Sonea 3 -
wahrgenommen, glücklicherweise jedoch noch nie in einer Kriegskunststunde. Ihr gefiel die Vorstellung nicht, gegen jemanden zu kämpfen oder sich auf den Schild von jemandem zu verlassen, der eine Droge nahm, die seine Fähigkeit verringerte, Anteil an seinen eigenen Taten zu nehmen.
Wenn er vor dieser Lektion kein Feuel geraucht hatte, verlangte es ihn jetzt danach? War das der Grund, warum er den Unterricht vorzeitig beendet hatte?
Er trat einen Schritt zurück und öffnete den Mund, um zu sprechen. »Nun, das ist alles …«
»Ich habe eine Nachricht von Cery«, unterbrach sie ihn.
Er hielt inne, und sein Blick schärfte sich. »Ja?«
»Er ist überfallen worden. Irgendjemand hat ihn verraten. Er musste sich verstecken und alle Welt glauben machen, er sei tot. Ihr werdet ihn für eine Weile nicht treffen können. Es ist zu riskant.«
Kallen zog die Brauen herunter. »Ist er verletzt worden?«
Sie schüttelte den Kopf und verspürte Dankbarkeit ob seiner Sorge. Nicht das, was ich erwartet hätte. Vielleicht ist er nicht ganz so kalt und starr, wie ich dachte. »Einer seiner Leibwächter wurde verletzt, aber ihm geht es jetzt gut. Er lässt Euch bitten, niemandem zu verraten, dass er noch lebt, und dass Ihr Nachrichten über mich und Anyi schicken sollt.«
»Du siehst Anyi oft?«
Sie nickte.
Seine Augen wurden schmal. »Du verlässt doch nicht das Grundstück der Gilde, um sie zu sehen, oder?«
»Nein.«
Er musterte sie nachdenklich, als grüble er darüber nach, ob sie log oder nicht.
»Cery wüsste gern, ob Ihr irgendwelche Fortschritte bei der Suche nach Skellin gemacht habt«, erklärte sie.
»Keine. Wir folgen einigen Spuren, aber bisher hat sich nichts Vielversprechendes ergeben.«
»Gibt es irgendetwas, wonach ich Cery fragen soll?«
Der Blick, mit dem er sie bedachte, verbarg seine Skepsis nicht. »Nein. Wenn ich etwas herausfinde, das er wissen muss, werde ich es weitergeben.« Er blickte wieder zur Universität hinüber. »Du darfst jetzt gehen.«
Lilia unterdrückte angesichts ihrer Entlassung einen Seufzer, verneigte sich und ging davon. Nach mehreren Schritten schaute sie zurück und erhaschte einen Blick auf Kallen, bevor er hinter dem Gebäude der Universität verschwand. Der eingeschlagenen Richtung nach zu schließen, vermutete sie, dass er zu den Magierquartieren wollte.
Um sich eine Dosis Feuel zu genehmigen?, fragte sie sich. Hat er mir deshalb nichts von seiner Suche nach Skellin erzählt, weil er denkt, dass Cery und ich es nicht wissen müssen, oder hätte es zu lange gedauert und ihn von der Droge ferngehalten?
Und warum habe ich nicht dieses Verlangen danach? Sie hatte seit Monaten kein Feuel geraucht. Der Geruch von Feuel weckte in ihr bisweilen ein gewisses Verlangen, aber nichts, was ihre Entschlossenheit, es nie wieder zu benutzen, erschüttern konnte. Dunia, die Bolhausbesitzerin, die Lilia geholfen hatte, sich vor Lorandra und der Gilde zu verstecken, hatte gesagt, dass die Droge sich unterschiedlich auf die Menschen auswirke.
Ich schätze, ich habe einfach Glück. Sie verspürte ein unerwartetes Mitgefühl mit Kallen. Und er hat offensichtlich kein Glück.
»Sagt uns, was Ihr wisst, und Ihr seid frei.«
Lorkin konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Der Mann, der ihn verhörte, richtete sich bei seiner Reaktion ein wenig höher auf, und seine Augen leuchteten heller.
»Warum lacht Ihr?«
»Ich könnte Euch alles Mögliche erzählen. Woher würdet Ihr wissen, dass es die Wahrheit ist?«
Der Mann lächelte, aber da war kein Humor in seinen Augen. Er weiß, dass ich recht habe. Als Lorkin dem Mann in die Augen sah, überlief ihn ein Schauder. Da war eine Schärfe in diesen Augen. Eine Geduld, die andeutete, dass er die bevorstehenden Stunden des Verhörs genießen würde. Dass er gerade erst anfing. Dass dies erst der zweite von vielen Tagen war.
Sie hatten noch nicht versucht, seine Gedanken zu lesen. Irgendetwas hielt sie zurück. Ein Widerstreben, die Beziehungen mit den Verbündeten Ländern zu gefährden? Aber warum hatten sie ihn dann überhaupt eingesperrt?
Sie können die Idee nicht zur Gänze abgetan haben. Irgendwann würden sie es versuchen. Sobald sie sich erfolglos bemühten, seine Gedanken zu lesen, würden sie begreifen, dass sie die guten Beziehungen zu den Verbündeten Ländern für nichts und wieder nichts geopfert hatten. Wenn sie dann jede Zurückhaltung fallen ließen, die sie sich bis dahin aus diplomatischen Gründen auferlegt hatten,
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