Sonea 3 -
besiegen.«
Anyi stand auf. »Oh, wirklich? Wollen wir doch mal sehen …«
»Ich entschuldige mich für die Unterbrechung«, warf Rothen ein, »aber darf ich vorschlagen, dass ihr diese Theorie an einem anderen Ort als in Soneas Quartieren erprobt? Und die Höheren Magier werden es nicht gut aufnehmen, wenn wir zu spät kommen, vor allem, nachdem wir darauf bestanden haben, dass diese Versammlung so bald wie möglich stattfindet.«
Anyi sah ihn nachdenklich an, dann richtete sie ihren Blick auf Lilia. Ihre Miene war entschuldigend.
»Es tut mir leid, Lilia, aber wenn ich den Platz meines Vaters einnehmen soll, kann ich nicht zu dieser Versammlung gehen.«
Lilia starrte sie an. »Aber … du musst deine Geschichte erzählen, das ist wichtig.«
»Nein, ist es nicht. Es wird keinen Unterschied machen, ob ich sie erzähle oder du oder Lord Rothen.« Anyis Miene war ernst. »Wir wissen, dass Skellin Verbündete in der Gilde hatte. Wer kann sagen, welcher Dieb diese Verbündeten adoptiert oder geerbt hat? Falls diese Spione nicht wissen, wie ich aussehe, dann sollte es auch so bleiben. Wenn sie es wissen, sollte ich sie nicht daran erinnern.«
Lilias Herz hatte zu rasen begonnen. »Aber … wie wirst du mich besuchen? Ich darf das Gelände nicht verlassen. Sobald die Gilde herausfindet, dass ein Dieb in den Tunneln gelebt hat und dass Skellin dort war, werden sie alle Gänge zuschütten.«
Anyi ging zu Lilia hinüber und umarmte sie. »Wir werden andere Wege finden. Du hast doch nicht gedacht, dass wir hier zusammenleben könnten, oder?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Du wirst bald deinen Abschluss haben. Dann werden sie dich vom Gelände der Gilde lassen. Vielleicht werden sie dir sogar erlauben, in der Stadt zu leben, wie andere Magier es tun. Was immer geschieht, wir werden einander nach wie vor sehen. Niemand kann uns daran hindern, zusammen zu sein.« Anyi löste sich von Lilia, dann wandte sie sich an Gol. »Ich werde in die andere Richtung hinausgehen. Du wirst nicht hineinpassen, und die Leute könnten dich beim Hereinkommen gesehen haben, daher solltest du besser mit Rothen gehen. Ich treffe dich dann bei Donia.«
»Bist du dir sicher, dass du diesen Weg nehmen willst?«, fragte Gol.
Anyi nickte. »Ich werde schon zurechtkommen.«
»Halte nur … halte die Lampenflamme bedeckt. Ich weiß nicht, wie viel Minenfeuer verschüttet wurde.«
Anyi nickte, dann sah sie Lilia erwartungsvoll an. Lilia verstand den Fingerzeig, ging zur Tür und führte Rothen und Gol hinaus. Sie schaute zurück und sah Anyi winken, bevor die Tür sich schloss. Ich hoffe, dass sie sicher ist, wenn sie allein zurück in die Stadt geht.
Sie machte sich während des ganzen Weges zum Büro des Administrators Sorgen deswegen. Sie nahmen einen Umweg, der sie zuerst vor die Universität führte, wo Rothen dafür sorgte, dass eine Kutsche Gol abholte. Vor Osens Tür stießen sie dann auf Jonna, die dort auf sie wartete. Die Dienerin sah ein wenig blass aus, aber sie lächelte und drückte Lilia die Hand, während Rothen anklopfte.
»Für mich ist das alles nicht neu«, erinnerte Lilia Jonna im Flüsterton.
»Für mich schon«, erwiderte Jonna.
Die Tür schwang nach innen auf, und sie traten in einen Raum voller Höherer Magier.
»Ah, gut«, sagte Osen, als Lilia und Jonna sich verneigten. Er runzelte die Stirn. »Gab es noch mehr Zeugen, die ihre Geschichten erzählen wollen, Lord Rothen?«
»Nein, Administrator«, entgegnete Rothen. »Ihr habt vielleicht den Wunsch, die Mannschaft zu verhören, die ich vor zwei Tagen in Gewahrsam genommen habe, aber für den Moment sollten ich, Lady Lilia und Jonna, Soneas Dienerin, imstande sein, die Ereignisse zu beschreiben, ohne dass es zu unnötigen Wiederholungen kommt.«
»Gut. Wer wird den Anfang machen?«
»Ich denke, Lady Lilia ist am besten geeignet zu erklären, wo alles begonnen hat«, sagte Rothen und drehte sich zu ihr um.
Lilia holte tief Luft. »Seit einiger Zeit hat Anyi – meine Freundin und die Leibwächterin des Diebes Cery – mich auf dem Weg durch unterirdische Gänge in der Gilde besucht …« Als Lilia die Gesichter der Höheren Magier beobachtete, sah sie, wie Blicke schärfer und Kiefer härter wurden, aber während sie von dem Eintreffen Cerys und seines verletzten Leibwächters erzählte, wurden einige Mienen weicher. Kallen runzelte die Stirn, aber sie konnte nicht erkennen, ob aus Missbilligung darüber, dass sie dieses Geheimnis vor ihm gehabt hatte, oder
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