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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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gingen gern Tassen zu Bruch oder Fensterscheiben. Ihm fiel auf, dass an Vlados Schuhen Erde klebte und sie am Boden braune Abdrücke hinterließen.
    Na super, ganz toll. Aber er schreit gleich, wenn man bei ihm mit den Schuhen durch die Wohnung latscht. Ondrej überlegte, wie er ihn loswerden könnte. In dem Zustand war mit Vlado ohnehin nicht zu reden.
    »Und? Wie geht’s dir?«, wollte Vlado wissen. Das Desinteresse in der Stimme stachelte Ondrej an. Am liebsten hätte er Vlado entgegen-geschleudert, dass er sich verliebt hatte und dass Vlado sein Verhalten mal überdenken sollte. Grundlos ging sie ihm sicher nicht fremd, aber sich zu hinterfragen, das war nicht Vlados Ding.
    »Mir geht’s eigentlich ganz gut.«
    »Ah ja, ich vergaß, weil du die Scheißfrauen satthast und auch den Scheißkummer, den sie dir bereiten können.«
    »Langsam übertreibst du es. Hey? Was hast du vor?«
    Vlado stampfte zu der Zeichenstaffelei und griff sich einen Pinsel. Er tunkte ihn in die braune Farbe und zog einen Kreis, dann einige Striche. »Ich male einen Roulettetisch, sieht man das nicht?« Mit roter Farbe malte er am inneren Kreisrand in regelmäßigen Abständen rote Käst¬chen und füllte die Zwischenräume mit schwarzen Kästchen.
    »Ja … wirklich … detailgenau …«, spottete Ondrej und war nah dran, ihn vor die Tür zu setzen. Das Blatt war für Alena reserviert. Zudem waren Aquarellpapier und Farbe nicht gerade billig. Er drehte Vlado den Rücken zu. »Mach doch, was du willst«, murmelte er.
    Vlado packte seine Schulter und drehte Ondrej in Richtung Bild. »Sieh es dir an! Ist das nicht wunderbar? Die Liebe spielt Roulette, doch wir beide setzen immer auf die falsche Zahl!« Er zog den Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche und fingerte ein Passfoto aus einem Seitenfach. »Und das wäre der Preis gewesen!«
    Er legte das Bild umgedreht auf seine Handfläche und knallte es auf den Tisch, so fest, dass die Kaffeetasse umkippte und sich der Cappuccino über Ondrejs Hose ergoss.
    »Spinnst du? Ich hab die Jeans erst …« Ondrej sah auf das Foto und nahm es in die Hand. Die Frau auf dem Bild sah Alena verdammt ähnlich. Er hielt das Bild näher und entdeckte eine feine Narbe an der rechten Augenbraue. Alena!
    »Das ist deine Freundin?«, fragte er überrascht.
    »Na? Ist das nicht ’ne Augenweide? Und sie schreit beim Vögeln.«
    »Halt die Klappe!« Er stieß Vlado mit dem Ellenbogen in die Seite. Jeden Moment würde er den Cappuccino herausspeien, so elend fühlte er sich plötzlich.
    »Och, was hast du denn? Herzbeschwerden?«
    »Ich wusste nicht, dass sie mit dir zusammen ist.«
    »Aber jetzt weißt du es. Gib das Bild zurück.«
    Ondrej zögerte einen Moment, dann warf er es auf den Tisch. Vlado steckte es in den Geldbeutel und ging einige Schritte zur Tür. »Geh ihr in Zukunft aus dem Weg, um unserer Freundschaft willen.«
    »Ganz bestimmt«, meinte Ondrej mit viel Ironie in der Stimme.
    »Was hast du gesagt?« Vlado blieb stehen, warf einen Blick zurück über die Schulter. »Ist das ein Problem für dich?«
    Ondrej stellte die umgekippte Kaffeetasse auf und ging zur Küchen¬zeile.
    »Ich rede mit dir«, knurrte Vlado.
    Mit einem nassen Lappen wischte Ondrej die Tischplatte sauber.
    »Ondrej! Hörst du schlecht?«

Er bückte sich unter den Tisch und säuberte den Boden. Aus den Augenwinkeln sah er Vlado auf sich zukommen. Der trat den umge-kippten Stuhl zur Seite und baute sich vor ihm auf. »Finger weg von Alena!«
    »Ich werde mit ihr reden.« Ondrej wollte zur Spüle, den Lappen auswringen, da packte Vlado seinen Oberarm.
    »Lass mich los!« Ondrej riss sich aus dem Griff und warf aus Reflex den Lappen nach Vlado. Bei dem Blick wusste er, dass Vlado ihm eine verpassen würde. Drei schnelle Schritte, dann war Vlado bei ihm und versetzte ihm einen Faustschlag in den Bauch, sodass es ihn zur Seite drehte. Noch ein Schlag, dieses Mal mit dem Fuß in den Rücken. Ondrej stolperte nach vorn und stieß gegen die Schreibkommode. Die Vase mit der Palmlilie kippte um, er packte das Schneideskalpell. »Hau bloß ab!«
    »Scheiße, Mann! Ondrej!«
    »Hau ab!«
    »Na gut. Dann erzähle ich dir eben ein wenig über das Fräulein, mal sehen, ob du dir danach immer noch ihre Märchengeschichten anhören möchtest.«
     
    ***
     
    Ondrej lehnte am Kleiderschrank, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er stand dort im Dunkeln und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Ich bin so blöd, so blöd, dachte er und

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