Sonea 3 -
noch schwach sind. Verhindere, dass sie stark werden.« Bokkin riss sich zusammen und zwang sich aufzuhören, sich daran zu erinnern, aber nicht, bevor Lilia drei schnelle Blitze von emotionsgeladenen Bildern auffing. Liebe und Kränkung. Prügel. Zorn. Trauer.
Da verstand sie, dass Bokkin dies grimmig und restlos glaubte und es für den besten, weisesten Rat hielt, den sein Vater ihm je gegeben hatte. Schließlich hatte sein Vater es bewiesen, indem er seinen eigenen Sohn so lange geprügelt hatte, bis er ihm gehorchte und ihn fürchtete. Dann war sein Vater von einem Mann getötet worden, von dem er zugegeben hatte, dass er hätte härter zu ihm sein sollen.
Das ist es, was er versucht, mit mir zu machen, begriff sie. Er denkt an die Zukunft. Ich werde stärker sein als er, also versucht er, mich jetzt zu schwächen. Sie schauderte bei dem Gedanken an die Art Magier, die er werden würde. Bis dahin wird er stärker sein als die meisten anderen Menschen. Nur andere Magier werden eine Bedrohung für ihn darstellen. Magier wie ich.
– Lilia? Kallen sprach.
Sie zog sich aus Bokkins Geist zurück.
– Ja?
– Ihr habt Eure Sache gut gemacht. Das reicht für den Moment.
Sie spürte, wie er die Hände von ihrem Kopf nahm, daher öffnete sie die Augen und ließ Bokkin los. Kallen ging zu dem Stuhl hinüber und setzte sich. Die Tür hinter ihm wurde geöffnet.
»Ihr könnt jetzt gehen, Lord Bokkin. Danke für Eure Hilfe. Sagt den anderen, dass sie morgen früh hier sein sollen, zur gleichen Zeit.«
»Ja, Schwarzmagier Kallen.« Bokkin verneigte sich und eilte aus dem Raum.
Die Tür schloss sich hinter ihm. Lilia lehnte sich an die Rückenlehne ihres Stuhls und zögerte den Moment hinaus, da sie sich setzen musste. Sie wollte nicht einmal die Restwärme von Bokkins Körper auf diesem Stuhl spüren.
»Was habt Ihr erfahren?«, fragte Kallen.
Lilia verzog das Gesicht. »Dass er jeden, der vielleicht stärker werden könnte als er, als Bedrohung erachtet, so dass er einen Weg finden muss, diese Person zu beherrschen, bevor sie ihn beherrscht.« Dann wurde ihr klar, dass Kallen wahrscheinlich nach der Gedankenlesung fragte. »Was das Gegenteil davon ist, wie das Gedankenlesen funktioniert. Man hat keinen Erfolg, wenn man versucht, den anderen zu beherrschen.«
Kallen nickte. »Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Magier wie Bokkin sind der Grund, warum wir die Gedankenlesung auf diesem Niveau nicht allen Magiern beibringen.«
»Moment … Ihr meint, jeder könne lernen, das zu tun?«
»Bedauerlicherweise ja. Der Hohe Lord Akkarin war der erste Gildemagier, der gelernt hat, die Gedanken einer widerstrebenden Person zu lesen, so dass immer angenommen wurde, es sei eine Fähigkeit, die schwarze Magie erforderlich mache. Er hat Schwarzmagierin Sonea offenbart, dass dies nicht wahr ist, indem er sie lehrte, Gedanken zu lesen, bevor er ihr beibrachte, wie man Magie nimmt und lagert. Sonea hat sich bereit erklärt, diese Tatsache für sich zu behalten. Ihr müsst das Gleiche tun.«
»Oh. Auf jeden Fall.« Bei dem Gedanken daran, was Bokkin mit solchem Wissen machen könnte, überlief Lilia ein Schauder.
»Ihr habt eine frische und interessante Herangehensweise an die Dinge, Lilia«, bemerkte Kallen. »Wie zum Beispiel Eure Idee, einen scharfen magischen Stoß als Ersatz für ein Messer zu benutzen, wenn man schwarze Magie übt. Das ist genial. Ich habe es Lady Vinara beschrieben, und wir haben Möglichkeiten erörtert, wie wir damit experimentieren könnten.«
Unter seinem Lob wurde ihr Gesicht warm, und sie senkte den Blick. »Nun … ich hoffe, es funktioniert.«
»Selbst wenn es nicht funktioniert, lohnt es einen Versuch. Nun, das ist alles für heute. Ihr solltet besser in Euren ersten Kurs gehen.«
Als die Tür sich abermals öffnete, verbeugte sich Lilia und murmelte seinen Namen. Sie ging zu ihrer ersten Unterrichtsstunde des Tages und fühlte sich abwechselnd aufgemuntert und besorgt. Ich lerne so viel von Kallen, und er scheint mich jetzt mehr zu mögen, da es bei unseren Lektionen nicht nur um Kriegskunsttraining geht.
Doch obwohl sie jetzt wusste, warum Bokkin ihr das Leben schwermachte, hatte sie keine Ahnung, wie sie ihn davon abhalten sollte. Er wird immer gegen mich arbeiten. Allerdings werde ich immer stärker sein als er, und er ist zu dumm, um mir auf andere Weise jemals gefährlich zu werden, daher könnte es wohl schlimmer sein.
Aber sie würde ihn ständig im Auge behalten müssen, und das würde
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