Sonea - Die Heilerin: Roman
seit unserer Abreise nur wenig Gelegenheit dazu.«
»Braucht Ihr etwas zu lesen?«, erkundigte sich Achati.
Dannyl hörte zu, während sie über Bücher sprachen und den Bericht über den Versuch, die Duna-Stämme niederzuschlagen, den Achati ihm gegeben hatte. Achati schenkte Tayend seine ungeteilte Aufmerksamkeit, aber es war auch sehr wahrscheinlich, dass Tayend den ganzen nächsten Tag verschlafen würde – und jeden weiteren Tag, den sie mit dem Schiff reisten. Falls er diesem Muster weiter folgte, würde er nicht viele Gelegenheiten bekommen, um mit Achati oder Dannyl zu reden.
Was mich, wie ich zugeben muss, selbstsüchtigerweise freut. Ich habe Achatis Aufmerksamkeit fast ganz für mich, selbst wenn wir nicht allein sind, da Tayend die meiste Zeit schläft, während wir wach sind. Alles dank des Heilmittels gegen die Seekrankheit …
Ein Heilmittel, das Achati Tayend gegeben hat. Ich nehme doch nicht an … Könnte Achati dies beabsichtigt haben? War es eine gerissene Methode, um zu verhindern, dass Tayend ihm in die Quere kommt? Uns in die Quere kommt?
Vielleicht war es nur eine bequeme Nebenwirkung. Schließlich hatte Achati gesagt, dass das Heilmittel nicht bei allen Menschen so stark wirke. Dannyl hatte sich erboten, Tayends Seekrankheit mithilfe von Magie zu heilen, aber der Elyner hatte abgelehnt. Tayend war zu stolz, um wegen magischer Erleichterung zu ihm zu kommen. Nicht wenn es eine Alternative gab. Hatte Achati ihn so weit durchschaut?
Was würde Tayend sagen, wenn er wüsste, worüber Achati und ich im Bad gesprochen haben? Schwache Gewissensbisse durchzuckten Dannyl, aber er war sich nicht sicher, ob sie von der Möglichkeit herrührten, Tayend könne sich darüber aufregen, dass er einen neuen Geliebten hatte, oder ob sie ihren Ursprung darin hatten, dass er Tayends Warnung vor Achati ignorierte.
Irgendwann wird Tayend schon dahinterkommen, oder aber ich werde es ihm sagen müssen. Für den Augenblick hat Achati recht: Es wäre besser, es Tayend mitzuteilen, wenn wir nicht gerade stundenlang auf einem Schiff eingepfercht sind. Tayend wird gewiss einige missbilligende Dinge dazu zu sagen haben. Ich werde einfach erklären müssen, dass ich ihn verstehe und dass es kein Arrangement von Dauer ist.
Bei dem letzten Gedanken durchzuckte Dannyl ein Stich. Was war, wenn es aufhörte, kein Arrangement von Dauer zu sein?
Darüber werde ich mir Sorgen machen, wenn es geschieht, denn anderenfalls werde ich kein unterhaltsamer Reisebegleiter sein. Wieder einmal.
Im Lagerraum des Hospitals hatten sich diesmal nicht zwei, sondern vier Personen eingefunden. Sie standen um einen Tisch nahe der Tür, Sonea und Dorrien auf der einen Seite, Cery und Anyi auf der anderen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, auf dem einzigen Stuhl Platz zu nehmen. Der andere Stuhl war verschwunden. Sonea nahm sich vor, einem der Heiler diesbezüglich Bescheid zu geben.
»Ich wünschte nur, ich hätte gewusst, dass Lorandra ihre Kräfte nicht wiederhatte«, jammerte Anyi. »Dann wäre ich nicht fortgegangen, und Ihr hättet die beiden vielleicht erwischt. Aber ich wusste nicht, ob Ihr in der Lage sein würdet, es mit beiden gleichzeitig aufzunehmen. Ich musste Euch warnen.«
Sonea lächelte. »Du konntest es nicht wissen«, erwiderte sie. »Es muss ein Schock für dich gewesen sein, dich im selben Raum mit ihr wiederzufinden. Bist du dir sicher, dass sie dich nicht von der Anhörung erkannt hat?«
Anyi runzelte die Stirn. »Ich denkenicht. Sie hat sich nicht so benommen, als habe sie mich wiedererkannt, aber sie könnte sich verstellt haben, damit ich blieb. Und sobald wir Skellin getroffen hätten, hätte sie es ihm überlassen, sich um mich zu kümmern.«
»Dann kann sie kein großes Zutrauen gehabt haben, dass Jemmi und Rek ihr glauben würden, wenn sie ihnen erklärt hätte, dass du eine Spionin seist.«
»Vielleicht haben sie sie davon überzeugt, dass ich mich gegen Cery gestellt hätte.«
»Ich an ihrer Stelle hätte darauf bestanden, dass Jemmi andere Leibwächter findet«, sagte Cery.
»Da sie das nicht getan hat, halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie Anyi nicht erkannt hat«, erklärte Dorrien. »Sie hätte sich unwohl in der Nähe eines Menschen gefühlt, von dem sie wusste, dass er in der Vergangenheit für die Gilde gearbeitet hat, und sei es auch nur indirekt, vor allem wenn sie sich mit ihrem Sohn treffen wollte.«
»Was immer der Grund gewesen sein mag, wir haben unsere Chance, Skellin zu
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