Sonea - Die Hueterin
»Die Verräterinnen sind keine Narren. Sie verstehen sich darauf, ihre Spuren zu verwischen. Was nicht schwierig ist, wenn das Land aus glattem Stein besteht und man in der Lage ist zu schweben.«
Dannyl runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn die Verräterinnen wollten, dass wir an einem bestimmen Ort bleiben oder in eine andere Richtung Weiterreisen, hätten sie es uns wissen lassen.«
»Diese ganze Reise und all die Hinweise, denen wir gefolgt sind, könnten eine List gewesen sein«, bemerkte Achati. »Dazu gedacht, uns etwas zu tun zu geben und uns in die falsche Richtung zu schicken.«
»Dann spielt es keine Rolle, ob wir Weiterreisen. Sie haben uns bereits zu Narren gemacht. Aber wenn es eine Chance gibt, dass sie es nicht getan haben und wir auf der richtigen Spur sind, dann bin ich bereit, das Risiko einzugehen, einen noch größeren Narren aus mir zu machen, indem ich weiter in Richtung der Berge reise. Die Chance, Lorkin zu finden, ist es wert.«
Achati musterte Dannyl nachdenklich, dann nickte er. Der Sklave kehrte zurück und reichte ihm den Krug. »Dann werden wir aufbrechen. Reicht Euch morgen früh?« Er füllte seinen Kelch nach, hielt jedoch inne, um Dannyls Antwort abzuwarten.
Dannyl betrachtete den Mann und bemerkte Anzeichen von Widerstreben.
Ich sollte ihn nicht zu sehr bedrängen,
dachte er. Er nickte. »Natürlich. Aber eine Abreise am frühen Morgen wäre das Beste.«
Der Achati seufzte, nickte und leerte dann seinen Kelch. »Ich werde einen Sklaven ausschicken, damit er Tanucha davon in Kenntnis setzt, dass wir Weiterreisen werden, und um einige Vorräte für die Reise zu erbitten. Im Gebirge gibt es weniger Güter, und sie sind in der Regel nicht allzu wohlhabend. Außerdem werden wir einige magische Unterstützung benötigen. Ich werde mich mit dem König in Verbindung setzen und ihn bitten, uns jemanden zu schicken.« Mit einem Ächzen erhob er sich. »Wartet nicht auf mich. Geht zu Bett. Dies könnte einige Zeit dauern.«
Magische Unterstützung. Mit dem König in Verbindung setzen.
Ein Stich der Sorge durchzuckte Dannyl.
Er
hält diese Verräterinnen wirklich für gefährlich.
»Ashaki Achati?«, sagte Dannyl.
Der Mann drehte sich zu ihm um. »Ja?«
Dannyl lächelte. »Danke.«
Achatis Stirnrunzeln verschwand, und in seine Augen trat ein warmer Ausdruck der Gutmütigkeit. »Ich denke, ich könnte mich an das kyralische Benehmen gewöhnen.« Dann wandte er sich um und verschwand durch die Tür in sein Zimmer.
Lorkin öffnete die Augen. Orangefarbene Wolken zogen über den Himmel. Er runzelte die Stirn. Er hatte geträumt, aber er konnte sich nicht an den Traum erinnern. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Er hatte dieses unangenehme, beunruhigende Gefühl, gestört worden zu sein. Aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, bevor er dazu bereit gewesen war.
Er spürte eine Berührung, und plötzlich hämmerte sein Herz.
Als er den Kopf hob, sah er, dass Tyvara im Sitzen eingeschlafen war. Gegen die Mauer der alten Ruine gelehnt, war sie zur Seite gerutscht und hatte instinktiv das rechte Bein angewinkelt, um nicht umzukippen. Ihr Knie war auf seinen Arm gesunken.
Ihre Haut war wunderbar warm - ein scharfer Kontrast zu dem kalten Boden unter ihm und der wachsenden Kühle der hereinbrechenden Nacht. Obwohl Sachaka tagsüber warm war, konnten die Abende überraschend kalt sein.
Was soll ich tun? Wenn ich mich bewege, wird sie aufwachen. Aber sie sollte Wache halten, und es ist ohnehin beinahe Zeit, wieder aufzubrechen.
Doch sie brauchte den Schlaf. Sie hatte nachts länger Wache gehalten als er, obwohl er einwandte, dass er durchaus in der Lage war, die Last mit ihr zu teilen. Er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er die Erschöpfung auf magische Weise heilen konnte. Es wäre unsensibel gewesen, wenn man bedachte, was sein Vater den Verräterinnen versprochen und dann nicht gehalten hatte.
Die kalte Luft verriet ihm, dass sie auch den magischen Schild, der sie schützte, hatte fallen lassen, daher zog er einen eigenen Schild hoch und wärmte dann die Luft darin. Er hielt sich möglichst reglos, um sie nicht zu stören, und beobachtete sie im Schlaf. Die dunklen Ringe unter ihren Augen und die kleine Falte auf ihrer Stirn machten ihm Sorgen. Aber sie so eindringlich betrachten zu können, ohne sie zu beunruhigen oder in Verlegenheit zu stürzen... Er konnte die weibliche Wölbung ihres Kinns bewundern und den exotischen Schnitt ihrer Augen, die
Weitere Kostenlose Bücher