Sonea - Die Heilerin: Roman
gebracht und was sie sonst noch benötigte, aber sie weigerten sich zu sprechen, selbst wenn Lilia ihnen Fragen stellte. Die Magier, die ihre Tür bewachten, geboten ihr Schweigen, wenn sie klopfte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Ihr blieb wenig anderes zu tun übrig, als über Naki nachzudenken. Obwohl ihr Herz immer noch wehtat, galt dieser Kummer einer Person, die nie wirklich existiert hatte. Naki hatte sich nicht deshalb mit Lilia angefreundet, weil sie sie gemocht hatte.
Wie konnte sie ihren eigenen Vater töten? Aber ich nehme an, er war nicht ihr richtiger Vater. Er war nur der Mann, der ihre Mutter geheiratet hat. Sie hat mir erzählt, er habe ihr nicht geglaubt, als sie sagte, ihr Onkel habe sie missbraucht. War das überhaupt wahr gewesen? Vielleicht. Ich weiß nicht, ob er ihren Hass verdient hat. Ich schätze, ich werde es nie erfahren.
Zorn wirkte der Kränkung darüber, von Naki hereingelegt und verraten worden zu sein, entgegen. Sie war es müde, von Menschen manipuliert zu werden. Zuerst Naki, dann Lorandra. Cery und Anyi waren zumindest ehrlich mit dem gewesen, was sie von ihr wollten. Soweit sie wusste.
Ich werde mich nicht noch einmal von irgendjemandem benutzen und täuschen lassen. Die Menschen werden ihre Vertrauenswürdigkeit beweisen müssen, bevor ich ihnen vertraue. Zumindest bedeutet die Gefangenschaft hier, dass ich viel weniger Menschen begegnen werde, über deren Vertrauenswürdigkeit ich mir Sorgen machen muss.
Schritte und Stimmen draußen vor der Tür lenkten sie von ihren Gedanken ab. Die Tür wurde geöffnet, und Schwarzmagierin Sonea trat ein. Lilias Herz sang vor Hoffnung, nur um sofort wieder in Mutlosigkeit zu verfallen, als sie die Miene der Frau sah. Sie stand auf und verneigte sich hastig.
»Lilia«, sagte Sonea. »Es scheint, ich muss mich im Namen der Gilde dafür entschuldigen, dass man Euch über die Ereignisse des letzten Tages in Unkenntnis gelassen hat. Das Problem ist, dass wir noch nicht entschieden haben, was wir mit Euch tun werden.«
Lilia wandte den Blick ab. Es konnte kein gutes Zeichen sein, wenn sie Mühe hatten, zu einer Entscheidung zu kommen. Soweit sie sehen konnte, bestanden ihre Alternativen darin, sie hinzurichten oder einzukerkern, und da man ihre Kräfte nicht blockieren konnte, würde Letzteres bedeuten, dass zwei Magier als Wachen fungieren mussten. Auf Dauer.
»Ich kann Euch versichern, dass niemand die Todesstrafe für Euch vorgeschlagen hat«, fuhr Sonea fort.
Erleichterung durchströmte Lilia wie die Wärme eines geheizten Raums nach einem Spaziergang durch die winterliche Kälte. Ein Aufkeuchen der Erleichterung drang ihr über die Lippen, dann errötete sie angesichts der unbeabsichtigten Zurschaustellung von Gefühlen.
»Der Punkt, in dem wir keine Einigkeit erzielen können, ist die Frage, was mit Euch geschehen soll. Einige Magier wollen Euch wieder in den Ausguck sperren. Andere wollen Euch wieder in der Gilde sehen.«
Überrascht blickte Lilia auf.
Sonea lächelte. »Natürlich unter strengen Auflagen.«
»Natürlich«, wiederholte Lilia.
»Ich bin für letztere Lösung. Was der Grund ist, warum ich veranlasst habe, dass Ihr in meinen Räumen wohnen werdet, bis die Entscheidung getroffen ist.«
Lilia starrte Sonea ungläubig an. Sie konnte nicht entscheiden, ob dies etwas Gutes oder etwas Schlechtes war. Es würde bequemer und weniger einsam sein als dieser Raum, und es deutete darauf hin, dass die Gilde ihr vielleicht hinreichend vertraute, um davon auszugehen, dass sie nicht noch einmal versuchen würde zu fliehen. Aber sie würde bei Sonea wohnen. Bei einer Schwarzmagierin.
Was genau das ist, was du ebenfalls bist, rief sie sich ins Gedächtnis.
Trotzdem fanden alle Novizen die beiden Schwarzmagier ein wenig beängstigend. Und sie hatte den Verdacht, dass es etlichen Magiern, die ihren Abschluss hatten, nicht viel anders erging. Sonea hatte schwarze Magie benutzt. Sie hatte damit getötet.
Nur zur Verteidigung Kyralias. Nicht wie Naki es getan hat.
Sonea winkte sie heran. »Kommt. Ich bringe Euch zu meinen Räumen.«
Lilia, die ihrer Stimme nicht traute, nickte nur und folgte der schwarz gewandeten Frau aus ihrem Gefängnis. Die beiden Wachen beäugten Sonea nervös, was Lilia nicht gerade ermutigte. Sie folgte Sonea gehorsam durch die Gänge und Flure der Universität und über den Innenhof zu den Magierquartieren.
In dem breiten Flur des Gebäudes kamen sie an zwei Alchemisten vorbei. Der Mann und die Frau
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