Sonea - Die Heilerin: Roman
mehr.«
Das Glühhaus. Der Wein, den sie in die Gilde schmuggelt. Sie hat immer dafür bezahlt. Ich habe nichts bezahlt. Lilia fühlte sich schuldig. Sie ging zum Bett hinüber und setzte sich neben ihre Freundin.
»Was ist mit dem Taschengeld, das wir bekommen?«
Naki verzog das Gesicht. »Du bekommst es; ich bekomme es nicht. Weil ich aus einem der Häuser stamme, bekomme ich gar nichts. Stattdessen wird von meiner Familie erwartet, mir ein Taschengeld zu zahlen.«
»Du hast immer alles bezahlt«, begann Lilia. »Ich sollte …«
»Nein!« Naki schnitt ihr das Wort ab. »Biete mir ja nicht an, für meine kleinen Extras zu bezahlen.«
» Unsere Extras«, korrigierte Lilia sie. »Lass mich zumindest dafür bezahlen, bis du … eine andere Möglichkeit findest, etwas Geld zu verdienen. Es wäre schön, wenn ich für eine Weile dich verwöhnen könnte.«
Naki sah Lilia überrascht an, dann verzog sie die Lippen zu einem breiten Lächeln. »Oh Lilia. Du bist so nett.« Sie schlang die Arme um Lilia und zog sie an sich.
Lilia erwiderte die Umarmung ihrer Freundin. Die schlichte Wärme dieser Geste erfüllte sie mit Glück. Als Naki von ihr abrückte, ließ sie sie los, aber das andere Mädchen lehnte sich nur ein wenig zurück. Lilia schaute auf und stellte fest, dass Naki sie mit nachdenklicher Miene eindringlich musterte.
Dann beugte Naki sich vor und küsste sie.
Wieder einmal stürmten alle möglichen Hoffnungen und Ideen auf Lilia ein, die die anderen Novizen missbilligten, und ihr Herz begann sehr schnell zu schlagen. Sie erwiderte den Kuss und wagte nicht, darüber nachzudenken, was als Nächstes geschehen könnte; sie wollte das Risiko nicht eingehen, den Augenblick zu verderben.
Unausweichlich beendete Naki den Kuss. Ihre Augen waren dunkel, ihre Miene undeutbar. Lilia hätte ihr gern ihre Liebe gestanden, aber sie zögerte aus Angst, dass sie die Situation falsch einschätzte und Naki sie vielleicht abstoßend finden mochte.
Plötzlich grinste Naki und sprang vom Bett. »Lass uns in die Bibliothek gehen«, sagte sie. »Ich habe dort ein wenig Feuel verstaut.«
Können wir denn gar nichts ohne Feuel tun? Lilia schob den mürrischen Gedanken beiseite und stand auf. »In Ordnung …«
Naki wurde noch übermütiger und rastloser, als sie sich leise in die Bibliothek schlichen, und ihre Bewegungen verrieten größte Erregung. Sobald das Kohlebecken brannte, drängte sie Lilia, den Rauch tief einzuatmen. Sie ließen sich in zwei großen Sesseln nieder.
»Wird dein Vater nicht hier hereinkommen?«, fragte Lilia, bevor die Droge sie daran hindern konnte, der Angelegenheit genug Beachtung zu schenken.
»Er wird schlafen«, erwiderte Naki. »Bevor du gekommen bist, hat er sich darüber beklagt, dass er einen langen Tag gehabt habe und so müde sei.«
Sie entspannten sich für ein Weilchen und genossen das Feuel, dann stand Naki auf und ging zu dem Tisch mit der Glasplatte. Sie stützte sich darauf und schaute auf den Inhalt hinab. Einen Moment später richtete sie sich auf, als sei sie zu einer Entscheidung gekommen, und öffnete die Seite des Fachs unter der Glasplatte. Sie griff hinein und holte etwas heraus, und als sie zu den Sesseln zurückkam, sah Lilia, dass es das Buch war, das Naki ihr schon einmal gezeigt hatte. Das Buch, das Anweisungen über die Benutzung von schwarzer Magie enthielt.
Ein schwaches Unbehagen regte sich in Lilia, aber sie war zu träge, um auch nur die Stirn zu runzeln.
Mit einem Seufzen ließ Naki sich wieder in ihren Sessel fallen. Sie hob das Buch hoch und musterte es nachdenklich. Dann schlug sie es auf und blätterte vorsichtig in den Seiten.
»Ich könnte wahrscheinlich ganze Absätze daraus zitieren.«
»Wie oft hast du es dir angesehen?«, fragte Lilia.
»Öfter, als ich mich erinnern kann.« Naki zuckte die Achseln. »Mein Vater sollte wissen, dass ich es als Herausforderung auffasse, wenn er mir etwas verbietet.«
»Du hast das ganze Ding gelesen?«
Naki blickte zu Lilia auf und lächelte. »Natürlich. Es ist kein dickes Buch.«
»Also hast du auch den Teil gelesen … der …«
Nakis Lächeln wurde breiter. »Den Teil über schwarze Magie. Ja. Habe ich.« Sie senkte den Blick. »Es ist erstaunlich einfach. Ich habe mich oft gefragt, ob ich es tun könnte, wenn ich diese Anweisungen befolge.«
»Aber man kann schwarze Magie nicht aus einem Buch lernen«, rief Lilia ihr ins Gedächtnis. »Sie muss von Geist zu Geist gelehrt werden.«
»Das ist wahr. Ich
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