Sonea - Die Heilerin: Roman
Ein Schwarz magier.«
»Du denkst, mir wäre das nicht aufgefallen?«, erwiderte er.
»Offenbar nicht«, sagte Tayend mit ernster Miene. »Denn anderenfalls müsste ich drei Möglichkeiten in Erwägung ziehen: Entweder bist du senil geworden, oder du bist blind vor Liebe, oder du bist zum Verräter geworden. Für die ersten beiden Möglichkeiten habe ich keine Beweise, was mich als Botschafter in eine heikle Situation bringt.«
»Ich werde nicht zum Verräter«, entgegnete Dannyl. »Soweit ich weiß, ist es kein Akt des Verrats, einen fremdländischen Geliebten zu haben, denn anderenfalls hätte ich nie das Bett mit dir geteilt.«
Tayend verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hier ist etwas anderes. Unsere Länder sind Verbündete. Sachaka ist …«
Als Tayend den Satz nicht beendete, zog Dannyl die Augenbrauen hoch. »Der Feind? Es wird immer unser Feind sein, wenn wir niemals aufhören, es als solchen zu behandeln.«
»Es wird niemals unser Verbündeter sein, solange Sachakaner wie Achati Sklaven halten und schwarze Magie benutzen.« Tayends Augen wurden schmal. »Erzähl mir nicht, dass du deine Position auch in diesen Punkten verändert hast.«
Dannyl schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«
»Gut. Denn ich behalte dich im Auge, Botschafter Dannyl. Sobald du dich in einen Sachakaner verwandelst, werde ich es wissen.« Tayend wandte sich ab und ging zurück zur Luke, so dass Dannyl gezwungen war, seinen schallschluckenden Schild rasch zu senken. »Jetzt werde ich ein wenig schlafen.«
Als die Luke sich schloss, wandte Dannyl sich ab, um wieder aufs Meer hinauszublicken.
Mich in einen Sachakaner verwandeln. Wie lächerlich.
Aber wie es ihm so oft mit Tayend geschah, spürte er, dass ein kleiner Same des Zweifels Wurzeln schlug. Was, wenn er es wirklich tat? War Achati der Grund? Oder lag es einfach daran, dass er sich allzu sehr an die sachakanischen Sitten und Gepflogenheiten gewöhnte?
Wenn das so ist, dann besteht kein Grund zur Sorge. Sobald wir wieder im Gildehaus sind, wird Normalität einkehren.
29 Die Entscheidung
D ie meisten Novizen bekommen diesen Raum niemals zu sehen, dachte Lilia, während sie Schwarzmagierin Sonea in Administrator Osens Büro folgte. Ich habe ihn öfter gesehen, als ich es jemals wollte.
Der Administrator saß hinter seinem Schreibtisch, und Schwarzmagier Kallen hatte auf einem der Stühle für Gäste Platz genommen, aber als sie und Sonea eintraten, standen beide Männer auf. Ein dritter Magier, verborgen hinter der Rückenlehne des Stuhls, auf dem er saß, erhob sich. Zu ihrer Überraschung war es Universitätsdirektor Jerrik.
»Lilia«, sagte Osen, als er um seinen Schreibtisch herumging und auf sie zukam. »Wie fühlt Ihr Euch?«
Sie blinzelte ihn an, ein wenig überrascht angesichts einer solch höflichen Frage.
»Mir geht es gut, Administrator Osen«, erwiderte sie. Ich bin es müde, darauf zu warten zu erfahren, ob ich wieder eingesperrt werde, fügte sie im Stillen hinzu.
»Das freut mich«, sagte er. »Wie Ihr wisst, haben wir darüber gesprochen, was mit Euch geschehen soll. Ich bin glücklich, Euch berichten zu können, dass wir zu einer Entscheidung gelangt sind und dass der König sie gebilligt hat.« Er lächelte. »Ihr dürft in die Gilde zurückkehren und Eure Ausbildung vollenden.«
Sie sah ihn ungläubig an, dann sprang ein Lächeln auf ihre Lippen. »Danke.«
Seine Miene wurde ernst. »Das Angebot ist jedoch mit einigen Bedingungen verbunden. Ihr werdet das Gelübde der Novizen noch einmal ablegen müssen.«
Lilia nickte zum Zeichen, dass sie dazu bereit war.
»Es wird Euch nicht gestattet sein, das Gelände der Gilde zu verlassen, es sei denn, Ihr hättet die Erlaubnis von mir persönlich, dem Hohen Lord Balkan, Schwarzmagier Kallen oder Schwarzmagierin Sonea«, fuhr Osen fort. »Es wird Euch nicht gestattet sein, schwarze Magie zu benutzen, es sei denn, der König würde irgendwann in Zukunft zustimmen, dass Ihr die Position einer Schwarzmagierin einnehmt. Um Euch als eine Person zu identifizieren, die sich auf schwarze Magie versteht, werdet Ihr ein schwarzes Band an den Ärmeln Eurer Roben tragen.«
Lilia nickte abermals und hoffte, dass man ihr ihre Enttäuschung nicht anmerkte. Seit sie mit Anyi gesprochen und von der Gefahr gehört hatte, die ihr und ihrem Vater von Skellin drohte, hatte Lilia gehofft, eine Möglichkeit finden zu können, ihr zu helfen. Wenn sie das Gelände der Gilde nicht verlassen durfte, wie konnte
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