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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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öffnete ihnen nach einer Weile eine Frau mit einer mädchenhaften Figur. Klein, zierlich, mit vielen Sommersprossen im Gesicht stand sie, mit hautengen Jeans und einem zerknitterten T-Shirt bekleidet, barfuß in der Tür. Kröger wies sich aus und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Kommen Sie rein.« Sie flüsterte fast, und wie zur Bestätigung, dass sie leise sein sollten, legte sie den Zeigefinger auf die Lippen. »Mein Sohn macht Mittagsschlaf.« Sie winkte die beiden herein und schloss leise die Tür.
    Sie standen in einer Altbauwohnung mit dem typischen langen Flur. Die Dielen waren aufgearbeitet worden und strahlten in einem honigfarbenen Ton. Frau Wrobel trippelte voran und die Ermittlungsbeamten versuchten, ihr leise zu folgen, was bei Vollerts Statur schlecht gelang. Der Fußboden gab ein rhythmisches Knarren von sich und zu allem Überfluss quietschten Vollerts Schuhe. Irgendwie gelangten sie doch ohne großes Tamtam in das Wohnzimmer. Durch einen Erker fiel die Mittagssonne herein und ließ den weißen Raum noch mehr erstrahlen. Groß war er und von einer herrlichen Stuckdecke gekrönt. Kröger wusste, wie viel Arbeit in diesem Zimmer steckte. Er hatte selbst tagelang auf der Leiter zugebracht, um mit einer Zahnbürste den Stuck in seinem Haus von Schlemmkreideresten zu befreien.
    Sie setzten sich auf eine moderne helle Couchgarnitur, vor der ein kleiner Tisch stand. Auf die Frage, wann sie die Frau oder das Auto gesehen habe, antwortete die junge Frau exakt: »Am Freitagnachmittag. Ich musste mit meinem Sohn zum Arzt und mein Auto wollte nicht anspringen.«
    »Und das war hier vorm Haus?«
    »Ja, kommen Sie! Ich zeige es Ihnen.« Sie stand auf und ging zum Erker, Vollert und Kröger folgten. Man sah die Straße, die Parkplätze und das Hotel.
    »Ich stand dort, wo jetzt die Parklücke ist, und die Frau parkte vor mir.«
    »Kam sie angefahren oder wollte sie los? Oder sahen Sie nur das Auto?«
    »Nein, nein, sie wollte wohl gerade losfahren. Jedenfalls kam sie, als ich mich mit meinem Sohn auf dem Arm nach einem Taxi umschaute.«
    »Woher kam sie?«
    »Von der anderen Straßenseite. Ich kann es nicht so genau sagen, denn ich hatte in dem Moment mehr mit meinem Sohn und dem kaputten Auto zu tun.«
    »War die Frau allein?«
    »Ja.«
    Sie setzten sich wieder.
    »Und dann fuhr sie davon?«
    »Nein! Mein Sohn schrie wie am Spieß. Er hatte sich nämlich eine Erbse ins Ohr gesteckt, deswegen musste ich ja auch zum Arzt mit ihm. Die Frau sprach mich an, ob sie helfen könne, und ich berichtete ihr von meinem Malheur. Sie bot sich an, uns zu fahren.«
    »Und Sie nahmen das Angebot an?«
    »Ja! Sie sah vertrauenerweckend aus. Es war kein Taxi in der Nähe und mit meinem weinenden Kind wollte ich ungern den Bus benutzen.«
    Kröger zeigte Frau Wrobel das Bild eines Polonez MR87, eines Citroën BX und eines Opel Kadett, alle in Weiß.
    »War es eines dieser Fahrzeuge?«
    Das Foto vom Opel legte sie gleich beiseite. »So einen haben wir auch, das war er nicht.« Bei den anderen beiden Bildern zögerte sie kurz, dann schob sie Kröger die Fotografie des Polonez zu. »Hier, das war das Auto!«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher! Die beiden runden Scheinwerfer auf beiden Seiten, die habe ich mir gemerkt.«
    »Wie konnten Sie die Scheinwerfer sehen, wenn der Wagen vor Ihrem parkte?«
    Vollert musterte die junge Frau.
    »Die sah ich erst am Klinikum. Als wir ausgestiegen waren, drehte ich mich noch einmal um.«
    »Und können Sie die Frau beschreiben?«
    Frau Wrobel nickte und beschrieb Ewa in wenigen Worten.
    Als Kröger ihr ein Foto von Ewa Bednarek zeigte, nickte sie und fragte: »Sagen Sie mir bitte, was diese ganzen Fragen sollen? Hat diese Frau etwas angestellt?«
    Kröger schüttelte den Kopf. »Sie wurde ermordet.«
    Betroffenheit machte sich breit. Die Frau zog die Beine an und umschloss sie mit den Armen. »Tut mir leid, aber jetzt bin ich ein wenig durch den Wind.«
    Kröger gab ihr Zeit, sich zu beruhigen. Nach einigen Minuten hatte sie sich erholt.
    »Wissen Sie schon, wer es war?«
    »Leider nein! Wir ermitteln noch.« Krögers Stimme klang belegt. Er räusperte sich. Vollert hatte einen interessanten Punkt an der gegenüberliegenden Wand entdeckt, den er jetzt anstarrte.
    »Dabei war sie so nett. Selbst mein Sohn war schlagartig still, als wir in ihrem Auto saßen. Sie streichelte seine Hand und sagte einen Spruch auf und er war ruhig!«
    »Einen Spruch?«
    »Ja, irgendetwas auf Polnisch. Sie erzählte

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