Sonea - Die Heilerin: Roman
nur gerecht. Wir waren schon früher unterschiedlicher Meinung, aber wir haben es immer überwunden.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein Jammer, dass sie so eifersüchtig auf dich war. Sie ist für gewöhnlich so nett zu den Menschen.«
Sonea zuckte die Achseln. »Ich kann ihr keinen Vorwurf daraus machen. Auch wenn sie nicht so scharfsichtig ist wie Rothen, müsste sie immer noch all diese schwarze Magie und meinen Ruf als Mörderin übersehen können.«
Dorrien drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Lass das. Vergiss nicht, du bist das, was zu sein du dich entschieden hast. Deine Roben mögen schwarz sein, aber du hast das Herz einer Heilerin.«
Sonea senkte den Blick und zuckte erneut die Achseln. »Nun, zumindest lassen sie mich größer erscheinen.«
Er lachte leise, dann stand er auf. »Ich sollte wohl besser nach Hause fahren und anfangen, Pläne für unsere Rückkehr ins Dorf zu machen.«
Sonea erhob sich, und sie tauschten die Plätze. »Wann werdet ihr aufbrechen?«
»Einige Wochen nachdem Tylia der Universität beigetreten ist.«
»Denkst du, sie wird sich gut einleben?«
Er nickte. »Sie hat bereits einige Freunde gefunden, sowohl unter den zukünftigen Novizen, die zur gleichen Zeit anfangen werden wie sie, als auch unter denen, die im Sommer an der Universität begonnen haben. Rothen wird ein Auge auf sie halten.«
»Und wir wissen beide, dass er seine Sache ganz hervorragend machen wird.«
Er lächelte. »Das wird er. Gute Nacht, Sonea.«
»Gute Nacht, Dorrien.«
Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, betrachtete Sonea noch eine Weile den verwaisten Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Es war nicht so schmerzhaft gewesen, wie sie befürchtet hatte. Für einen Moment durchzuckte sie ein Stich des Bedauerns. Wenn Dorrien nicht verheiratet gewesen wäre …
Sie schob diesen Gedanken weit von sich, ging zur Tür und öffnete sie; dann winkte sie einem Heiler zu, zum Zeichen, dass sie bereit war, Patienten zu empfangen.
Lorkin schlüpfte in seine Roben, strich den feinen, in einem kräftigen Purpurton gefärbten Stoff glatt und seufzte sowohl vor Dankbarkeit als auch vor Wehmut. Es war seltsam tröstlich, wieder in Roben gekleidet zu sein. Nachdem er in sein neues Zimmer zurückgekehrt war, um ein wenig Schlaf nachzuholen, hatte er sogar, wenn auch nur kurz, erwogen, in ihnen zu schlafen.
Die Jägerkleider hatten so viel mehr gejuckt, und doch fühlte sich die Masse an Tuch unmäßig luxuriös und schwer an nach den schlichten, praktischen Gewändern der Verräterinnen. Er konnte jedoch nicht umhin, die volle, dunkle Farbe auszukosten. Obwohl die Farben, die im Sanktuarium hergestellt wurden, sanfte Töne ergaben und er gelernt hatte, die ästhetische Schönheit in ungefärbtem Stoff zu erkennen, hatte das Purpur der Alchemisten etwas zutiefst Befriedigendes.
Und doch, ich sollte sie nicht tragen. Ich sollte überhaupt keine Roben tragen. Nicht nur weil er durch sein Versprechen gebunden war, in das Sanktuarium und zu Tyvara zurückzukehren, sondern weil er eins der höchsten Gesetze der Gilde gebrochen hatte. Ich habe schwarze Magie erlernt. Selbst wenn sie es über sich bringen könnten, mir das zu verzeihen, würden sie jetzt wahrscheinlich darauf bestehen, dass ich schwarze Roben trage.
Wie und wann er es ihnen erzählen würde, hatte er noch nicht entschieden.
Lorkin ging in den zentralen Raum der Wohnung hinüber; Merria, die darin auf und ab gegangen war, blieb stehen, als sie ihn bemerkte.
»Ah, Lorkin. Ihr seid wach. Gut.« Sie eilte auf ihn zu. »Da ist etwas, das mir erst eingefallen ist, als Ihr schon geschlafen habt. Dies hier.«
Sie hielt ihm einen Ring hin. Ein Blutstein glitzerte in der Fassung. Lorkins Herz machte einen Satz, und er streckte die Hand danach aus.
»Der Blutring meiner Mutter?«
»Ja. Da Botschafter Dannyl Administrator Osens Ring mitgenommen hat, hat er diesen hier zurückgelassen, damit ich mich mit der Gilde in Verbindung setzen kann.« Sie musterte ihn eindringlich. »Ihr werdet ihr erzählen wollen, dass Ihr wieder da seid, aber ich sollte den Ring wahrscheinlich trotzdem behalten. Ist das in Ordnung?«
Er lächelte. »Natürlich. Ich werde sowieso nirgendwo hingehen, bis Dannyl zurück ist.«
Sie wirkte erleichtert. »Das ist gut zu wissen.« Sie sah zuerst den Ring an, dann ihn, und schließlich lächelte sie. »Ich werde Euch jetzt allein lassen.« Sie verließ den Raum.
Lorkin setzte sich, starrte auf den Ring und sammelte seine
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