Song of Blood (German Edition)
ami“, sagte er und seufzte theatralisch. „Nicht, dass der liebe Louis Wind davon bekommt, dass ihm jemand Hörner aufgesetzt hat. Der würde direkt aus seiner Gruft kriechen und eine Hinrichtung anordnen.“
„Mathis, dir ist bestimmt klar, dass ich Songlian wieder mit zurück nach New York nehme, nicht wahr?“, sagte Far sich jetzt vorsichtig vorwagend.
Mit einem wehmütigen Lächeln nickte Mathis. „Naturellement weiß ich das. Ich hoffe bloß, er lässt sich nicht erneut fünfzig verfluchte Jahre Zeit, um mich einmal zu besuchen.“
„Magst du nicht einfach mitkommen?“, erkundigte sich Far und überraschte ihn mit diesem Angebot. „Hübsche Frauen gibt es nämlich auch in New York.“
Entschieden schüttelte Mathis den Kopf. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht, Far. Ich gehöre zu Frankreich und Frankreich gehört zu mir. Außerdem würde ich mir bei eurer grand amour wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. Dein Angebot ist jedenfalls sehr freundlich. Ich danke dir dafür.“
„Überleg es dir in aller Ruhe“, murmelte Far. „Es ist kein schönes Gefühl zu wissen, dass man der Grund für die Trennung zweier guter Freunde ist“.
„Rede keinen Unsinn. Sag mir lieber, was ihr beide für heute geplant habt.“ Mathis konnte die verstohlenen Blicke auf Fars nackten Leib nicht lassen. „Oder wollt ihr den ganzen Tag im Bett herumtollen?“
„Die Idee klingt sehr verlockend. Trotzdem wollte ich Far die Stadt zeigen. Immerhin ist dies sein erster Besuch in Paris“, antwortete Songlian, der soeben aus dem Bad zurückkehrte. Aus dem Kleiderschrank holte er sich etwas zum Anziehen und zog sich ein leichtes Shirt und eine Jeans an. Far entschlüpfte ein leises Seufzen. Er sah aus, als wäre er Songlian vollkommen verfallen. Mathis registrierte es zu seiner Zufriedenheit.
„Und was willst du besichtigen, Far?“, fragte er. „Den Eifelturm? Oder die Katakomben? Ah non, ich hab’s. Welcher Vampir interessiert sich nicht für den Friedhof Père-Lachais? Ihr könntet Chopins Grab besuchen.“
„Far hat es nicht so mit klassischer Musik.“
„Eigentlich würde ich mir lieber ansehen, wo sich Songlian hier herumtreibt. Auf Tourismus habe ich keine Lust. Wahrscheinlich, weil ich ein Kunstbanause bin.“ Far lächelte Songlian entwaffnend an.
Der wandte sich zu Mathis und meinte achselzuckend: „Er ist ein bisschen einfach gestrickt, Mathis. Immerhin, er hat bereits eine Oper besucht und wollte sich sogar eine zweite zumuten. Im Laufe der Zeit bläue ich ihm sicherlich etwas Kultur ein.“ Ein Kissen traf Songlian mitten im Gesicht und ehe sich der rächen konnte, stand Far bereits in der Tür.
„Ich ziehe mir schnell etwas an“, rief er, lachte und war im nächsten Moment verschwunden. Songlian warf das Kissen auf das Bett zurück, wo Mathis weiterhin lag. Herausfordernd schaute er ihn an.
„Sieh mich nicht derartig an, Florean. Ich habe partout nichts an deinem Beau auszusetzen. Bien, vielleicht ist er eine Spur zu attraktiv. Da kann man wirklich schwach werden.“
„Lass die Finger von Far, der gehört ganz allein mir.“
Mathis erhob sich umständlich und trat auf ihn zu.
„Deine Augen leuchten, sobald du ihn ansiehst und du strahlst, wenn er den Blick auf dich richtet. Den richtigen Partner fürs Leben zu finden, ist eine schwierige Sache, mon ami. Schließlich soll es die Jahrhunderte überdauern. Bei euch habe ich ein sehr gutes Gefühl. Halt ihn fest, Florean. Halte ihn gut fest.“ Mathis gab seinem Freund einen Klaps auf die Schulter und ließ ihn dann allein.
Songlian schaute seinem langjährigen Freund nachdenklich hinterher. Was sollte das heißen: Halte ihn fest? Natürlich würde er nicht noch einmal einen solchen Fehler begehen und Far den Rücken kehren. Die letzten sechs Monate waren ihm eine ziemlich schmerzhafte Lehre gewesen. Oder hatte Mathis etwas anderes gemeint? Sein Freund war selten so ernster Stimmung, aber die letzten Worte eben hätten nicht ernster sein können. Ob Mathis ein ungutes Gefühl beschlichen hatte? Songlian wusste den fröhlichen Franzosen zu schätzen, hatte sich oftmals auf dessen verrückte Ideen eingelassen und allerhand Unfug mit ihm zusammen veranstaltet. Manchmal hatte sein Freund jedoch seltsame Ahnungen. Keine direkten Visionen, wie sie manche Vampire bekamen, aber kleine, gefühlsmäßige Warnungen. Und es war niemals ein Fehler gewesen auf Mathis’ Worte zu hören, sobald er in diese Stimmung geriet.
„Fertig!“ Far
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