Sonea 3 -
nicht gefangen gehalten würde.
»Ich kann Euch jetzt den Grund für die Reise nennen«, begann sie. Regin hob jäh den Kopf und sah sie an. »Morgen wird es allen mitgeteilt werden. Lorkin ist nach Arvice zurückgekehrt. Bevor er nach Kyralia aufbrechen konnte, ließ König Amakira ihn vorladen, und als Lorkin sich weigerte, Fragen über die Verräterinnen zu beantworten, hat er ihn eingekerkert.«
Regins Augen weiteten sich. »Oh, es tut mir leid, das zu hören, Sonea.« Er verzog mitfühlend das Gesicht. »Dann schicken sie Euch, um Verhandlungen über seine Freilassung zu führen? Ihr müsst darauf brennen aufzubrechen.« Er machte einen kleinen Schritt auf sie zu. »Ich werde alles tun, was ich kann, um zu helfen.«
Seine Miene war so ernst, dass die vertraute Angst, die jedes Mal kam, wenn sie an Lorkin dachte, zurückkehrte. Sie senkte den Blick und drängte das Gefühl beiseite.
»Ich danke Euch. Ich weiß, dass Ihr das tun werdet.«
»Wenn wir morgen aufbrechen … wir haben kaum mit dem Prozess begonnen, Eure Stärke zu vergrößern. Wollt Ihr, dass ich Euch jetzt Macht gebe?«
Etwas in ihr zog sich zusammen, und sie spürte, wie ihr Gesicht warm wurde. Sie sah ihn an und wandte dann den Blick ab.
»Nein«, antwortete sie schnell. »Morgen wird eine Versammlung stattfinden, und Osen wird um Freiwillige bitten. Wartet bis dahin.«
»Was wird Osen ihnen erzählen?«
»Nur das, was ich Euch gesagt habe.«
»Nur?« Regin stieß einen leisen Seufzer aus. »Seid vorsichtig, Sonea.«
Sie schaute zu ihm auf, dann begriff sie ihren Fehler. Sie hatte ihm verraten, dass mehr hinter der Reise steckte als Lorkins Gefangennahme. Dieses winzige Bröckchen Information könnte ihrer beider Leben gefährden, sollte ein sachakanischer Magier es in seinen Gedanken lesen.
Jetzt ist es zu spät. Ich muss in Zukunft vorsichtiger sein.
Aber die beängstigende Wahrheit war: Wenn Regin durch einen sachakanischen Magier zwangsweise einer Gedankenlesung unterzogen wurde, bestand durchaus die Möglichkeit, dass Sonea sein Schicksal teilen würde und dass man auch ihr gegenüber alle diplomatischen Bedenken fallen ließ. Obwohl Nakis Ring verhindern würde, dass ihre eigenen Gedanken gelesen wurden, wusste sie nicht, wie lange sie sich gegen jemanden behaupten konnte, der entschlossen war, ihr Informationen mit Hilfe von Folter zu entlocken.
Vor allem wenn sie Lorkin benutzten, um sie zu überreden.
Obwohl nichts geschehen war, was er nicht erwartet hatte, verspürte Dannyl trotzdem Zorn und Demütigung. Er hoffte, dass man es ihm nicht angemerkt hatte. Er hatte sich bemüht, während seines kurzen Besuchs im Palast gelassen und höflich zu bleiben, aber er konnte nicht erkennen, ob er erfolgreich war oder ob seine wahren Gefühle irgendwie offensichtlich waren – oder ob seine geheuchelte Gelassenheit sogar als Anzeichen dafür gewertet würde, dass man ihm erfolgreich zugesetzt hatte.
Ironischerweise machte seine frühere Entscheidung, die Suche nach Lorkin aufzugeben, die ihn den Respekt der Elite der Sachakaner gekostet hatte, es jetzt schwerer, den jungen Magier zu beschützen. Das selbstgefällige Grinsen der Ashaki, die damals Zeuge seiner Entscheidung gewesen waren, sprach eine deutliche Sprache.
Wenn ich die Suche hätte weitergehen lassen, wären ich und die Ashaki, die mir geholfen haben, wahrscheinlich von den Verräterinnen getötet worden. Lorkin hätte sich bei seiner Rückkehr ins Gildehaus auf niemandes Hilfe mehr stützen können.
Aber das war nicht ganz die Wahrheit. Die Gilde hätte einen Ersatzbotschafter geschickt. Einen, dessen Ruf nicht durch Feigheit besudelt war. Was für Lorkins Zwangslage vielleicht besser gewesen wäre.
Nein. Wenn die Verräterinnen gezwungen worden wären, einen Gildemagier zu töten, wäre Lorkin vermutlich überhaupt nicht ins Gildehaus zurückgekehrt. Man hätte ihm vielleicht nicht einmal Zutritt zum Sanktuarium gewährt, aus Furcht, dass er Rache für meinen Tod suchen würde.
Obwohl … die Vorstellung, dass jemand Rache für seinen Tod suchen könnte, fühlte sich für Dannyl unwahrscheinlich und lächerlich an.
Ein schwacher Rhythmus nackter Fersen auf dem Boden drang vom Eingang des Gildehauses an Dannyls Ohr. Er hielt in seinem Auf und Ab im Herrenzimmer inne und drehte sich in Richtung des Geräusches. Taff, der Türsklave, kam aus dem Flur und warf sich mit seinem wie immer übertrieben dramatischen Gehabe auf den Boden – eine Angewohnheit, die Tayend
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