Sonea 3 -
besprechen müssen?«
»Nichts, was nicht durch Blutringe übermittelt werden könnte«, erwiderte Glarrin. »Wir sollten Soneas Aufbruch nicht länger als notwendig hinauszögern.«
Osen sah sie an. »Müsst Ihr noch irgendetwas tun, bevor Ihr aufbrecht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Dann solltet Ihr nun Euren Assistenten wissen lassen, dass Ihr morgen Nacht abreisen werdet.«
Sie stand auf. »Das werde ich gleich als Nächstes erledigen.«
Kriegskunst des Abschlussjahres war in Lilias Zukunftsplänen nie vorgesehen gewesen. Nach den Regeln der Universität erfüllte sie die Mindestanforderungen dieses Faches in Theorie und Praxis, die für alle Novizen für den Studienabschluss vorgeschrieben waren. Sie sollte also eigentlich bei den Heilern sein und dort fortgeschrittene Techniken erlernen, statt sich von Novizen, die bald die nächste Generation rotgewandeter Kriegsmagier sein würden, nach Strich und Faden vorführen und regelrecht verprügeln zu lassen.
Die anderen Novizen fanden Lilias Anwesenheit in der Klasse faszinierend. Es kam nicht jeden Tag vor, dass ein Novize oder Magier die Gelegenheit erhielt, den Kampf gegen einen Schwarzmagier zu üben. Es schien ihnen nicht einmal etwas auszumachen, dass sie nicht gut darin war, denn die Lektionen waren größtenteils Demonstrationen, bei denen wenig echte Magie benutzt wurde. Sie durfte keine Macht nehmen und speichern – nicht einmal, wenn diese Macht freiwillig gegeben wurde. Aber sie musste zugeben, dass sie die Lektionen genauso interessant fand wie die anderen Novizen, solange sie nicht von ihr verlangten, Entscheidungen zu treffen oder die Initiative zu ergreifen.
Schwarze Magie veränderte gewiss die Dynamik eines Kampfes. Sie hätte gedacht, dass die Fähigkeit, einer anderen Person Magie zu stehlen, im Kampf die nützlichste Fähigkeit eines Schwarzmagiers wäre, aber das traf nicht zu. Denn dazu musste sie dem Gegner nahe genug kommen, um ihm die Haut aufzuschneiden und seine natürliche Barriere gegen magische Eingriffe zu durchbrechen. Bis sie aber einen Feind so weit zermürbt hatte, dass er das zuließ, gab es bei ihm kaum noch magische Energie zu holen.
Die Fähigkeit, Magie zu speichern, war ein viel größerer Vorteil. Es war beunruhigend, wie überflüssig nicht-schwarze Magier wurden, sobald sie ihre Macht einem Schwarzmagier überlassen hatten. Es war außerdem beängstigend zu begreifen, wie wichtig es die Schwarzmagier machte, wichtiger als die anderen. Und es machte sie zu einer größeren Zielscheibe.
Wenn es darum ging, tatsächlich einen Kampf auszutragen, traf sie fast immer die falschen Entscheidungen, handelte zu früh oder zögerte zu lange. Als ihr letzter Angriff wirkungslos am Schild ihres Gegners abprallte, unterbrach Schwarzmagier Kallen den Kampf.
»Schon besser«, sagte er zu ihr. Er blickte sich in der Arena um. Die hohen Türme, die die unsichtbare magische Barriere trugen, die alles außerhalb der Arena vor den Übungskämpfen im Inneren schützte, warfen jetzt kürzere Schatten auf den Boden. »Das ist genug«, sagte er und betrachtete die angehenden Krieger. »Ihr dürft gehen.«
Sie alle wirkten überrascht, erhoben jedoch keine Einwände. Kallen wartete, während sie durch den kurzen Tunneleingang davongingen, dann trat er neben Lilia, als sie ihnen folgte.
»Warte, Lilia«, forderte er sie auf, als sie auf der anderen Seite aus dem Tunnel herauskamen.
Er sagte nichts, während die anderen Novizen davoneilten, aber dann seufzte er. Als Lilia zu ihm aufschaute, sah sie, dass er die Stirn runzelte, aber seine Miene glättete sich, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Sie senkte den Blick und wartete auf sein Urteil.
»Du wirst besser«, erklärte er. »Es mag sich nicht so anfühlen, aber du lernst, wie du auf verschiedene Herausforderungen reagieren musst.«
»Wirklich?« Sie blinzelte überrascht. »Ihr habt so … enttäuscht gewirkt.«
Sein Mund verzog sich zu einer grimmigen Linie, und er blickte zur Universität hinüber. »Ich ärgere mich nur über meine eigenen Mängel.«
Als sie genauer hinschaute, sah sie Anspannung in seinen Zügen. Etwas an seinen Augen versetzte ihr einen jähen Stich, als eine Erinnerung an Naki in ihr aufstieg. Naki mit dem gleichen bekümmerten Ausdruck. Für gewöhnlich hatte sie in dieser Stimmung sehr bald ihren Feuel-Ofen angezündet.
Ein Schauer der Erkenntnis überlief Lilia. Sie hatte schon ein oder zwei Mal Feuel-Rauch an Kallens Roben
Weitere Kostenlose Bücher