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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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nicht. Ja, was denn nun?«
    »Als ich die Befragung begann, lehnte Saunuss eine Tonaufzeichnung ab. Erst als ich ihm die Leviten gelesen hatte, stimmte er zu.« Er sah zu Kröger. »Mensch, Horst, du weißt doch, ich halte keinen Zeugen oder Beschuldigten aus dem Fenster. Wir sitzen im dritten Stock und …«
    Kröger legte seine Hand auf Vollerts. »Ich weiß, Carsten! Erzähl, was vorgefallen ist.« Kröger warf Södermann einen Blick zu. Der gab seine Zustimmung.
    Vollert erzählte die ganze Geschichte. Die Festnahme, Saunuss’ verstocktes Verhalten am Anfang des Verhörs, wie er Schneider Cola holen geschickt hatte und wie Saunuss sich verhielt, als er mit ihm allein war. Er ließ auch seinen Frontalangriff und seine verbale Attacke nicht aus. Als er geendet hatte, versteckte Kröger ein Schmunzeln hinter seiner Hand. Auch Kriminalrat Södermann musste sich erst einmal schnäuzen und verkündete dann:
    »Folgender dienstlicher Befehl ergeht mit sofortiger Wirkung: Ein Disziplinarverfahren gegen Herrn Vollert wird nicht eingeleitet. Es steht Aussage gegen Aussage. Kollege Schneider scheint etwas falsch interpretiert zu haben. Na ja, hat ja auch nur einen kleinen Teil gehört. Des Weiteren ist der Fakt einzubeziehen, dass Herr Saunuss schon bei seiner ersten Befragung handgreiflich werden wollte. Ein weiterer Angriff, als Sie mit ihm allein waren, war also nicht auszuschließen.« Er machte eine Pause und fuhr dann fort: »Der Kollege Schneider ist ab sofort der Sonderkommission Phantom zugeteilt.«
    »Wie bitte?« Kröger war mehr als überrascht.
    »Sie sind nicht einverstanden, Herr Kröger?«
    »Wir stecken mitten in der Aufklärung eines Mordfalles und ich brauche jeden Mann.«
    »Schön, dann lesen Sie das mal.« Södermann schob Kröger eine Zeitung über den Tisch. »Das ist die heutige Ausgabe einer überregionalen Zeitung. Die Schlagzeile ist schon heftig, aber der Artikel selbst lässt an uns kein gutes Haar.«
    Kröger las kopfschüttelnd die Überschrift. In dicken schwarzen Lettern stand da: ›Das Phantom schlägt zu – Die Polizei schläft weiter‹. Als er, angewidert von solcher Art Journalismus, die Zeitung schon weglegen wollte, forderte Södermann ihn zum Weiterlesen auf. Der Artikel auf Seite eins war eine wahre Lobeshymne auf den Bankräuber, genannt ›das Phantom‹. Die Polizei wurde als ein Haufen Trottel und Nichtskönner dargestellt. Der Artikel gipfelte in der Aussage, die Polizei könne ja das Phantom einstellen, dann würde wenigstens einer seine Arbeit vernünftig machen. Kröger ließ die Zeitung auf den Tisch fallen.
    Kein Wort in dem Artikel über Budgetkürzungen, schlechte Ausstattung der Polizeikräfte, fortschreitenden Personalabbau und damit verbundene Überstunden der Kollegen. Hier wurde nur das Klischee vom faulen Beamten bedient und damit zu einem weiteren Vertrauensverlust der Polizei bei der Bevölkerung gesorgt.
    »Und wegen des Artikels wird mir ein Mann abgezogen?« Kröger klang gereizt.
    »Nicht wegen dieses Artikels, Herr Kröger, sondern weil man endlich Erfolge braucht und weil gestern in den Abendstunden schon wieder eine Filiale überfallen wurde.«
    »Wer ist ›man‹?«
    »Nun, ich glaube, wir alle können einen Erfolg sehr gut gebrauchen, vor allem in einer so delikaten Angelegenheit. Ein positives Bild in der Öffentlichkeit, das ist es, was wir jetzt brauchen. Sie haben mein vollstes Vertrauen, Herr Kröger!« Sein Ton hatte etwas Oberlehrerhaftes. »Und Kollegen Schneider werden Sie doch entbehren können, oder?«
    »Ich hätte mich sowieso in den nächsten Tagen wegen Kollegen Schneider an Sie gewandt, aber zurzeit habe ich den Tod einer polnischen Staatsangehörigen aufzuklären. Oder sind die Spareinlagen deutscher Bürger wichtiger?«
    »Um Gottes willen, Herr Kröger, wie kommen Sie nur auf so etwas?« Södermann erhob sich, ein Zeichen, dass er die Unterredung als beendet betrachtete.
    Auch Vollert wollte aufstehen, doch Kröger blieb sitzen.
    »Na, ich habe da so meine Vermutungen. Wenn plötzlich, während laufender Ermittlungen, ein Mann abgezogen wird, dann gibt mir das zu denken.«
    »Manche Entscheidungen liegen nicht in unserer Hand, denn sie sind politischer Natur.« Er hob die Hände, als wollte er seine Untergebenen segnen.
    »Kann ich davon ausgehen, dass nach Abschluss der Ermittlungen und Auflösung der Sondergruppe Phantom eine Lösung des Personalproblems gefunden wird?«
    »Mann, Kröger, Sie lassen aber auch nicht locker. Okay,

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