsam an der Zeit wäre, die Rückfahrt anzutreten.
    »Frau Pejsarova!«
    Alenas Mutter war auf dem Weg in die Kirche und blieb am dritten Grabstein stehen.
    Vlado überlegte, ob er ihr nachgehen sollte, da drehte sie sich um und kam entschlossenen Schrittes auf halber Strecke zurück.
    »Richten Sie Alena aus, ich werde dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen wird.«
     
    ***
     
    Ondrej legte das Schneideskalpell neben der Palmlilie auf der Kommode ab und sah zum Fenster hinaus. Er dachte an das Frühstück im Café Petrowka und es wurde ihm warm im Bauch. Alena hatte sich am Orangensaft verschluckt, als er ihr gesagt hatte, dass er sie gut leiden konnte und Verlegenheitsrosa war ihr in die Wangen gestiegen.
    Die Sonne schob sich stückweise über einen Wolkenberg, er musste blinzeln, drehte sich um und blickte zur Zeichenstaffelei. Er könnte etwas für Alena malen. Ein Bild mit warmen Farben, das würde zu ihr passen. Aber welches Motiv?
    Ondrej spannte ein Blatt ein, dann kurbelte er die Rollladen ein Stück weit herunter.
    Ein Mopedfahrer brauste an der Fensterfront des Ateliers vorüber und an der

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