Sonea 3 -
schläfrig wurde. Es machte Cery nicht so viel aus wie erwartet, in der Stille dazusitzen, solange er seinem Verstand nicht erlaubte, sich auf unangenehme Erinnerungen zu konzentrieren. Es war ruhig und geruhsam, und ausnahmsweise einmal machte er sich keine Sorgen wegen Meuchelmördern, die sich an sie anschlichen.
Nun, ich bin nicht gänzlich unbesorgt, korrigierte er sich.
Als wollten sie seine zittrige Überzeugung von ihrer Sicherheit herausfordern, erklangen draußen auf dem Flur leise Schritte. Er erhob sich und spürte eine Woge der Erleichterung, als Anyi in der Tür erschien.
Sie grinste breit und bückte sich, um ihren fast leeren Wassereimer hochzuheben.
»Ich habe ein leckes Süßwasserrohr unter der Universität entdeckt«, berichtete sie ihm. »Es ist näher als das, von dem du wusstest, aber genauso langsam. Es wird eine Weile dauern, den hier zu füllen. Es wäre besser, wenn wir zwei Eimer hätten – einen, den wir dort lassen könnten, damit er sich füllt. Oder ich könnte versuchen, das Leck zu verschlimmern.«
Cery schüttelte den Kopf. »Sie könnten etwas bemerken und der Sache auf den Grund gehen. Lass uns sehen, ob Lilia uns einen zweiten Eimer beschaffen kann.«
Sie nickte, dann klemmte sie sich den Eimer unter den Arm und ging davon.
Er setzte sich wieder und spürte, dass seine Stimmung sich ein wenig aufhellte. Bisweilen bezweifelte er, dass sie überhaupt hier leben konnten, geschweige denn es bequem haben. Es gab so vieles, wozu sie keinen Zugang hatten. Sie verließen sich gänzlich auf Lilia, was ihre Ernährung betraf – aber glücklicherweise hatten sie wenigstens »eigenes« Wasser. Darüber hinaus besaßen sie nichts als einen Haufen alter Kissen, einige Kisten und den kalten Boden, auf dem sie schlafen und sitzen konnten. Es war aber nicht allzu kalt, und die Luft schien nicht schal zu werden.
Das Geräusch von Schritten drang erneut an sein Ohr, aber wer immer nahte, machte sich keine Mühe, leise zu sein. Der Besucher trug Stiefel oder irgendeine andere Art von kräftigem Schuh, bewegte sich jedoch leichtfüßig.
Lilia. Er lächelte in sich hinein. Ihr zu helfen hatte sich als sehr einträglich erwiesen. Er hätte ohnehin niemals zugelassen, dass sie sich allein in die Unterwelt der Stadt aufgemacht hätte, und dadurch, dass er sie nicht direkt der Gilde ausgeliefert hatte, hatte er eine sehr nützliche Verbündete gewonnen. Und Anyi mag sie sehr.
Eine helle, in der Luft schwebende Lichtkugel erreichte den Raum noch vor Lilia. Sie trug ein Bündel und eine große Glasflasche, und sie lächelte, als sie Cery sah. Aber als sie sich in dem Raum umblickte, geriet ihre fröhliche Miene ins Stocken.
»Anyi?«
»Sammelt ein wenig Wasser«, berichtete er ihr. »Sie hat ein leckes Rohr gefunden.«
»Kein Abflussrohr, hoffe ich.« Sie legte das Bündel vorsichtig auf eine umgekippte Kiste und begann es auszupacken.
»Sie sagt, es sei sauber«, erwiderte er. Er blinzelte überrascht, als er sah, wie viel zu essen sie mitgebracht hatte. Brot, eine lackierte Schachtel mit zwei Schichten, unten mit langsam gegartem Fleisch und oben mit gewürztem Gemüse gefüllt. Wenn die Diener den Magiern Mahlzeiten in ihre Quartiere brachten, benutzten sie immer praktische, fest verschlossene Behältnisse, die die Wärme hielten. Obwohl diese Schachtel nicht für drei Personen genügte, war es deutlich mehr, als eine einzige Person gebraucht hätte. »Das … ist dein Abendessen?«
»Und Soneas«, erklärte sie. »Lord Rothen hat sie zu einer letzten gemeinsamen Mahlzeit eingeladen, und es war zu spät, um Jonna Bescheid zu sagen.«
»Was riecht hier so köstlich?«, erklang eine andere Stimme.
Lilia grinste, als Anyi den Raum betrat. »Abendessen. Ich habe auch etwas Lampenöl und Kerzen mitgebracht.«
»Ooh!« Anyi zog sich eine Kiste näher heran und nahm sich ein Stück Brot. Irgendwie war Gol aufgewacht und hatte sich erhoben, ohne zu stöhnen, und er beugte sich über das Essen.
»Wird es den Dienern nicht auffallen, wenn du für zwei Personen isst?«, fragte Cery, während er sich bediente.
Lilia zuckte die Achseln. »Jonna versucht immer, mich dazu zu bewegen, mehr zu essen, und sie ist es gewohnt, dass Anyi vorbeikommt und alles isst, was sich in ihrer Reichweite befindet.«
»Hey!«, protestierte Anyi.
Lilia kicherte. »Es macht ihr nichts aus.«
»Was ist mit dir?«, fragte Gol, blickte zu Lilia auf und deutete auf das Essen.
»Ich habe heute Mittag eine Extraportion
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