Sonea 3 -
trat Kallen auf sie zu. Lilia verneigte sich, aber Anyi blieb aufrecht stehen, ihre Augen dunkel und ihr Kinn steif.
»Lord Rothen. Lady Lilia. Anyi.« Kallen wandte sich an Rothen. »Ihr habt mich gebeten, Euch hier zu treffen?«
»Ja, Schwarzmagier Kallen. Ich werde es näher erklären, wenn wir wieder in der Gilde sind, aber ich kann Euch sagen, dass Skellin tot ist und seine Mutter ebenfalls. Sein Leichnam ist an Bord, falls Ihr ihn untersuchen wollt. Lorandras ist irgendwo im Meer.«
Kallen zog die Augenbrauen hoch. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritt er die Laufplanke hinauf und ging zu dem Leichnam. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, als er sich hinhockte und das Sackleinen hochhob, daher konnte Lilia seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Ich hätte ihn gern beobachtet, ging es ihr durch den Kopf. Kallen kehrte auf den Pier zurück. Er blickte Lilia direkt an und lächelte. »Ihr habt einiges zu erklären.« Sein Tonfall war nicht missbilligend, bemerkte sie.
»Nicht, bis wir wieder in der Gilde sind«, erklärte Rothen mit fester Stimme. »Ich habe Vorkehrungen getroffen, dass die Mannschaft eingekerkert wird, bis wir sie befragen können, und der Leichnam soll zur Gilde gebracht werden.«
Kallen nickte und deutete auf das Ende des Piers. »Die Kutsche, die mich hergebracht hat, ist noch hier, falls Ihr sie nehmen wollt.«
Rothen nickte. Sie gingen schweigend zur Kutsche hinüber. Als Lilia sich umschaute, bemerkte sie, dass die Hafenarbeiter innegehalten hatten, um Kallen anzustarren. Sie wirkten neugierig, aber auch nervös. Doch genauso reagieren Novizen, wenn Sonea vorbeikommt. Beeindruckt, aber auch eingeschüchtert. Dann kam es ihr in den Sinn, dass die Menschen sie eines Tages genauso betrachten würden, wenn sie ihren Abschluss hatte und schwarze Roben tragen musste. Ich habe mich immer auf den Tag gefreut, an dem ich keine Novizenroben mehr tragen muss. Jetzt graut mir davor.
Der Weg zur Gilde war nicht weit, da eine breite Straße vom Hafen direkt zum Viertel der Gilde führte und lediglich um den Palast einen Bogen machte, aber der Weg kam ihr erheblich länger vor. Niemand sprach. Kallens Blick ging zwischen Lilia, Anyi und Rothen hin und her. Meistens sah er Rothen an.
Er wirkt verwirrt. Und besorgt. Ich hätte gedacht, dass er ärgerlicher darüber sein würde, dass wir uns um Skellin gekümmert haben, ohne uns mit ihm abzusprechen. Wann immer er ihr in die Augen sah, wandte sie den Blick ab.
Als sie eintrafen, ging Rothen auf den Universitätseingang zu, während Kallen innehielt, um dem Fahrer Anweisungen zu geben.
»Der Administrator ist im Palast«, rief Kallen ihm nach.
Rothen blieb stehen und drehte sich um. »Der Hohe Lord Balkan?«
»Ebenfalls beim König.«
»Werden sie bald zurückkehren?«
Kallens Schultern hoben und senkten sich. »Das bezweifle ich.«
Rothen blinzelte, dann weiteten seine Augen sich plötzlich. »Ihr wart im Palast, als ich nach Euch geschickt habe, nicht wahr? Es ist so weit, hab ich recht?«
Kallen nickte. »Aber ich wusste, dass Ihr nur nach mir schicken würdet, wenn es wichtig ist. Kann ich kurz unter vier Augen mit Euch sprechen?«
Rothen ließ Lilia und Anyi an der Treppe stehen und ging wieder zu Kallen hinüber. Lilia sah, dass Anyis Miene voller Argwohn war. Sie schaute zu den Magiern zurück. Obwohl ihre Münder sich bewegten, konnte sie nichts hören. Höchstwahrscheinlich benutzten sie einen Schild, um Geräusche auszublenden. Sieht so aus, als sei es etwas Wichtiges und etwas, das Rothen erwartet hat.
»Seid Ihr Euch sicher, dass er es war?«, fragte Rothen, was ihm ein Nicken von Kallen einbrachte. »Nun denn. Bedauerlicherweise muss ich, was ich erfahren habe, zuerst dem Administrator und dem Hohen Lord offenbaren. Wir werden warten müssen, bis sie zurückkommen.«
»Es könnten ein oder zwei Tage vergehen, bevor sie Zeit haben, sich mit Euch zu treffen.«
»Ja, das ist wahrscheinlich. Denkt Ihr, der König wird alle Höheren Magier in den Palast rufen?«
»Nein«, antwortete Kallen. »Er hat nicht gern zu viele Magier um sich. Wollt Ihr, dass ich dem Administrator und dem Hohen Lord sage, dass Ihr Skellin gefunden habt und Euch mit ihnen zu treffen wünscht?«
»Ja, danke.«
Rothen wartete, während Kallen wieder in die Kutsche stieg. Der Fahrer trieb die Pferde an. Sie nahmen Geschwindigkeit auf, als sie sich den Toren näherten.
»Er hat es eilig«, bemerkte Anyi mit leiser Stimme. Sie sah Rothen an. »Was ist so
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