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die Spurensicherung hier raus.«
»Na, Dr. Brauner wird sich freuen.«
»Der war gestern schon begeistert, als ich bei ihm auftauchte und nach Ergebnissen fragte.« Kröger grinste.
»Horst?« Vollerts Stimme klang eigenartig.
»Ja?«
»Ist schon ein bedrückendes Gefühl, hier zu stehen, eventuell an der Stelle, an der Ewa ermordet wurde. Wissen, dass das hier«, er zeigte auf die Umgebung, »das Letzte war, was sie sah!«
Kröger musterte Vollert. »Ja …, aber wir sollten trotzdem unsere Arbeit machen. Ich glaube, das sind wir Ewa schuldig und nicht nur ihr. Also komm!«
Vollert schoss einen kleinen Stein quer über den Platz. Ruckartig drehte er sich um und folgte Kröger.
Im Büro schaute Kröger auf die Karte mit den bunten Markierungen. Sein Finger fuhr von Nadel zu Nadel.
»Hast du was?« Vollert war zu ihm getreten.
Kröger fuhr noch einmal die Strecke ab. »Fällt dir was auf?«
»Hotel, vermutlicher Tatort und Kiesgrube liegen fast auf einer Linie.«
»Genau, und meine Wohnung liegt nur knapp 800 Meter vom vermutlichen Tatort entfernt und auch fast auf dieser Linie.«
»Dann hast du ja Glück, ein Alibi zu haben, und zwar von mir.«
»Mensch, Carsten, ich bin dir so dankbar! Was ich aber meine, ist Folgendes: Wir wissen, Ewa wollte diesen Abend mit uns verbringen. Sie verließ das Hotel gegen 16 Uhr an diesem Tag. Verabredet waren wir um 18 Uhr! Zwei Stunden, von denen wir nichts wissen.«
»Und die müssen …« Das Telefon unterbrach Vollert.
Kröger hob ab und legte nach einem kurzen Augenblick wieder auf. Er machte einen nachdenklichen Eindruck.
»Wir sollen zum Chef.«
»Wir?«
»Ja, wir, und zwar sofort!«
»Na, dann los. Auf nach Canossa!«
»Ich habe keinen Bittgang nötig, du?« Kröger musterte Vollert. Er war froh, dass dieser langsam sein seelisches Gleichgewicht wiederfand.
»Nee, nicht, dass ich wüsste.« Er hielt die Bürotür einladend auf.
Als sie das Dienstzimmer von Kriminalrat Södermann betraten, blieb dieser sitzen und zeigte nur auf zwei Stühle am Konferenztisch. Sie setzten sich und Södermann musterte erst Kröger und dann Vollert, bevor er fragte: »Sagen Sie mal, Herr Kröger, was ist bei Ihnen los?«
Kröger war überrascht und auch Vollert schaute ungläubig auf den Kriminalrat.
»Was los ist? Könnten Sie die Frage präzisieren?«
»Gern!« Södermann zog zwei Blatt Papier zu sich heran.
»Sie haben gestern Herrn Vollert den Auftrag gegeben, einen Herrn Saunuss zu verhören?«
»Ja, das habe ich! Warum …«
Eine Geste von Södermann ließ ihn verstummen.
»Gab es Besonderheiten bei der Festnahme?« Södermann schaute auf die Papiere.
»Der Herr«, und das Wort Herr betonte Kröger sehr, »Saunuss widersetzte sich einer Befragung und griff Kollegen Vollert an, sodass ich einschritt.«
Södermann nickte. »Und gestern bei der Vernehmung von Herrn Saunuss, gab es da Besonderheiten?«
Södermann und Kröger sahen zu Vollert.
Der setzte sich aufrecht hin und sprach mit fester Stimme: »Nein, bis auf das flegelhafte Verhalten von Saunuss am Beginn der Befragung.«
»So, so, ›flegelhaft‹, sagen Sie. Und dieses ›flegelhafte Verhalten‹ berechtigte Sie, Herr Vollert, einen Beschuldigten aus dem Fenster zum …«, er überflog eines der Blätter, »… hier haben wir es, also: Zum Lüften aus dem Fenster des Dienstzimmers zu halten?«
Vollert sah ungläubig zu Kriminalrat Södermann. »Wegen der Beschwerde eines Einbrechers sind wir hier? Der Mann lügt. Ich hatte nicht vor, ihn aus dem Fenster zu werfen oder zu halten, wie auch immer.« Vollerts Stirn war in Falten gelegt wie ein Plisseerock. Er schluckte und die Adern auf seinen Händen traten hervor, während er sich an den Armlehnen festkrallte.
»Nun, ich hätte Sie und Herrn Kröger nicht gerufen, wenn mir nur die Aussage von Herrn Saunuss vorliegen würde. Es gibt aber eine weitere.«
»Eine weitere Aussage?« Vollert war halb aufgesprungen. Die Tischkante hinderte ihn daran, vollends hochzuschnellen. Er setzte sich wieder.
»Ja.« Södermann blickte ihn an.
»Da war aber niemand weiter anwesend … Moment … außer Kollegen Schneider.«
Vollert ließ die Szene in Gedanken noch einmal Revue passieren. »Aber der war draußen und kam erst einige Minuten später wieder ins Zimmer.«
»Gibt es Tonaufzeichnungen vom Verhör?«
»Ja, gibt es, und nein, gibt es nicht. Och, Scheiße!« Vollert strich sich hektisch durch die Haare.
»Wie darf ich das verstehen: Gibt es, gibt es
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