Sonea - Die Heilerin: Roman
nicht. Er schüttelte den Kopf. »Mag sein. Aber ich denke, es steckt mehr dahinter, als sie uns erzählt hat. Hältst du es für möglich, dass sie erpresst wird?«
Soneas Magen krampfte sich zusammen. Seltsamerweise ließ diese Idee sie an Lorkin denken. Obwohl er gesagt hat, er werde sich den Verräterinnen aus freien Stücken anschließen, bedeutet es immer noch, dass andere sein Leben in Händen halten. Ich wünschte, ich hätte eine Nachricht von ihm bekommen.
»Alles ist möglich«, antwortete sie. »Aber wenn Skellin jemanden erpressen wollte, hätte ich erwartet, dass es Cery sein würde. Und wenn er Cery erpresst hätte, hätte er Anyi irgendwo eingesperrt und gedroht, sie zu töten, falls Cery nicht tat, was er wollte.«
Dorrien wirkte keineswegs überzeugt, aber er sagte nichts mehr. Die Straßen Imardins waren still. Jene, die die Wahl hatten, hielten sich in ihren Häusern auf, wo es warm war. Als die Kutsche durch das Gildetor rumpelte, begann es leicht zu schneien.
Sie gingen durch die Universität, über den Innenhof und zu den Magierquartieren. Sonea führte Dorrien zu Schwarzmagier Kallens Tür und klopfte an. Als die Tür nach innen aufschwang, drang ein würziger, rauchiger Geruch an ihre Nase.
Ein kalter Schauer überlief sie. Sie hatte noch nie den Rauch von Feuel gerochen, aber sie hatte viele, viele Male die Reste der Droge an Kleidungsstücken wahrgenommen. Bei der Erinnerung an Anyis Geschichte, dass sie Schwarzmagier Kallen beim Erwerb von Feuel beobachtet habe, verwandelte sich Soneas Erschrecken in Abscheu, als sie sah, dass Kallen und zwei mit ihm befreundete Magier und Assistenten in seinem Gästezimmer saßen und an kunstvoll verzierten Rauchpfeifen saugten. Kallen nahm seine Pfeife aus dem Mund und lächelte höflich.
»Schwarzmagierin Sonea«, begrüßte er sie und stand auf. »Und Lord Dorrien. Kommt herein.«
Sonea zögerte, dann zwang sie sich, den Raum zu betreten. Angesichts ihrer Kenntnisse über Feuel wollte sie nichts von dem Rauch einatmen, selbst wenn er wahrscheinlich zu schwach war, um sich auf ihren Geist auszuwirken.
»Was können wir für Euch tun?«, fragte Kallen.
»Wir sind hergekommen, um Euch über einen gescheiterten Hinterhalt zu berichten, den wir in der vergangenen Nacht versucht haben«, antwortete Dorrien. Sonea sah ihn an, und er erwiderte ihren Blick mit einem Kopfschütteln.
Nachdem sie sich wieder auf den Grund ihres Besuchs besonnen hatte, beschrieb Sonea das geplante Treffen und warum es gescheitert war. Kallen stellte alle Fragen, die sie erwartet hatte, und sie war erleichtert, als klar wurde, dass sie fertig waren und sie gehen konnten. Kallen bedankte sich bei ihr für die Informationen und versicherte ihr, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um Lilia und Naki zu finden.
Wieder im Flur ließ Sonea ihrem Zorn freien Lauf. »Ich kann nicht fassen, dass er in seinem eigenen Quartier gesessen und Feuel geraucht hat!«, sagte sie. Was als ein Flüstern gedacht gewesen war, kam jedoch als ein Zischen über ihre Lippen.
»Es gibt kein Gesetz dagegen«, bemerkte Dorrien. »Tatsächlich lassen diese Pfeifen es beinahe respektabel aussehen.«
»Aber … begreift denn niemand, wie gefährlich es ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Selbst jene, die sehen, dass es eine üble Wirkung auf gewöhnliche Menschen hat, gehen davon aus, dass es nicht schlimmer als Alkohol sei, wenn es in Maßen und von vernünftigen Leuten benutzt wird – wie von Magiern.« Dorrien sah sie an. »Wenn es wirklich gefährlich ist, dann sollte Lady Vinara das ganz klar sagen.«
Sonea seufzte. »Das wird nicht geschehen, es sei denn, Magier finden sich bereit, sich untersuchen zu lassen. Diejenigen, die Feuel benutzen, weigern sich, und es wäre ungerecht, die, die es eigentlich nicht benutzen, möglicherweise in eine dauerhafte Abhängigkeit zu führen.«
»Das könnte sich ändern. Du brauchst nur einen Magier, der versucht, sich die Droge abzugewöhnen, und feststellt, dass er dazu nicht in der Lage ist.« Er blickte nachdenklich drein. »Ich werde mich umhören. Es könnte sein, dass sich einige bereits an diesem Punkt befinden und es ihnen zu peinlich ist, etwas zu sagen.«
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Danke.«
»Als ob du noch ein weiteres drängendes Problem in deinem Leben gebrauchen könntest«, fügte er hinzu. Dann stahl sich ein wachsamer, zögernder Ausdruck in seine Züge.
»Was?«, fragte sie.
»Es ist nur … nun …
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