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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Wölbung ihrer Lippen...
    Die plötzlich zuckten. Hastig wandte er den Blick ab.
    Er spürte, wie sie schnell einen Schild hochriss, als sie aufwachte und feststellte, dass sie ihren alten Schild hatte sinken lassen, daher zog er seinen so weit zurück, dass er nur noch ihn selbst umgab. Während er lauschte, wie sie tief einatmete und dann gähnte, musterte er die Ruinen, in denen sie sich versteckten. Hoch oben auf einem felsigen Hügel gelegen, boten sie einen Blick auf die Stelle, an der die Straße, der sie gefolgt waren, auf eine weitere Straße stieß. Da die Sonne kurz nach ihrer Ankunft aufgegangen war, hatte er Einzelheiten des Gebirges erkennen können, das zuvor nur eine neblige, ungleichmäßige blaugraue Linie am Horizont gewesen war.
    Jetzt, während die Nacht sich vertiefte, konnte er niedrige Hügel ausmachen. Hinter ihnen lag größtenteils ebenes Bauernland, hier und da unterbrochen von Obstplantagen oder kleinen Wäldern für das Wild und kreuz und quer durchzogen von niedrigen Mauern.
    »Wie weit sind wir noch entfernt?«, hatte er gefragt.
    »Wir werden noch drei oder vier Nächte durch die Vorhügel wandern und dann noch einige weitere, um in die Berge hinaufzuklettern.«
    Obwohl Tyvara schon früher hier gewesen war, wusste sie nichts über die Ruine. Er sah sie an und stellte fest, dass sie wach war, wenn auch anscheinend noch ein wenig müde.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich umsehe?«, fragte er.
    Sie blickte zum Himmel empor, der jetzt von einem dunklen Scharlachrot war, aber die Nacht war noch nicht dunkel genug, um sich weit vorzuwagen. »Geh nur. Aber sorg dafür, dass man dich von der Straße aus nicht sehen kann.«
    »Natürlich.«
    Sie hatten in einem offenen Geviert von Mauern Zuflucht gesucht. Er steuerte eine der Lücken an, um sich das Gebäude von außen näher anzusehen.
    Eine Frau trat in die Lücke.
    Er blieb wie angewurzelt stehen. Die Frau war wie eine Sklavin gekleidet, aber ihr Benehmen war vollkommen falsch. Sie lächelte ihn an, doch das Lächeln war nicht freundlich. Instinktiv stärkte er seinen Schild. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und kniff die Augen zusammen.
    Sein Schild vibrierte heftig, als Magie dagegenschlug. Die Luft zwischen ihnen schimmerte. Er wich zurück. Der Blick der Frau war kalt und eindringlich. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihn zu töten beabsichtigte. Sein Herz begann vor Furcht schneller zu schlagen. Er spürte den wachsenden Drang, die Flucht zu ergreifen.
Was vernünftig wäre,
dachte er.
Sie muss eine Verräterin sein, was bedeutet, dass sie eine Schwarzmagierin ist, was bedeutet, dass sie erheblich stärker ist als ich.
Aber bevor er diesen Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, trat Tyvara an ihm vorbei. Der Blick der Frau wanderte zu ihr hinüber. Eine schwindelerregende Woge der Erleichterung schlug über ihm zusammen. Sie blieb einen Schritt vor ihm stehen, und er spürte, wie ihr Schild den seinen umschlang. Obwohl der magische Angriff abbrach, sorgte er dafür, dass sein Schild innerhalb dem von Tyvara stark blieb, für den Fall, dass ihrer ins Wanken geriet.
    »Lass das, Rasha«, sagte Tyvara. »Nur wenn du es auch lässt«, erwiderte die Frau. »Schwörst du, dass du mich oder Lorkin nicht angreifen wirst?«
    »Ich schwöre, dass ich dich nicht angreifen werde. Aber er...« Der Blick der Frau wanderte zu ihm herüber. »Er muss sterben.«
    Lorkin schauderte. Doch er bemerkte auch, dass die Frau aufgehört hatte, Tyvara anzugreifen.
    »Die Königin hat verboten, ihn zu töten.«
    »Sie hat kein Recht, uns zu sagen, dass wir keine Rache üben dürfen«, zischte Rasha.
    »Ishira war die Erste.«
    Die Augen der Frau blitzten vor Wut auf. »Die Erste oder die Letzte, welche Rolle spielt das?«
    »Sie war auch meine Spielkameradin. Denkst du, ich würde sie nicht vermissen? Denkst du, ich habe nicht getrauert?«
    »Du weißt nicht, wie es ist, ein Kind zu verlieren!«,
rief die Frau.
    »Nein«, antwortete Tyvara mit einem scharfen Unterton. »Aber ich würde die Königin als ein Beispiel dafür ansehen, wie man mit dem Verlust lebt, nicht jene, die das Kind eines anderen wegen dessen Fehlern oder Verbrechen ermorden würden.«
    Rasha starrte Tyvara an, ihr Gesicht eine Maske des Hasses. »Nicht jeder kann so versöhnlich sein. Nicht in einem solchen Fall. Und nicht, wenn es darum geht, dass du eine von uns ermordet hast.« Die Augen der Frau glänzten. »Du verschwendest deine Stärke auf seinen Schutz. Überlass ihn

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