Sonea - Die Heilerin: Roman
Plattform am oberen Ende der Treppe.
»Bring mich zu Ashaki Vakachi oder zu der Person, die in seiner Abwesenheit für ihn spricht«, befahl Achati.
Der Mann sprang auf und führte sie hinein. Im Innern waren die Wände weiß gestrichen und führten einen Flur entlang zu einem großen Raum. Wie in einem typischen sachakanischen Haus, nur dass die Wände gerade sind. Im Herrenzimmer erwartete sie ein Mann. Seine Haut hatte einen Anflug von staubigem Grau, und seine Schultern waren schmal, was auf ein wenig Duna in seinem Blut schließen ließ.
»Willkommen, Ashaki Achati«, sagte der Mann, und nachdem Achati sich bei ihm bedankt hatte, wandte er sich dessen beiden Begleitern zu. »Und Ihr müsst Botschafter Dannyl und Botschafter Tayend sein.«
»So ist es«, erwiderte Dannyl. »Und es ist uns eine Ehre, bei Euch wohnen zu dürfen.«
Der Mann lud sie ein, Platz zu nehmen. »Ich habe veranlasst, dass ein leichtes Mahl aufgetragen wird, und dann wird man jeden von Euch in Euer eigenes Obin bringen – eins der freistehenden Häuser, die Ihr zweifellos bei Eurer Ankunft bemerkt habt. Sie sind eine Erfindung der Einheimischen, im Allgemeinen erbaut für die Benutzung eines Sohnes nach dessen Verehelichung oder für einen ältlichen Verwandten, nachdem der Sohn das Haus geerbt hat – aber auch, um die unverheirateten jungen Männer und Frauen im Auge zu behalten.«
»Ist das eine Duna-Tradition?«, wollte Tayend wissen.
Vakachi zuckte die Achseln. »Ja und nein. Der Stamm des Naguh-Tals hat seine eigenen Traditionen, die sich von der der übrigen Duna unterscheiden. Obwohl sie ein niedergelassener Stamm sind und zivilisierter als ihre Vettern, betrachtet man sie als minderwertig, und sie zahlen denen vom Steilabbruch Tribut.«
»Ist es möglich, dass sich unter ihnen Hüter der Legende befinden?«, fragte Dannyl.
Vakachi hob die Hände. »Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Da die Hüter sich verborgen halten, indem sie ein gewöhnliches Leben führen und nichts von ihrem Status verlauten lassen, könnten einige von ihnen hier sein, aber niemand weiß es.« Er lächelte. »Nein, Eure beste Chance auf eine Begegnung mit einem Hüter besteht darin, den Steilabbruch hinaufzusteigen und unter den reinblütigen Stämmen nach einem zu suchen. Und selbst dort stehen Eure Chancen nicht gut. Die Duna haben die Gewohnheit, sich außerordentlich sperrig zu zeigen.«
»Das habe ich gehört und gelesen«, sagte Dannyl.
Vakachi nickte. »Trotzdem, es ist möglich, dass ein Fremdländer größeres Glück haben wird als ein Sachakaner. Ich habe für Euch alle den Transport zum Steilabbruch arrangiert; Ihr werdet morgen aufbrechen. Es wird einige Tage in Anspruch nehmen. In der Zwischenzeit«, er deutete auf die Sklaven, die hintereinander in den Raum traten, »esst, ruht aus und seid mir willkommen.«
23 Gute und schlechte Neuigkeiten
A ls Sonea den Behandlungsraum betrat, musterte Dorrien sie eingehend und runzelte die Stirn.
»Du siehst blass aus«, sagte er.
»Mir geht es gut«, erwiderte sie, während sie sich hinsetzte.
»Wann hast du das letzte Mal Sonnenlicht gesehen?«
Sonea dachte nach. Sie arbeitete jetzt seit einigen Wochen in der Nachtschicht und nahm sich nur dann frei, wenn sie sich mit Cery treffen musste. Der Morgen nach dem gescheiterten Versuch, Skellin zu fangen, war der letzte Tag gewesen, an dem sie Sonnenlicht gesehen hatte, obwohl sie gewiss …
»Wenn es so lange her ist, dass du dich nicht mehr richtig daran erinnerst, war es zu lange«, erklärte Dorrien ihr streng.
Sonea zuckte die Achseln. »Die kurzen Wintertage bedeuten, dass es dunkel ist, wenn ich die Gilde verlasse.«
»Wenn du wartest, bis die Tage länger werden, wirst du die Sonne vielleicht wochenlang nicht zu Gesicht bekommen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist wie eine unheimliche nächtliche Kreatur, und die schwarzen Roben und die schwarze Magie machen diesen Eindruck nicht gerade besser.«
Sie lächelte. »Du hast doch keine Angst vor mir, oder?«
Er kicherte. »Kein bisschen. Aber ich würde zögern, dich zum Abendessen einzuladen. Du könntest die Mädchen erschrecken.«
»Hmm … ich bin wahrscheinlich an der Reihe, ein Abendessen zu veranstalten.«
»Du brauchst die Einladung nicht zu erwidern«, erklärte er ihr. »Du hast zu viele andere Dinge im Kopf. Hast du in letzter Zeit etwas von Cery gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur einige rätselhafte Nachrichten. Er glaubt, dass
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