Sonderauftrag
abgebrochene Stück nicht los. Ärgerlich wies ihn der Einsatzleiter zurecht.
Ein Fotograf war aufgetaucht. Er stand etwas abseits und machte etliche Aufnahmen. Dann zog er einen Notizblock aus der Tasche und befragte die Umstehenden.
Kröger winkte Vollert zu und zeigte dann auf den Neugierigen.
Vollert ging zu ihm, wechselte einige Worte, schüttelte dann den Kopf und kam zu Kröger.
»Presse, wie du vermutet hast!«
»Woher weiß er von der Bergung?«
»Er quatschte was von Quellen und natürlich von Pressefreiheit. Er war übrigens sehr gut informiert. Er fragte mich, ob wir weitere Kunstschätze in den Kisten vermuten würden.«
»Ach!« Kröger war erstaunt.
»Ja! Er wusste auch vom Tizian aus der Kellerkiste.«
»So?« Kröger sah zornig aus.
»Und nun verrate mir mal, woher er diese Informationen hat. Von mir nämlich nicht!«
»Von mir auch nicht! Hast du ihn gefragt?«
»Ja, habe ich. Er wiegelte ab. Meinte, er könne seine Quelle nicht nennen.«
Kröger warf dem Mann einen vernichtenden Blick zu. Er hatte zur Presse ein ambivalentes Verhältnis. Die meisten Artikel waren auf Sensation zugeschnitten und oft kam die Polizei nicht gut weg. Es gab einige wenige Reporter, die gründlich recherchierten, aber die meisten hatten eine zu flinke Feder oder die Fantasie ging mit ihnen durch. Während sie früher kaum etwas über die Arbeit der Kriminalpolizei berichteten, wurde heute fast alles aufgebauscht.
»Meine Männer haben was gefunden!« Der Einsatzleiter war neben ihnen aufgetaucht.
»Die zweite Kiste?« Krögers Stimme klang angespannt.
»Können wir noch nicht sagen. Keine Sicht und der Fund liegt tief im Schlamm. Die Taucher spülen das Stück jetzt frei.«
»Mit dem Außenborder?« Vollert zeigte auf das Schlauchboot.
»Genau! Wir haben ein Spülrohr über den Propeller gezogen, sodass durch den Wasserdruck der Schlamm etwas entfernt werden kann.«
Das Knattern des Bootsmotors nahm zu.
Minuten später schwirrte eine Libelle Richtung Wasser. Metallisch blau schimmerte ihr Körper.
Fast mühelos hob der Kran seine Last an, und plötzlich tauchte aus dem Wasser die gesuchte Kiste auf. Sie wurde Richtung Ufer geschwenkt und vorsichtig beim Wrack abgestellt.
Der Einsatzleiter fragte Kröger, ob seine Männer noch etwas tun könnten, und als der verneinte, ertönte das Kommando: »Einsatz beendet!«
Das Schlauchboot wurde ans Ufer gebracht, die Taucher kamen aus dem Wasser, der Kranführer fuhr den Ausleger ein und plötzlich lag Stille über dem See. Man hörte das Tuscheln der Zaungäste. Frau Meinke kam mit den Spezialisten zum Wrack.
»Schauen Sie.« Ewa deutete auf die Kiste, die sich noch immer auf der Ladefläche befand. »Damit hätten wir also zwei weitere Kisten.«
Dr. Neumann musterte das am Wrack abgestellte Behältnis. Das Bergungsseil hatte Spuren im Bitumen hinterlassen, aber sonst sah die Kiste unbeschädigt aus.
»Erstaunlich! Wirklich erstaunlich!« Vorsichtig strich seine Hand über die Oberfläche. Als er sie hob, war sie schwarz vom Schlamm.
»Na toll!« Er versuchte erfolglos, mit der anderen Hand sein Taschentuch aus der Anzughose zu ziehen. Er musste die beschmierte Hand zu Hilfe nehmen und deutliche Spuren des Seegrundes blieben an Jackett und Hose zurück.
»Es ist wirklich nicht mein Tag heute.« Ärgerlich rieb er an den Flecken und machte sie damit nur größer. »Erst streikt mein Auto und dann dies!«
»Nicht reiben!«, rief Ewa ihm zu. »Warten Sie, bis der Schlamm getrocknet ist, und dann machen wir es raus, okay?«
Dr. Neumann nickte und wischte sich die Finger sauber.
Vollert grinste über so viel Ungeschicklichkeit. Kröger und die Staatsanwältin musterten Wrack und Kiste. Wasser tropfte davon ab und es roch moorig. Manches am Laster konnte man nur noch erahnen, anderes schien gut erhalten.
»Ein Opel Blitz und kein Einheitsdiesel!« Dr. Neumann deutete auf das Wrack.
»Aha?« Krögers Antwort war mehr eine Frage.
»1939 beschlossen die Nazis, die über 100 in Deutschland gebauten LKW-Typen auf einige wenige zu reduzieren. Sozusagen als Kriegsvorbereitung, denn man ahnte, dass es im Kriegsfall zu Problemen bei Ersatzteilbeschaffung und Wartung kommen würde. Und hier sehen Sie das Produkt, oder besser, was davon noch übrig ist.« Er deutete auf den LKW.
»Kann man Rückschlüsse vom Wagentyp auf die Einheit, in der Wernher von Schleyersdorf diente, ziehen?«
»Nein! Dieser LKW-Typ wurde von allen militärischen Einheiten im Dritten Reich
Weitere Kostenlose Bücher