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Ohne Vergleichsmaterial kommen wir auch da nicht weiter.« Vollert hatte den Kopf in die Hände gelegt.
»Richtig, aber das werden wir liefern.« Kröger rieb sich die Hände.
»Deinen Optimismus in Ehren, nur erklär mir mal, wie du das machen willst.« Vollert stand auf und tigerte nervös durch das Zimmer.
»Indem wir unsere Arbeit machen! Übrigens hat das Feuer im Auto nicht lang gebrannt. Ungefähr eine Viertelstunde, sagt der Brandermittler.«
Vollert blieb stehen. »15 Minuten? Moment mal, also wenn ich mich nicht irre, brauchte die Feuerwehr etwa zehn Minuten, bis sie am Brandort war. Das Gehöft von Reimer ist circa fünf Minuten von der Kiesgrube entfernt, wenn man langsam geht. Da ist die Viertelstunde schon aufgebraucht! Nun sagen wir mal, die junge Frau ist gelaufen. Wie lange braucht man dann? Eine Minute, anderthalb?«
»Sagen wir anderthalb!«
»Okay, dann noch mal eine Minute, bis sie Reimer verklickert hat, worum es geht, und er die Nummer der Feuerwehr gewählt hat. Dann sind wir bei zwölf Minuten und 30 Sekunden.«
»Rechne weiter!« Krögers Blick drückte mehr als Interesse aus.
»Gut, dann rechnen wir am Anfang noch einmal 30 Sekunden für das Ankommen und Bemerken des Brandes. Man sieht und fällt eine Entscheidung! Ich glaube, die halbe Minute dafür ist gerechtfertigt. Dann sind wir bei glatten 13 Minuten. Bei einer Viertelstunde als Arbeitshypothese bleiben nur noch zwei Minuten übrig. Nur zwei Minuten Vorsprung, die der Täter für seine Flucht hatte. Wissen wir, wie er entkommen ist?«
»Nein!« Kröger schüttelte den Kopf. »Die Spuren in der Kiesgrube waren nicht auswertbar, was andere Fahrzeuge oder Personen betraf.«
Vollert schürzte die Unterlippe. Einen Moment verharrte er so. Dann meinte er: »Wir sollten die beiden jungen Leute noch einmal befragen, ob sie beim Entdecken des Fahrzeuges etwas bemerkt haben. Eventuell haben sie etwas gesehen und dem keine Bedeutung beigemessen.«
»Und die Feuerwehr!« Kröger sah Vollert an.
»Genau! Es gibt nur die eine Zufahrtsstraße!« Er ging zu der großen Karte an der Wand. Sie zeigte die Hansestadt mit ihren einzelnen Stadtteilen und Straßen, aber ebenso die nächstgelegenen Dörfer. Vollert tippte auf die Kiesgrube. »Hier wurde der Polonez gefunden. Genau an der Stadtgrenze. Deswegen kam auch die Stralsunder Feuerwehr und nicht die Freiwillige aus den umliegenden Dörfern.« Sein Finger ging etwas weiter. »Und hier muss das Gehöft von Reimer sein.« Er steckte eine Nadel mit gelbem Kopf an die Stelle, wo eben noch sein Finger war.
»Und hier ist die Landstraße, genau an der Kiesgrube vorbeiführend. Die Zufahrt von der Landstraße zur Grube …, das sind ungefähr 80 Meter. Einverstanden?«
Kröger und Schneider nickten.
»Man kann allerdings nicht direkt von der Straße in die Kiesgrube blicken, da sie auf der Hälfte einen Linksknick macht. Der Täter musste zwangsweise auf die Straße zurück, sonst hätte er den Weg über die Steilhänge nehmen müssen. Da gab es aber keine Spuren, oder?«
»Nein!«
»Dann hätte ihn die anrückende Feuerwehr sehen müssen, ihn oder sein Fahrzeug. Außer …, außer er hat den Weg Richtung Dörfer eingeschlagen, also raus aus der Stadt!«
»Da du schon fleißig am Nadelstecken bist, markier mal das Hotel.«
Vollert setzte auch dort einen Markierungspunkt.
»So, Männer, wir haben drei Befragungen durchzuführen. Folgender Vorschlag: Kollege Schneider übernimmt den Stadtbauhof bezüglich des Splitts. Carsten, du fährst zu den jungen Leuten, die den Brand gemeldet haben, sie kennen dich schon. Und ich fahre zur Feuerwehr. Die kennen mich!«
»Getrennt marschieren, vereint schlagen!«
»Genau so!« Kröger reckte den Daumen der rechten Hand nach oben.
Drei Stunden später saßen sie wieder in ihrem Büro, Vollert und Kröger mit einer Tasse Kaffee in der Hand, Schneider hatte Tee vorgezogen.
»Und?« Kröger pustete den feinen Schaum von der Oberfläche des Kaffees.
»Ich glaub, ich fang mal an.« Schneider sah sich um. Als niemand Einspruch erhob, fuhr er fort: »Also, der Splitt wird erst seit Kurzem von den Stadtbaubetrieben verwendet. Genaugenommen an drei Orten.«
»Markierst du die mal?« Kröger zeigte auf die Karte.
Schneider stand auf und piekte Nadeln an die Stellen, wo der Splitt eingesetzt worden war. Nur eine Stelle lag zwischen Hotel und Kiesgrube, die anderen beiden Orte befanden sich am entgegengesetzten Ende der Hansestadt.
»Wo lagern die den
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