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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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mir während der Fahrt, dass ihre Großmutter sie immer so getröstet habe, wenn sie sich als Kind wehgetan hatte.«
    Kröger versuchte, sich Ewa als tobendes Kind vorzustellen, aber es misslang.
    »Hat sie sonst noch etwas erzählt?«
    »Ja, wir haben uns über Kinder unterhalten und als ich mich ihr vorstellte, meinte sie, der Name passe gut zu mir.«
    »Wieso?«
    »Na, sie sagte, Wrobel heiße im Polnischen so viel wie Spatz. Ich lachte noch darüber. Ja, und dann erzählte sie mir, dass sie eingeladen sei. Sie freute sich wohl sehr auf den Abend.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Nicht direkt! Sie sagte, es gebe in jedem Land solche und solche, und sie habe das Glück, ihren letzten Abend in Deutschland mit ganz besonderen Menschen zusammen sein zu dürfen.«
    Kröger schluckte heftig und seine Nase schien zu jucken, so wie er an ihr rieb. Und die Stelle an der Wand musste für Vollert noch interessanter geworden sein, er saugte sich jetzt förmlich an diesem Punkt fest.
    In die Stille hinein war plötzlich das Getrappel von Kinderfüßen zu hören und ein kleiner Junge von etwa drei Jahren kam ins Zimmer gelaufen.
    Frau Wrobel zog ihre Stirn kraus. »Na sag mal, Lukas, wo kommst du denn her? Du sollst doch schlafen!«
    Doch der stellte sich vor Kröger, hielt in seinen Händchen eine Holzeisenbahn und sagte: »Spielen!«
    Kröger fühlte sich bei so kleinen Kindern immer etwas hilflos. Als seine in dem Alter waren, hatte seine Frau die meiste Zeit mit der Tochter und dem Sohn verbracht – sein Dienst ließ es kaum mal zu, dass er länger mit ihnen spielte. Und Enkelkinder ließen noch auf sich warten. So schaute er den Knaben, der mit seiner halb heruntergezogenen Schlafanzughose fordernd vor ihm stand, ernst an. »Spielen? Aber die Mutti sagt doch, du musst schlafen!«
    Die ernsten Worte ließen den Kleinen vorsichtiger werden. Noch einmal wiederholte er seine Forderung: »Spielen!«, doch seine sinkenden Mundwinkel ließen keinen Zweifel daran, dass er gleich anfangen würde zu heulen.
    »Och, wer wird denn weinen? Schau mal, der Pittiplatsch auf deiner Jacke ist doch auch ganz fröhlich.«
    Vollert kitzelte den Jungen am Bauch. Ein quietschendes Lachen war die Antwort. »Und wenn die Mutti erlaubt, dann spielen wir beide. Der Opa«, und dabei zeigte er auf Kröger, »der kann gar nicht spielen.«
    Frau Wrobel nickte zustimmend, und der große Vollert zog dem kleinen Lukas erst einmal die Schlafanzughose hoch. Dann legte er sich quer auf den Teppich und fuhr mit der Eisenbahn und dem kleinen Lukas ins Spielzeugland.
    Kröger warf der jungen Frau einen entschuldigenden Blick zu, doch die schien nicht böse zu sein. Im Gegenteil! Sie verkniff sich ein Lachen, als Vollert eine Dampflok imitierte.
    Kröger hatte Mühe, den Faden wieder aufzunehmen.
    »Haben Sie noch über andere Dinge gesprochen oder ist irgendetwas passiert?«
    Die junge Frau sah wieder Kröger an.
    »Wir haben nichts weiter besprochen. Die Fahrt dauerte ja auch nicht so lange.«
    Kröger wollte das Gespräch schon beenden, doch ein Wort ließ ihn hellhörig werden.
    »Außer …«
    »Ja?« Hoffnung keimte in ihm auf.
    »Außer, sie sprach von einer großen Überraschung, die sie mitbrächte.«
    »Wissen Sie, worum es sich da handelte oder haben Sie diese Überraschung gesehen?« Kröger war ganz nach vorn auf die Kante der Couch gerutscht.
    »Gesehen? Nein, aber sie sagte, warten Sie …« Die Frau überlegte einen Moment. Sie schien im Geist die Szene noch einmal durchzugehen.
    »Sie sprach von der Einladung und dass es sie freue, nicht mit leeren Händen kommen zu müssen, und dass ihr Besuch mit einer großen Überraschung verbunden sei. Genau so hat sie es gesagt!«
    »Mmh«, Kröger überlegte.
    Vollert dagegen war mit dem kleinen Lukas völlig im Spiel versunken. Sein großer Körper war mal ein Tunnel, dann wieder ein Gebirge, durch das die Eisenbahn fuhr. Natürlich nicht ohne Geräusche. Sie pfiff und stöhnte, sie ächzte unter der Last, und wenn es bergab ging, schnaufte sie fröhlich. Lukas hatte gerötete Wangen und leuchtende Kulleraugen. Gerade eben versuchte er, als Lokführer das große, weite Meer zu überqueren, das von Vollerts Armen dargestellt wurde, und natürlich gelang es der Lokomotive, auch dieses Hindernis zu bewältigen.
    »Wissen Sie noch die Uhrzeit, als Frau Bednarek Sie auf der Straße ansprach?«
    »Das muss so gegen 16 Uhr gewesen sein.«
    »Und hat sie gesagt, wo sie noch hinwollte?«
    »Nein, kein Wort. Sie

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