Sonea - Die Heilerin: Roman
Herz schlug einen Purzelbaum. »Nein. Es ist verlockend, aber hierzubleiben ist … es ist einfach das Richtige. Früher war es mir nie allzu wichtig, das Richtige zu tun, aber heute sehe ich das anders.«
»Selbst wenn sie dich wieder in den Ausguck sperren? Wie kann das richtig sein? Es wäre eine Verschwendung.«
»Nein.« Lilia schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Gesetz gebrochen und meinen Schwur. Ich habe es aus Dummheit getan, nicht aus Bosheit, aber die anderen Magier müssen sehen, dass ich bestraft werde, damit Novizen wie Naki nicht ebenfalls die Dinge tun, die sie getan hat.« Sie schauderte. »Die Gilde kann es sich eigentlich nicht leisten, Zeit und Magie auf mich zu verschwenden, während sie alle ihre Kräfte benötigt, um Skellin und Lorandra zu finden.«
Aber wenn ich doch fortginge, dachte Lilia plötzlich, könnte ich helfen, Anyi zu beschützen. Und Cery. Ich könnte mich für die Dinge erkenntlich zeigen, die sie für mich getan haben …
Anyi nickte langsam. »Nun, es ist deine Entscheidung.« Sie ergriff Lilias Hand und drückte sie. »Ich hoffe, sie sperren dich nicht ein, denn ich mag dich inzwischen recht gern. Ich würde mich freuen, wenn ich dich wiedersehen könnte.«
Lilia lächelte dankbar. »Mir geht es genauso.«
Ein Klopfen an der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Anyi ließ Lilias Hand los und stand gerade in dem Moment auf, als Sonea eintrat.
»Entschuldigt die Störung«, sagte Sonea und sah Anyi an. »Ich habe gerade eine ziemlich rätselhafte Nachricht von Cery erhalten.« Sie reichte der jungen Frau einen kleinen Zettel. »Ich denke, er möchte, dass du zurückkehrst.«
Anyi las die Notiz und nickte. »Er will, dass ich unterwegs ein paar süße Brötchen besorge.« Anyi drehte sich wieder zu Lilia um und lächelte. »Viel Glück.«
Zu Lilias Erheiterung winkte Sonea und führte sie in ein kleines Schlafzimmer. Dann schloss sie die Tür.
»Hier werdet Ihr schlafen«, erklärte Sonea. Sie beugte sich zur Tür vor, offensichtlich um zu lauschen. »Cery nimmt immer einen anderen Weg als den Flur, um in den Raum zu gelangen, und ich vermute, Anyi hat dieselbe Methode benutzt«, fuhr sie fort. »Ich will nicht wissen, wie, für den Fall, dass jemals jemand meine Gedanken lesen sollte.«
Lilia hörte einen dumpfen Aufprall. Dies musste ein Signal gewesen sein, da Sonea die Klinke drehte und die Tür öffnete. Das Gästezimmer war jetzt leer.
Sonea schaute Lilia an. »Geht es Euch gut?«
»Ja.« Lilia nickte. Obwohl die Nachricht über Nakis Hinrichtung ein Schock gewesen war, fühlte sie sich besser, als sie erwartet hatte. Sie war nicht glücklich, akzeptierte jedoch den Gang der Dinge und hoffte, dass die Zukunft besser sein würde.
»Mir geht es gut«, sagte sie. »Danke. Danke, dass Ihr mir erlaubt, hier zu wohnen.«
Sonea lächelte. »Hoffentlich werden wir bald ein dauerhafteres Zuhause für Euch haben. In der Zwischenzeit macht es Euch hier bequem.«
Lorkin fuhr jäh aus dem Schlaf hoch.
Er schaute sich um und erkannte im schwachen Licht des Wageninneren seine »Retter« und Mitreisenden. Alle schliefen. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Die drei Meister hatten ihn bedrängt, Geschichten aus seiner Zeit bei den Verräterinnen zu erzählen, seit er sich ihnen angeschlossen hatte. Er hatte sich geweigert, sich selbst zu den nichtigsten Einzelheiten des Lebens der Verräterinnen zu äußern, und erklärt, er wage es nicht, irgendetwas zu sagen, bevor Botschafter Dannyl es ihm erlaubte. Glücklicherweise gingen ihre fortgesetzten Versuche, Informationen aus ihm herauszuholen, eher auf eine Art sportlichen Ehrgeiz zurück als auf das ernsthafte Verlangen, etwas Wichtiges zu finden. Sein Schweigen zu dem Thema war eine Herausforderung für sie, aber sie wollten nicht den Tadel jener riskieren, die weiter oben in der sachakanischen Hierarchie standen – und vor allem wollten sie den König nicht verärgern.
Die drei Männer waren entschlossen, Lorkin so schnell wie möglich nach Arvice zu bringen. Lorkin hoffte, dass ihr Motiv in dem Wunsch bestand, diejenigen zu sein, die die Anerkennung für seine Rettung und sichere Rückkehr einheimsten; dieses Motiv war ihm lieber als die andere Möglichkeit: dass sie erwarteten, dass der König Lorkin so schnell wie möglich in die Hände bekommen wollte, um ihn auszuhorchen. Meister Akami hatte den Sklaven befohlen, die Kutsche im höchsten Tempo zu fahren, das möglich war, ohne die Pferde zu ruinieren, und
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