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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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seltsamerweise, Verlangen. Die Schultern der Frau hingen herunter. Ihre Hände bewegten sich schnell, und an einem Punkt streckte sie den Arm nach Anyi aus, nur um ihn hastig zurückzureißen.
    Anyi dagegen wirkte gelassen und aufmerksam, aber etwas an der Anspannung in ihrem Kiefer und ihren schmalen Augen deutete darauf hin, dass sie sich über irgendetwas ärgerte und diesen Ärger verbarg. Je länger Lilia Anyi beobachtete, umso größer wurde ihre Überzeugung, dass sie im Gesicht ihrer Retterin noch etwas anderes sah. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob es Hoffnung oder Schmerz war. Dann sagte die Frau etwas, und Anyi zuckte zusammen und schüttelte den Kopf.
    Plötzlich deutete die Frau mit einer aggressiven Gebärde auf Anyi und murmelte einige leise Worte.
    Anyi lachte bitter auf. »Wenn du ihn finden kannst, sag ihm, er sei ein Bastard. Er wird wissen, warum.«
    Die Frau drehte sich wieder zu Lilia um. »Was ist mit ihr? Ist sie eine Kundin? Sollte ich sie warnen, ihr Schlafzimmer verschlossen zu halten? Oder ist sie meine Nachfolgerin?«
    »Nun, sie hat sich noch nicht in eine verräterische, diebische Fäule-Süchtige verwandelt«, knurrte Anyi zur Antwort.
    Heyla fuhr zu Anyi herum, eine Hand zur Faust geballt. Aber mit einer winzigen Veränderung ihrer Haltung war Anyi plötzlich kampfbereit. Heyla stutzte und trat zurück.
    »Hure!«, zischte sie, dann stolzierte sie davon.
    Anyi schaute der Frau nach, bis sie ein gutes Stück weit die Durchgangsstraße hinunter verschwunden war, dann winkte sie Lilia heran. »Wir sollten besser die Augen offen halten«, sagte sie. »Sie könnte versuchen, uns zu folgen – oder uns von jemand anderem beobachten lassen.«
    Sie ging wieder in die Gasse, dann nahm sie einen schmalen, überdachten Durchgang zwischen zwei Gebäuden, der in eine weitere Gasse führte.
    »Wer ist sie?«
    »Eine alte Freundin, ob du es glaubst oder nicht.« Anyi seufzte. »Wir haben uns einmal nahegestanden. Dann hat sie versucht, mich an unsere Feinde zu verkaufen, für Geld zum Kauf von Fäule.«
    »Was wollte sie gerade?«
    »Geld. Wieder einmal.«
    »Sie hat dich bedroht?«
    »Ja.«
    »Wenn du mir diese Bemerkung verzeihen willst«, sagte Lilia, »aber du hast ungefähr genauso viel Glück bei der Wahl deines Umgangs wie ich.«
    Anyi lächelte nicht. Stattdessen blickte sie bekümmert drein, und Lilia bereute ihre Worte.
    »Es tut mir leid.«
    »Schon gut. Ich bin über sie hinweg«, sagte Anyi und beschleunigte ihre Schritte. Lilia fiel zurück, dann zwang sie ihre Beine, sich schneller zu bewegen, damit sie Anyi einholen konnte.
    Ich bin über sie hinweg?, dachte sie. Das klingt nach etwas, das Leute sagen, wenn … Moment mal. Was hat Heyla noch gesagt? ›Sollte ich sie warnen, ihr Schlafzimmer verschlossen zu halten? Oder ist sie meine Nachfolgerin?‹ Das konnte etwas anderes bedeuten, aber …
    Als ihr eine andere mögliche Bedeutung hinter den Worten der Frau dämmerte, konnte sie nicht umhin, nach vorn zu blicken, zu ihrer Führerin, und zu spekulieren. Vielleicht liege ich falsch mit dem, was ich über sie und Cery gedacht habe. Anyi war keine große Schönheit, aber sie war … beeindruckend. Gefasst, stark und klug. Tatsächlich, wenn Naki nicht wäre … Nein, denk so etwas nicht.
    Denn es war nicht nur treulos gegenüber Naki, sondern würde eine Zusammenarbeit mit Anyi auch viel zu verwirrend machen.
    Tayend, der blass und krank aussah, trat zu Dannyl und Achati an die Reling. Er hatte an diesem Morgen beschlossen, dass er nur eine halbe Dosis der Droge gegen die Seekrankheit einnehmen würde, damit er nicht so benommen war, wenn sie ihr Ziel erreichten. Dannyl wurde mit fatalistischer Klarheit bewusst, dass Tayend am Abend hellwach sein und jede Zweisamkeit zwischen Achati und ihm verhindern würde. Aber solche Zweisamkeit würde ohnehin folgenlos bleiben, denn Achati hat uns ja schon vorgewarnt, dass unser nächster Gastgeber ein – wie hatte er sich ausgedrückt? – »säuerlicher Moralist« sei.
    »Willkommen in Duna«, erklärte Achati und deutete auf den vor ihnen liegenden Hafen.
    Die Inava segelte auf ein breites Tal zu. Zu beiden Seiten wurde es von verwitterten Felsen gesäumt, die in mehreren Stufen aufstiegen. In der Mitte ergoss sich ein breiter, schlammiger Fluss ins Meer; sein braunes Wasser schob sich ein Stück weit ins Salzwasser hinein, bevor es sich mit dem Ozean vermischte.
    Achati hatte sich bei seiner Erklärung nicht ganz korrekt ausgedrückt.

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